Kosten Architektenplanung 50% teurer als abgesprochen

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11ant

11ant

Ich bezog mich auf diese Aussage:
Wir finden bisher kein einziges GU, das unseren Auftrag auch nur berechnen würde.
Ach so. Aber: das ist höchst verständlich. Denn was soll ein GU auch schon groß tun, wenn er Pläne für ein zu teures Haus bekommt, und - womöglich gar mit dem Hinweis, für welches Budget man eigentlich gerne bauen wolle - dazu um ein Angebot angefragt wird ?
richtig, das gleiche wie ich: sich bekreuzigen (als Protestant, wohl gemerkt !).

Versetzen wir uns einmal in diesen armen Tropf namens GU hinein: der ist ja vom Fach und sieht entsprechend (dank Architektenplänen, die man nicht wie Laienzeichnungen erst einmal interpretieren muß) mit einem viertel Blick, daß diese Plan-Budget-Schere ein hoffnungsloser Fall ist. Er weiß also, daß er keine Chance hat, das mit den üblichen Baukastenmitteln (im Gäste-WC nur normalgroße Fliesen, Downgrade der Kragarm- zur Wangentreppe, schlimmstenfalls auch noch banal nur gemalerte Smokey Eyes anstelle von Klinker-Intarsien) gerichtet bekommt. Diese Instrumente wären wirksam, wenn wir von 10% Flächen- und 12% Budgetüberschreitung sprächen - aber hier geht es mal eben um das Vierfache dieser Zielverfehlungen. Einen entgleisten Zug kriegt man noch wieder in die Schienen gehoben, aber ein gesunkenes Schiff nicht.

Was also soll er tun: Überbringer der traurigen Botschaft sein ? - die Geschichtsbücher mindestens ab der Bibel aufwärts sind voll davon, was dem Boten da blüht !

Ich anstelle eines GU würde mir in einem solchen Fall die Anfrage mal noch für drei oder vier Wochen an die Seite legen, falls der potentielle Kunde telefonisch nachhakt (denn nur im Dialog ist das klärbar, ob der Kunde für Lösungen - die hier schmerzlich sein müssen - offen ist). Das muß allerdings vom Kunden ausgehen, niemals per eMail oder dergleichen, und ehrlich gesagt ist schon eine Kaltanfrage an sich ein erfolgsarmer Weg.

Meinen hoch qualifizierten Kalkulator ein Angebot machen lassen würde ich hier keineswegs: weder zum Plan einen Preis sagen (denn dann habe ich den Anker "teurer Anbieter" geworfen), noch ein zum Budget passendes Hausmodell vorschlagen (denn dann denkt der Kunde: "inkompetent oder unhöflich, der liest meinen schönen Plan garnicht" oder "den guten Namen haben die unverdient, die können doch bloß Nullachtfuffzehn"). In beiden Fällen hätte man als Anbieter hier verloren - dann wenigstens nicht auch noch Zeit eines gut bezahlten Mitarbeiters.

Auf eine solche aussichtslose Anfrage keine Antwort zu bekommen, ist in meinen Augen nur eines: nämlich absolut erwartungsgemäß. Für eine erfolgreiche Anfrage bei GU´ nimmt man sich also jemanden, der statt Luftschlössern realistische Häuser plant - also gerade das, was dieser Architekt hätte sein sollen. Deshalb hat der Architekt hier m.E. auch eine echte objektive Schlechtleistung erbracht - und das würde ich anstelle des TE auch nicht traurig aber wehrlos schlucken und den Aufwand einfach so abschreiben. Daß man geschmacklich mal aneinander vorbei redet, kann vorkommen - aber so liegt der Fall hier nach meiner Einschätzung (aufgrund der vorgetragenen "Aktenlage") nicht !
 
K

Karowiepik

Aber moment. Die GUs kennen doch gar nicht unser Budget. Wir sagen, dass wir einen Bauplan haben und nun einen GU suchen, der mit uns baut. Dem sollten doch eher die Dollarnoten in den Augen stehen?

Meiner Erfahrung bisher nach, kann aktuell keiner lang an den Kostenvoranschlägen festhalten. Wir haben einen Rothbauer, der meinte, dass wir den Preis nur für die nächsten vier Wochen zugesagt bekämen. ‍♀
 
C

cryptoki

Meiner Erfahrung bisher nach, kann aktuell keiner lang an den Kostenvoranschlägen festhalten. Wir haben einen Rothbauer, der meinte, dass wir den Preis nur für die nächsten vier Wochen zugesagt bekämen. ‍♀
4 Wochen ist aktuell schon lang. Ich kenne sogar 1 Woche und dann ab in die nächste Erhöhung.
 
H

HansDampf88

Ist das nicht schon immer so, dass es keine ewig langen Preisbindungen gibt? Eine Woche, ok sehr kurz, aber vier Wochen ist doch auch vor Jahren schon teilweise Standard gewesen, oder nicht?
 
K

Karowiepik

Ist das nicht schon immer so, dass es keine ewig langen Preisbindungen gibt? Eine Woche, ok sehr kurz, aber vier Wochen ist doch auch vor Jahren schon teilweise Standard gewesen, oder nicht?
Das kann ich leider nicht beurteilen. Laut Aussage des Rohbauers sei die Preisbindung von maximal vier Wochen eher neu. Der Architekt meinte auch Mal, dass er am besten schon in die Werkplanung gehen müsste, um detaillierte Angebote zu erhalten. Das wollten wir aber natürlich nicht.
 
11ant

11ant

Aber moment. Die GUs kennen doch gar nicht unser Budget. Wir sagen, dass wir einen Bauplan haben und nun einen GU suchen, der mit uns baut. Dem sollten doch eher die Dollarnoten in den Augen stehen?
Dann sind die Gedankengänge des GU ein bißchen anders als ich sie vorhin beschrieben habe, aber das Ergebnis für Euch (eine unbeantwortete Angebotsanfrage) das gleiche. Einem können keine Dollarnoten in den Augen stehen, während man noch mit den Augen rollt. Die weit verbreiteten Vorstellungen der Kunden von der Vorfreude der Anbieter wenn ein potentieller Kunde dahergelaufen kommt sind naiv. Was übersehen wird, ist: was einerseits ein qualifiziertes Angebot zu erstellen für ein Aufwand ist, andererseits aber sinnlos, eine grob gepeilte "Hausnummer" zu nennen. Deshalb wenden viele Anbieter ein Destillationsverfahren an, welches etwa wie folgt abläuft: Schritt 1) auf eine Kaltanfrage wird erst einmal nicht geantwortet; Schritt 2) der Kunde merkt selber, daß er keine Antworten bekommt und bei ihm fällt der Groschen, daß er auf eine Dialoganbahnung umschalten sollte; Schritt 3) der Kunde läßt sich von einem Vertriebsberater durch die Angebotserarbeitung führen.

Wenn ein Interessent ein Angebot kalt anfragt, kann der Anbieter noch nicht wissen, mit wem und was er es zu tun hat: wem = mit "Kaufleuten" oder "Sehleuten" / was = Angebot oder Vergleichsangebot. Er weiß also noch nicht, ob er einen ernsthaften Kunden umwerben oder mit einem Informationssammelanfänger Kindergarten spielen soll; ebensowenig, ob der Interessent a) wirklich einen Anbieter sucht, b) sich überhaupt erst einmal mit den Preisdimensionen seines Wunsches vertraut machen will, c) schon ein Angebot hat und vergleichend dessen Preiswürdigkeit prüfen will oder d) schon bei einem Mitbewerber unterschriftsreif ist und diesen nur mit einem Vergleichsangebot veranlassen will, über "geht da noch ´was am Preis ?" abschließend nachzudenken.

Ich mache berufsmäßig Angebotsanfragen im Investitionsgüterbereich (mittlerweile zunehmend wieder mehr Bau, und lange Zeit überwiegend in einem anderen Bereich) - und dabei N-I-E (never ever niemals nicht) ohne mich Anbietern, mit denen ich erstmals zu tun habe, erst einmal vorzustellen und sich gegenseitig zu "beschnuppern". Die Anbieter können dabei bevor sie in Vorlage ihres Kalkulationsaufwandes treten schon abschätzen, wie ihre Auftragsgewinnchancen stehen. Angebote zu erstellen, kostet Zeit, und zwar von gut bezahlten Leuten und nicht wenig. Ein Bauunternehmer oder Handwerker, der Anfragen von Bauherr Uwe Unbekannt, Bauherrin Karin Kundenempfehlung und Architekt Dirk Dauerkunde bekommt, zwei abarbeiten kann und eine(n) warten lassen muß, für welche entscheidet der sich wohl ?
 
Zuletzt aktualisiert 28.11.2024
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