Hallo,
Oh ja, ich erachte es sogar als äußerst sinnvoll, die Leistungsphasen vertraglich zu trennen. So kann man nach Baugenehmigung abchecken, ob die Zusammenarbeit mit dem Architekten klappt oder nicht.
Das sehe ich ähnlich …
Wenn es funktioniert, ist es aber durchaus sinnvoll, mit dem Architekten das Projekt zu Ende zu bringen. Warum sollte man denn plötzlich mit einem GU weitermachen ? Das macht für mich gar keinen Sinn.
Entspricht aber häufiger Praxis – ich kann nur vermuten, dass es daran liegt, dass die/der potentielle BauherrIn einem freien Architekten eine „interessantere Raumaufteilung“ zutraut, denn einem vertraglich gebundenen Architekten. Es kann allerdings auch damit zusammenhängen, dass viele GU einzig „ihr Programm“ anbieten; vielleicht noch ein wenig Wände schieben und das war´s. Was bei beiden Erklärungsversuchen Bestand hat, ist, dass die Architekturkosten zweimal bedient werden, insofern ist es nicht nachvollziehbar - nach der Eingangsentscheidung pro Architekt und vorausgesetzt, die Zusammenarbeit harmoniert – einen GU zu beauftragen.
Um alles selber mit einem Architekten zu machen fehlt mir einfach die Zeit
Und gerade deshalb sollte man mit dem Architekten zusammenarbeiten. Das ist doch gerade der Vorteil. Man kann von der Auswahl der Handwerker bis zur Auswahl der Materialien und Einrichtung alles mitbestimmen, muss es aber nicht. Du bist völlig frei und kannst dem Architekten freie Hand lassen ohne befürchten zu müssen, das billige Materialien ver- und vor allem falsche Konstruktionen gebaut werden. Wichtig ist natürlich, dass Du ihm vertraust.
Ich widerspreche Dir nur ungern, da ich Deine sachlichen Beiträge sehr schätze, die Realität sieht doch ein wenig anders aus; vielleicht unterliegst Du aber auch nur einer Fehleinschätzung, welcher ich auch noch hin und wieder anheimfalle – Du und ich arbeiten vmtl. anders :D In den vielen Jahren im Job, habe ich immer wieder mit wechselnden Architekten zusammengearbeitet, sowohl hausintern, als auch unternehmensfern; die Bandbreite der Charaktere ist vergleichbar dem Ozean an Charakteristika der BauherrInnen. Eines haben sie jedoch mehrheitlich gemein: sie fordern BauherrInnen/Verkäufer viel Geduld und Zeit ab. Insofern habe ich es mir zur Regel gemacht, potentielle BauherrInnen mit dem erkennbaren Willen zum obsessiven Eingreifen in den Bauablauf und
entsprechender Zeit, in die Projektbetreuung durch einen Architekten zu übergeben.
Deinem GU musst Du auch vertrauen, aber dieser versucht meistens (meistens, nicht immer) einen möglichst großen Gewinn einzufahren. Leider bleiben dabei eine sinnvolle Materialauswahl und gute Konstruktionen auf der Strecke......
Nicht bei jedem GU – das Problem entsteht ab dem Punkt, wo seriöse Verkäufer die exakten Kosten eines BV benennen; die stereotype Antwort bei schlichteren Gemütern lautet dann zumeist: „ die Firma xyz ist aber viel _billiger_“. Diese Art BauherrInnen wechseln dann konsequent zum Billiganbieter und anschließend – wenn sich herauskristallisiert – dass der zuvor gemiedene, seriöse Verkäufer tatsächlich die wahren Zahlen offenbart hat – ist das Geschrei groß und Funk/Fernsehen und Internet werden auf das Kräftigste bemüht. Manchmal hege ich die leise Vermutung, dass diese Art der Abrechnung nur dem einen Zweck dient, sich nicht mit der zuvor getroffenen Fehlentscheidung auseinanderzusetzen …
Noch ein Wort zum „möglichst großen Gewinn“: in der Regel werden nach der Kalkulation des BV,
feste Prozente für den Unternehmensgewinn hinzu addiert; das ist auch gut so, denn das Unternehmen hat ja die Pflicht, Gewinne zu erzielen. Der Prozentsatz ist unterschiedlich, je nachdem, ob das Unternehmen Musterhäuser betreibt, aufwendige Werbemaßnahmen ergreift oder nicht. Hierin unterscheiden sich die Anbieter von Fertig-/Holz- oder Massivhäusern nur darin vom Architekten, dass Letzterer
gezwungen ist, sein Honorar anhand der HOAI in Rechnung zu stellen; ein massives Ausreißen des Honorars nach unten oder oben ist so nicht möglich. Wenn ich allerdings die Summen für beide Varianten – Aufschlag GU oder Honorar Architekt – miteinander vergleiche, kann ich feststellen, dass sie sich nicht so extrem voneinander unterscheiden.
Es ist meine feste Überzeugung, dass es nicht zielführend ist, wenn sich Architekten und GU verbale Schlachten liefern, wer nun die bessere Wahl beim geplanten BV sei; manchmal ist es der GU, manchmal der Architekt. Beide sollten dagegen an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, unser beider Branche in den Augen der Öffentlichkeit ins rechte Licht – akzeptiert von der Gesellschaft – zu rücken. Dazu ist es u.a. notwendig, potentiellen BauherrInnen vor Augen zu führen, dass sie besser daran täten, ihr BV noch ein wenig in die Zukunft zu verlegen. Würde dies konkludent geschehen, gäbe es schon weit weniger schwarze Schafe in unserer Branche, als es heute leider noch der Fall ist. Denn gerade die o.e. BauherrInnen füllen die Bücher derjenigen, welche eine gesamte Branche in Verruf bringen.
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