Ich kann die Frage nach "muß es eine Stadtvilla sein" sehr gut verstehen. Momentan baut jeder eine irgendwie geartete Stadtvilla und das ganze führt zu uniformen Neubaugebieten, die mehr als langweilig sind. Deswegen find ich die Frage berechtigt. Ein bisserl mehr architektonischen Esprit und Eigenständigkeit würde ich mir oft wünschen, wenn ich so durch Neubaugebiete gehe. Die meisten Häuser sind austauschbar und, sorry, langweilig. Diese "Stadtvillen" kann ich persönlich schon lange nicht mehr sehen.
Aber das ist ja hier schon durch, wenn ich das richtig verstehe, oder? Vertrag ist unterschrieben, es wird also ein Haus von einem Bauanbieter und somit allerhöchstwahrscheinlich ein Standardgrundriss mit leichten persönlichen Modifizierungen. Sonst wäre die Entscheidung zwischen zwei fest definierten qm-Zahlen wohl nicht nötig gewesen, denn ein frei geplantes Haus muß sich ja nur der Grundflächenzahl und dem Bauplan beugen und dazwischen ist viel freier Raum für individuelle Planungen und, vor allem, Ideen!
Mir persönlich tut's weh, wenn immer so standardisiert gebaut wird und die Chance auf was wirklich kreatives nicht genutzt wird, obwohl offensichtlich die nötigen finanziellen Mittel durchaus vorhanden wären.
Schade!
Ein paar Überlegungen zum vorliegenden Grundriss von meiner Seite:
Ich arbeite gelegentlich von zu Hause und aktuell haben wir das Arbeitszimmer NICHT auf der gleichen Ebene wie Küche-/Wohnbereich. Ich kann das nicht empfehlen. Ich zumindest hole mir gern mal einen Tee/Kaffee/Wasser/Snack und jedes Mal latschee ich die Treppe rauf und runter. Dann kommt der Postbote, ich latschee wieder Treppe etc. Ich würde daher das Gästezimmer im EG eher als multifunktionalen Raum nutzen. Bei nur 5 Übernachtungsgästen/Jahr sollte das kein Problem werden. Und wenn mich meine kleinen, grauen Zellen nicht trügen, dann war auch von einer gewerblichen Nutzung die Rede. Könnte es sein, daß da auch mal Kunden oder sonst fremde Leute ins Arbeitszimmer müssen? Dann wäre für mich persönlich ein AZ im privaten Bereich ein absolutes NoGo (allein die Vorstellung, der Partner ist vielleicht krank und liegt im Bett und nebenan hat man eine Kunden im Büro und der Kranke will man über den Flur ins Bad...nääääää, geht gar nicht!).
Ich gebe euch recht, daß man, wenn man den Platz hat, den auch vor allem den Familienmitgliedern zur Verfügung stellt. Also ein großes Kinderzimmer ist schon schön. Die Frage muß man sich aber schon stellen lassen, inwiefern das auch genutzt wird. Als wir Kinder waren, haben wir vor allem im Kinderzimmer gespielt. Vielleicht am Wochenende mal im Wohnzimmer, aber dann wurde das Spielzeug abends auch schön wieder ins Kinderzimmer geräumt. In den seltensten Fällen durften wir mal über Nacht was im Wohnzimmer lassen. Uns Hauptaktionsraum war das Kinderzimmer und unsere Kinderzimmern waren mit 16qm für damalige Verhältnisse auch komfortabel groß.
Ich erlebe aber heute immer mehr, daß die meisten Kinder das Wohnzimmer okkupieren und der Großteil der Spielsachen sich auch dort befindet und die Kinder auch die meiste Zeit dort spielen. Da kann man jetzt eine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen, ob das ok ist und ob man nicht einen Raum haben kann, wo die Belange der Erwachsenen (Ordnung???) Vorrang haben oder nicht, aber überlegt, wie es bei euch ist.
Wenn die Kleine hauptsächlich im Wohnzimmer sein wird, macht so eine Riesensuite, wie ihr sie hier plant, nicht wirklich Sinn. Das wird ein Ballsaal, in dem sich ein kleines Kind abends, wenn es dunkel ist und sie allein im Zimmer liegt, nahezu verloren fühlen wird.
Und aus dem kleinen Kind wird irgendwann mal ein Pubertierender, dann ist ein größerer Raum durchaus angemessen, aber auch hier könnte man besser planen:
Wie wäre es, der Tochter eher eine kleine Wohneinheit im OG zu planen? Zwei Räume und ein kleines Bad dazwischen. Jetzt, als Kleinkind, nutzt sie einen Raum als Kinderzimmer, vielleicht den zweiten als Spielzimmer, wenn das eben nicht das Wohnzimmer ist. Oder ihr verwendet dieses Zimmer mit dem kleinen Bad nebenan als Gästezimmer, bis die Tochter es brauchen kann. (und solange ist das Büro im EG rein Büro und wird dann später eben das Multifunktionszimmer).
Denn, und das ist noch ein Punkt, den ich zum Nachdenken in den Raum werfe:
Das Bad oben ist nett, aber auch nicht mehr. Für drei Personen empfinde ich es als eher knapp bemessen, vor allem, da nicht einmal zwei Waschbecken geplant sind. Das gibt Engpässe, wenn nicht gerade schon mit Kleinkind, ganz sicher mit dem zu erwartenden Pubertierender!
Ich würde also hier schon ganz klar zwei Bereiche planen: eine Seite Eltern, eine Seite Tochter (mit 2 Zimmern, Schlafen - Wohnen und kleines Bad). Die Tochter wird ihre Seite aktuell nicht vollständig nutzen, aber später als Teenager glücklich über ihr eigenes kleines Reich sein. Es wäre sogar zu überlegen, ob man im späteren Wohnzimmer der Tochter ggf. die Anschlüsse für eine kleine Kücheneinheit schon mal anlegt. Ich hatte eine Freundin, die, als die Eltern neu bauten, so einen Bereich mit kleiner Küche für sich hatte. Ich fand das supertoll und war sehr neidisch!
Und ihr habt einen badzeitintensiven Teenager raus aus eurem Bad. Glaubt mir, das trägt zu eurem Wohlbefinden bei!
Mir würde die Ankleidelösung auch nicht so 100%ig gefallen, weil der, der früher aufsteht, den, der noch schlafen kann, so immer stören wird. Vielleicht kann man das auch noch etwas entschärfen.
Insgesamt ist der Entwurf nett, aber weit entfernt von innovativ.
Wie schaut es bei euch aus mit Zeit? Müßt ihr schnell bauen oder könnt ihr euch für die Planung entsprechend Zeit gönnen? Ich spreche aus Erfahrung, wir wollten eigentlich sehr schnell das Bauen anfangen und hatten auch einen durchaus guten Entwurf. Durch ein bisserl Ärger mit Bauamt und früheren Architekten hat sich das alles sehr verzögert und ich bin mittlerweile SEHR froh über diese Verzögerung. Wir beschäftigen uns jetzt bald ein Jahr mit dem Projekt und das tut dem Entwurf wirklich gut. Man sammelt viel mehr Input, wenn man sich Zeit dafür gönnt und viele Ungereimtheiten fallen einem erst im Laufe der Zeit auf. Daher: wenn ihr Zeit habt, nehmt sie euch!
Seid offen für neue Vorschläge, auch Sachen, wo ihr anfangs den Kopf schüttelt. Klammert nicht an Vorstellungen fest, die ihr jetzt im Kopf habt, werdet frei!
Ich glaube, dann werdet ihr langfristig eine bessere und für eure Situation individuell angepaßte Lösung finden. Das hier ist noch eher "Mainstream" mit ein paar Modifikationen. Da geht mehr!