Ganz ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, das du dieses Haus auch nur annähernd zu dem Preis wieder veräußert bekommst. Die ganzen Technikspielereien finde ich zwar auch super, schrecken aber potenzielle Käufer ab, zumal das Passivhauskonzept anscheinend noch nicht 100% umgesetzt ist. In so einem Haus ohne Kontrollierte-Wohnraumlüftung zu leben kann ich mir derzeit auch nur sehr schwer vorstellen.
Das die Bank euch derzeit keinen Kredit gibt, zeigt auch ein wenig, dass sie etwas Zweifel hat, ob ihr denn tatsächlich durch das investierte Geld ein einsprechender Gegenwert des Hauses entsteht. Nach Abzug des Grundstückes stehen dann hinterher ca. 300.000€ für das Haus zu Buche, wofür man schon einen Neubau (wenn auch evtl. etwas kleiner) realisieren kann. Da ihr noch eine recht hohe Restschuld habt und ein halbfertiges Haus, ist das Risiko für die Bank hoch.
Ich kann eure Gedankenspiele jedoch trotzdem nicht ganz nachvollziehen. Ihr habt wenig Zeit um etwas zu machen, wollt aber neu bauen, was mit einer erheblichen Belastung (psychisch als auch zeitlich) einhergeht. Zudem lastet ihr euch finanziell einiges auf und würdet vermutlich unter hohem Termindruck stehen. Dann müsst ihr noch sehen, dass ihr euer sanierungsbedürftiges Haus irgendwie nebenbei noch verkauft. Ob das eine Bank mitmacht, steht noch auf einem anderen Blatt. Egal wie es bei euch zu Hause aussieht, angenehmer/bequemer würden die nächsten 2-3 Jahren ganz sicher nicht.
Zum anderen habt ihr tatsächlich ein sehr sehr ordentliches Einkommen. Auf der einen Seite sagt ihr, ihr müsst nicht sparen und gönnt euch daher was (ist völlig legitim), auf der anderen Seite macht ihr an eurem Haus nichts, weil euch das Geld fehlt. Das passt nicht zusammen. Grob geschätzt könnt ihr noch ganz ordentlich leben, wenn ihr jeden Monat 2000€ weglegt. Das sind 25t€ pro Jahr und somit habt ihr in 4 Jahren die Kreditsumme zusammen. Würdet ihr jetzt eure 35.000€ (Bausparvertrag + bares) + deine 10.000€ Rücklage nehmen + evtl. noch 10.000€ -15.000€ die ihr jetzt in nem halben Jahr ansparen könnt, dann habt ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit das Haus selbst mit einigen Extras fertig. Und nächstes Jahr spart ihr euch die Außenanlage zusammen. Man kann zur Not auch mal einen Konsumentenkredit aufnehmen, wenn man nen halbes Jahr überbrücken muss. Und zusätzlich würde ich mal schauen, ob man nicht bei KFW noch irgendwas holen kann (Kontrollierte-Wohnraumlüftung über energetische Einzelmaßnahme), das Bad kann man rel. einfach barrierefrei umsetzen, sodass es auch wieder KFW Unterstützung gibt, etc.
Bis ihr ein Haus gebaut habt, ist es mindestens Ende nächsten Jahres, die Außenanlage kommt dann 2018. Bis dahin könnt ihr bei euch mMn auch vieles umsetzen mit deutlich weniger Aufwand und Risiko.
Wenn ihr allerdings sagt, dass ihr auch mit dem fertigen Haus nie glücklich werden würdet, dann ist es natürlich schwer. Allerdings hattet ihr vor 3,5 Jahren ja andere Gedanken. Überlegt euch genau, woher der Sinneswandel kommt oder ob er nicht nur daher rührt, dass ihr mit der derzeitigen Situation unzufrieden seit und neu doch auch ganz schön wäre. Ich kann nachvollziehen, was es bedeutet auf einer Baustelle zu leben. Ich habe 3 große Umbauten selbst miterlebt und durch meine ehemalige Tätigkeit im Baugewerbe gesehen in welche Baustellen Familien gezogen sind. Ein Extremfall hatte nach 3 Jahren gerade mal in allen Zimmern Estrich drin.
Für den Fall, dass es für euch gar keine Alternative zum Neubau gibt und ihr euer Haus loswerden wollt, dann gibt es für mich allerdings nur eine Vorgehensweise:
- verkauft euer Haus zuerst (wobei das ohne Investitionen wohl nicht einfach wird)
- zieht dann Übergangsweise irgendwo zur Miete (irgendwas was euch nicht all zu sehr belastet und gerade so ausreichend ist um sich wohl zu fühlen, Überflüssige Möbel kann man einlagern lassen)
- Macht in Ruhe die Hausplanung, angefangen vom richtigen Ort, dem richtigen Grundstück, etc., sowas kann schon mal ein ganzes Jahr oder länger dauern, aber ihr seid dann nicht in Zeitdruck und habt den großen Kredit vom Hals und könnt nebenbei noch ordentlich sparen
- macht auch mal einen Urlaub, denn den hattet ihr wohl länger nicht und werdet ihr dann mit der neuen Aufgabe "Hausbau" auch so schnell nicht haben
- Nehmt euch beim Bau einen guten Baubegleiter, der den Ablauf organisiert und beaufsichtigt
- Trotzdem werdet ihr nicht drum herumkommen, viel Zeit für Entscheidungen und Besichtigungen aufzubringen, die meisten Bauherren sind allabendlich vor Ort um nach dem rechten zu schauen. Und das machen sie idR nicht zum Spaß, sondern weil immer etwas schief läuft