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Ich bezog mich auf diese Aussage:
Ach so. Aber: das ist höchst verständlich. Denn was soll ein GU auch schon groß tun, wenn er Pläne für ein zu teures Haus bekommt, und - womöglich gar mit dem Hinweis, für welches Budget man eigentlich gerne bauen wolle - dazu um ein Angebot angefragt wird ?Wir finden bisher kein einziges GU, das unseren Auftrag auch nur berechnen würde.
richtig, das gleiche wie ich: sich bekreuzigen (als Protestant, wohl gemerkt !).
Versetzen wir uns einmal in diesen armen Tropf namens GU hinein: der ist ja vom Fach und sieht entsprechend (dank Architektenplänen, die man nicht wie Laienzeichnungen erst einmal interpretieren muß) mit einem viertel Blick, daß diese Plan-Budget-Schere ein hoffnungsloser Fall ist. Er weiß also, daß er keine Chance hat, das mit den üblichen Baukastenmitteln (im Gäste-WC nur normalgroße Fliesen, Downgrade der Kragarm- zur Wangentreppe, schlimmstenfalls auch noch banal nur gemalerte Smokey Eyes anstelle von Klinker-Intarsien) gerichtet bekommt. Diese Instrumente wären wirksam, wenn wir von 10% Flächen- und 12% Budgetüberschreitung sprächen - aber hier geht es mal eben um das Vierfache dieser Zielverfehlungen. Einen entgleisten Zug kriegt man noch wieder in die Schienen gehoben, aber ein gesunkenes Schiff nicht.
Was also soll er tun: Überbringer der traurigen Botschaft sein ? - die Geschichtsbücher mindestens ab der Bibel aufwärts sind voll davon, was dem Boten da blüht !
Ich anstelle eines GU würde mir in einem solchen Fall die Anfrage mal noch für drei oder vier Wochen an die Seite legen, falls der potentielle Kunde telefonisch nachhakt (denn nur im Dialog ist das klärbar, ob der Kunde für Lösungen - die hier schmerzlich sein müssen - offen ist). Das muß allerdings vom Kunden ausgehen, niemals per eMail oder dergleichen, und ehrlich gesagt ist schon eine Kaltanfrage an sich ein erfolgsarmer Weg.
Meinen hoch qualifizierten Kalkulator ein Angebot machen lassen würde ich hier keineswegs: weder zum Plan einen Preis sagen (denn dann habe ich den Anker "teurer Anbieter" geworfen), noch ein zum Budget passendes Hausmodell vorschlagen (denn dann denkt der Kunde: "inkompetent oder unhöflich, der liest meinen schönen Plan garnicht" oder "den guten Namen haben die unverdient, die können doch bloß Nullachtfuffzehn"). In beiden Fällen hätte man als Anbieter hier verloren - dann wenigstens nicht auch noch Zeit eines gut bezahlten Mitarbeiters.
Auf eine solche aussichtslose Anfrage keine Antwort zu bekommen, ist in meinen Augen nur eines: nämlich absolut erwartungsgemäß. Für eine erfolgreiche Anfrage bei GU´ nimmt man sich also jemanden, der statt Luftschlössern realistische Häuser plant - also gerade das, was dieser Architekt hätte sein sollen. Deshalb hat der Architekt hier m.E. auch eine echte objektive Schlechtleistung erbracht - und das würde ich anstelle des TE auch nicht traurig aber wehrlos schlucken und den Aufwand einfach so abschreiben. Daß man geschmacklich mal aneinander vorbei redet, kann vorkommen - aber so liegt der Fall hier nach meiner Einschätzung (aufgrund der vorgetragenen "Aktenlage") nicht !