Wärmepumpe Erfahrungen - Einschätzung?

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Zuletzt aktualisiert 24.11.2024
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B

BungaSeppel

Kann es sein, dass dein Denkfehler im Verständnis der Funktion einer Wärmepumpe liegt? Eine Wärmepumpe verwendet die eingesetzte elektrische Energie nämlich nicht direkt zum Heizen sondern dazu, der Umwelt Wärmeenergie zu entziehen, diese ins Haus zu transportieren und auf ein zum Heizen geeignetes Niveau zu bringen. Dies tut sie so effizient, dass die Heizenergie etwa 3-5 mal so hoch ist wie die eingesetzte elektrische Energie.

Der Energieinhalt von Gas wird durch Verbrennung direkt in Wärme umgewandelt.

So ist zumindest mein Verständnis.
Ja, da hast du recht, stimmt. Was heißt das dann in Summe? Gas kostet meines Wissens nach trotz allem aktuell weniger als 1/3 des Stroms. Erzeugen WPs denn in irgendeinem Betriebspunkt (und welcher ist das?) denn mehr als dreimal so viel Wärme als Gasheizungen bezogen auf ihren Energieeinsatz?
 
K

k-man2021

Wenn die gesamte Wärmepumpe-Heizungsanlage gut ausgelegt ist, liegt der Faktor im Durchschnitt (Jahresarbeitszahl) deutlich oberhalb 3. Ob sich eine Wärmepumpe in deinem konkreten Fall rechnet, kann dir evtl ein Heizungsbauer oder Energieberater sagen.
 
B

BungaSeppel

Okay, ich glaube, ich komme verständnismäßig der Sache näher, nachdem ich grade mal nach dieser Jahresarbeitszahl gegoogelt habe. Über einer Jahresarbeitszahl von 3 kompensiert das Prinzip quasi die höheren Stromkosten (sofern diese 3 mal so hoch sind).

Wovon hängt diese Zahl hauptsächlich ab? Kann man das, wenn man mal einfach eine marktübliche, moderne Luft-luftwärmepumpe annimmt, und davon ausgeht, dass man durchgehend eine moderne Fußbodenheizung hat, irgendwie Pi*Daumen in diesem „Energiebedarf“ des Gebäudes, der quasi auf jedem Energieausweis in kWh/(m2*a) angegeben ist, ausdrücken?

So alá „100 entspricht einer Jahresarbeitszahl von 3, 50 von 4, 150 von 2“?

Danke schon einmal für den Input soweit!
 
D

Deliverer

Das steht und fällt mit der Wahl der Wärmepumpe, dem Sanitär und den Heizflächen.

Wenn die drei Faktoren gut gewählt sind, schaffst Du in jedem halbwegs gedämmten Haus (Dach und Fenster) irgendwas zwischen 4 und 5. Drei ist bei neuen Wärmepumpe eigentlich schon Worst-Case. Da ist dann was schiefgelaufen. Häufig zu groß dimensioniert, Nachabsenkungen drin, Trennspeicher eingebaut, Einzelraumregelung aktiv... So Sanitär-Porno halt.

Beim Gas immer auch den Gasanschluss, Grundgebühr, Schornsteinfeger und Wartung dazurechnen. Auch der Wirkungsgrad einer Gastherme ist selten bei 90%. Muss man also auch berechnen. Das alles fällt bei Wärmepumpe weg. Ich glaube es gibt nur noch wenige Altverträge, die finanziell an eine ordentliche Wärmepumpe-Installation herankommen. Neue Gasverträge kriegt man ja kaum, kann man sich das Rechnen also sparen.

Dass man Gas auf keinen Fall verbrennen sollte, sei nur am Rande erwähnt, weil es bisher noch keiner getan hat.

Ps: Die oben von Dir genannten Zahlen sind mit Heizkörpern gut zu erreichen. Mit Flächenheizungen kannst Du plus 1 machen.
 
B

BungaSeppel

Das steht und fällt mit der Wahl der Wärmepumpe, dem Sanitär und den Heizflächen.

Wenn die drei Faktoren gut gewählt sind, schaffst Du in jedem halbwegs gedämmten Haus (Dach und Fenster) irgendwas zwischen 4 und 5. Drei ist bei neuen Wärmepumpe eigentlich schon Worst-Case. Da ist dann was schiefgelaufen. Häufig zu groß dimensioniert, Nachabsenkungen drin, Trennspeicher eingebaut, Einzelraumregelung aktiv... So Sanitär-Porno halt.
Cool, schon einmal sehr vielen Dank für die Tipps! Ein paar Detailfragen hierzu:
  • meinst du mit Wahl der Wärmepumpe einfach die richtige Größe? Oder ist das ne simple Qualitätsfrage (mehr Geld investieren = bessere Arbeitszahl)?
  • Was spricht gegen Nachtabsenkung und Einzelraumregelung? Unser bisheriges Heizverhalten war meist „Raus aus dem Raum = Heizung aus“. Mit ist schon klar, dass das mit Fußbodenheizung eh nicht mehr gehen würde, aber wäre blöd, wenn wir nun das ganze Jahr die Heizung durchballern lassen müssen, nur um auf einen guten Wirkungsgrad zu kommen, absolut gesehen dennoch deutlich mehr Energie verbrauchen als mit unserem bisherigen Verhalten.
Ps: Die oben von Dir genannten Zahlen sind mit Heizkörpern gut zu erreichen. Mit Flächenheizungen kannst Du plus 1 machen.
Ps: Die oben von Dir genannten Zahlen sind mit Heizkörpern gut zu erreichen. Mit Flächenheizungen kannst Du plus 1 machen.
Also du meinst Wärmebedarf von 100 bedeutet arbeitszahl 3, mit Fußbodenheizung sogar schon 4? Wie gut können Energieberater diese Zahl üblicherweise vorhersagen? Gibts da oft böse Überraschungen?

Danke und Gruß
 
D

Deliverer

Hauptsächlich meine ich mit "richtige Wärmepumpe" tatsächlich die Größe. Toll ist auch ein umweltverträgliches Kältemittel und da ist mit extrem weitem Abstand nur R290 zu nennen. Das ist das effizienteste, günstigste und zugleich umweltschonendste Kältemittel auf dem Markt.

Das fühlt sich am Anfang komisch an, aber: Sobald ein Haus Fenster hat (also eben nicht >200 kWh/qm), ist Teilbeheizung, Nachtabsenkung, On-Off-Heizen nicht nur scheiße unkomfortabel, sondern verbraucht tatsächlich auch MEHR Energie. Das musst Du mir nicht glauben, das kannst Du gerne mal selber in diversen Studien nachlesen.
Das liegt hauptsächlich (und bei Wärmepumpen ganz im speziellen) daran, dass für ein solches Heizverhalten eine höhere Vorlauftemperatur erzeugt werden muss. Je höher diese ist, desto ineffizienter laufen Heizungen und eben vor allem Wärmepumpen.

Hat man eine thermische Hülle (Haus), sollte man die gesamte Hülle möglichst gleichmäßig, 24/7 auf seiner Wohlfühltemperatur halten. Oder gerne dauerhaft darunter, wenn man sparen will, aber eben nicht mal so, mal so.
Einen Grund dafür hast Du schon erkannt: Mit Flächenheizung und vernüftig dimensionierter Wärmepumpe KANN man gar nicht mal eben einen Raum 5° hochheizen. Das dauert einen ganzen Tag. Zweiter Punkt: Hat man viele kalte Räume und heizt nur den Aufenthaltsraum, muss man in diesen nicht nur die eigentlich für den Raum notwendige Energie reinstecken, sondern zusätzlich noch die angrenzenden kalten Wände kompensieren. Also NOCH höhere Vorlauftemperaturen bereitstellen, um es halbwegs komfortabel in dem einen Raum zu haben. Und dieses eigentlich unnötige Überheizen des Heizungswassers erzeugt mehr Verluste, als man jemals einsparen konnte.

Also: Sobald man eine Brennwertheizung oder eine Wärmepumpe hat: Wunschtemperatur des Raumes direkt am Ventil (HK oder Fußbodenheizung) per hydr. Abgleich einstellen, Vorlauftemperatur soweit wie möglich absenken und laufenlassen!

Dein letzter Punkt, mit den Zahlen: Das sind schon ganz, ganz grobe Daumenwerte. So pauschal geht das eigentlich nicht, ich wollte es nur ein wenig einordnen.
Energieberater können meistens gar nichts, außer Förderungen abzugreifen. Willst Du wirklich belastbare Zahlen brauchst Du ein ordentliches Ingenieurbüro. Die berechnen deine Heizlast und deine Fußbodenheizung-Auslegung.
Damit (und nur damit) kannst Du oder ein wärmepumpenerfahrener Sanitär, die richtige Wärmepumpe auswählen und vielleicht eine Abschätzung zur Jahresarbeitszahl machen.
Aber selbst wenn das alles richtig gemacht wurde, und du dann anfängst, die Wärmepumpe durch Einzelraumregelei und Nachtabsenkung zu kastrieren, ist die Jahresarbeitszahl ganz fix wieder eine Nummer kleiner.
Es sind also viele Faktoren, die Einfluss haben. Und der mit Abstand wichtigste ist der, den Du jetzt schon beginnst zu beeiflussen: Dein Wissen über dein zukünftiges Heizsystem.
 
Zuletzt aktualisiert 24.11.2024
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