Makler haben ja (vielleicht zurecht) einen sehr schlechten Ruf.
Meine Erfahrungen sind hier ambivalent.
Als Mieter hatte ich durchweg schlechte Erfahrungen. Da kam mir das so vor, als ob der einzige Job darin bestünde, ein paar schlechte Fotos in die einschlägigen Portale zu stellen eine Standardbeschreibung reinzuknallen und dann Azubi oder Praktikant zu Besichtigungen mit 30+ Bewerbern zu schicken.
Dann wird der mit der besten Schufa ausgewählt und die Provision (damals noch vom Mieter!) kassiert.
Beim Kauf meiner ETW war es wenig besser. Es wurden ein paar mehr Fragen beantwortet und aus Verkäufersicht noch ein bisschen "Projektmanagement" betrieben.
Finanzierungszusage bei mir eingefordert, Termine mit Notar und Verkäufer etc. organisiert...
Da es sich um ein Bauträgerobjekt handelte, musste aber noch Nichtmal eine Vor-Ort-Besichtigung durchgeführt werden.
Jetzt beim Kauf des Grundstücks kürzlich muss ich sagen, sind wir an einen ziemlich gewieften Makler geraten, der auf jeden Fall viel Arbeit und Zeit reingesteckt hat.
- Besichtigung(en)
- viele Fragen vorab geklärt
- Konkurrenz abgewehrt (Schwiegersohn der Verkäuferin wollte selber verkaufen)
- Angebote eingeholt (Vermesser und Abriss), bzw Zugang für Abrissunternehmen ermöglicht
- Terminorga mit Notar und Verkäufer
- Tipps bzgl. Finanzierung (die ist es am Ende nicht geworden, aber er war der sehr engagiert).
- GÜ empfohlen (hier ist es der auch geworden)
Aus Käufersicht hat er mich ganz schön unter Druck gesetzt, sodass ich eigtl. nicht 100% zufrieden bin. Im Vorfeld wurde schon immer gesagt, dass es mehrere Interessenten gibt (das stimmte aber wohl auch, ist zumindest in Bln absolut plausibel). Beim Besichtigungstermin wurde mir dann gesagt, dass einer schon ein höheren Gebot abgegeben hat und ich dann auch nachlegen müsse, man mich aber letztlich bevorzuge, weil ich wohl besser zur Hinterliegerfamilie (die war schon gesetzt) passe.
Bin dann eben etwas höher gegangen als das neue Gebot. Letztlich weiß ich nicht, ob die Story stimmte, aber ich fand es plausibel und ein bisschen gebauchpinselt kam ich mir ja schon vor, da man mir sagte, bei mir stimmt einfach die Sympathie. Im Nachgang wurde ich dann bei der Auswahl des Bauunternehmens und der Finanzierung sehr unter Druck gesetzt, mit durch die Blume kommunizierten Androhungen, dass ja immer noch drei andere Interessenten in Wartehaltung stehen. Da habe ich kurz drüber nachgedacht, das alles zu schmeißen, aber ich war einfach zu sehr ins Grundstück verknallt.
Aber aus Verkäufersicht (und der hat ihn ja beauftragt) hat er sicher einen guten Job gemacht. Dass ich ihn jetzt bezahle, hinterlässt einen leicht schalen Nebengeschmack, aber ist letztlich auch wurst, weil der Verkaufspreis genau um seine Provision runter ging (Exposé war noch als provisionsfrei).
Man muss dazu sagen, dass es wohl auch stark darauf ankommt, wie der Markt aussieht. In Berlin sind Makler/Verkäufer eindeutig am längeren Hebel, als die Käufer. Man verhandelt in den meisten Fällen eigentlich als Käufer nie nach unten. Sondern steigert sich mit den anderen Interessenten nach oben.
Also sollte ich irgendwann eins meiner Objekte verkaufen, würde ich mir schon überlegen, ob ich ihn damit beauftrage. Allerdings nicht unbedingt im Alleinauftrag (dann wäre aber die Frage, ob er sich auch so engagiert).
Auf jeden Fall aber maximal für 1 Jahr.
Ein bisschen mehr zum Thema:
Die Makler sichern sich gegenüber evtl. Absprachen zwischen Käufer und Verkäufer auch zusätzlich ab. Also neben dem Alleinauftrag mit Verkäufer lassen Sie einen als Käufer meist vor Zusendung des vollständigen Exposés auch einen Vertrag unterschreiben, der eben bei einem Zustandekommen des notariellen KVs auch zur Provisionszahlung verpflichtet.
Viele Grüße
Tolentino