Zunächst einmal danke für den wertvollen Input. Das sind genau die Überlegungen und Diskussionen, die ich gerade gut gebrauchen kann, auch wenn man die Entscheidung natürlich am Ende selbst treffen muss.
Option 2.
Die Zinsen werden in den nächsten zwei Jahren wenn überhaupt moderat steigen, eher stagnieren.
Der Rohstoffmangel sich wieder halbwegs normalisieren und dadurch auch die Preise.
Und des weiteren ist Zeitdruck nie ein guter Ratgeber.
Das ist aktuell die Überlegung. Das Grundstück könnte ich quasi mit Eigenkapital finanzieren. Die Frage ist, was mit den Zinsen passiert. Wir liegen in unserem Beispiel gerade bei 2,5%. Letzte Woche waren es noch 2,1 %. Unsere Finanzierungsexepertin und die Niederlassungsleiterin meiner Hausbank, zu der ich einen engen Draht habe, rechnen beide damit, dass die Zinsen bis Ende des Jahres moderat auf ein Niveau um die 3 Prozent steigen. Viele Kreditinstitute machen nur noch tagesaktuelle Angebote. Ziemlich doofe Zeit. Aktuelle Konditionen zumindest sichern? Über ein Forward macht das wohl kaum Sinn auf die begrenzte Zeit. Ist eine Spekulation.
Ihr habt aber ja schon 2 Kinder, die das Haus jetzt nutzen können, also der Aspekt "warten" klingt für mich nicht sinnvoll. Zumal ihr ja auch "nur" 2 Jahre Zeit habt.
Solange ihr es euch leisten könnt, würde ich den Bau starten. Aber auch nur, wenn euch das Projekt eigenes Haus sehr wichtig ist. Renditetechnisch sehe ich da keinen Vorteil, aber emotional kann es ja doch nen großen Unterschied machen.
Wir können es uns immer noch leisten, aber auch nur, weil wir mittlerweile andere monatliche Tilgungen ansetzen können. Emotional bin ich da anders gestrickt. Ich habe den blumigen Eigenheimtraum nicht und für mich ist ein Haus etwas für die nächsten 20-25 Jahre. Danach, wenn die Kinder groß sind, werde ich woanders wohnen.
Ihr scheint ein gutes Einkommen zu haben und könnt euch wohl auch die ein oder anderen Mehrkosten oder Verzögerungen leisten. Dann würde ich jetzt starten.
Sollte es eher etwas knapper sein und +100.000 € brechen euch finanziell das Genick, würde ich in der aktuellen Lage überhaupt nichts starten. Man weiß ja nichtmal, was in zwei Wochen ist .....
Ja, Einkommensseitig geht das gut. Ich bin verbeamtet worden, meine Frau hat einen sicheren Job. Wir sind die gehobene Mittelschicht (sagt man das so?) Nicht reich, aber wirklich zufrieden. Wir könnten uns eine Verzögerung leisten, aber es geht am Ende auch um das Wollen. Im Vergleich zu den letzten Planungen liegen wir jetzt schon 200k drüber. Da sind noch keine Hausmehrkosten eingepreist.
Wie genau ist euer Bauzwang ausgestaltet? Was genau müsst ihr bis wann gebaut haben?
Auf eine neue Förderung würde ich nur begrenzt spekulieren. Grundsätzlich wird in Zukunft der Neubau nicht mehr derart absurd gefördert werden wie es die letzten Jahre der Fall war. Ich würde von 10-20k ausgehen, das fällt bei deinem Gesamtbudget kaum ins Gewicht. Entsprechend würde ich nicht auf eine Förderung warten von der aktuell noch gar nicht klar ist ob ihr euch qualifiziert bzw. welche Zusatzmaßnahmen dafür nötig sind.
Ich bringe an der Stelle auch mal das Thema Lebenszeit ins Spiel. Wie alt sind eure Kinder? Jedes Jahr das ihr wartet, wird von der gemeinsamen Zeit im neuen Haus abgehen. Da ihr das Haus schon fast fertig geplant habt, tendiere ich zur Variante schnellstmöglich zu bauen. Unter der Voraussetzung, dass ihr finanziell in der Lage seid auch nochmal Preissteigerungen zu verkraften.
Der Bauzwang sieht vor, dass man innerhalb von 2 Jahren sein Bauprojekt gestartet haben muss. Die Vorgaben sind schwammig. Was heißt gestartet? Werkvertrag unterschrieben? Fertig sein? Das ist ziemlich wachsweich. Bezüglich der Förderung gebe ich dir Recht. Das ist für mich kein Grund für oder dagegen.
Stichwort Lebenszeit: Unsere Kinder sind 6 und 8. Jetzt brauchen Sie Garten und eine schöne Umgebung. Und die haben wir gerade zur Miete. Im Moment kann ich mir nichts Schöneres, als die jetzige Wohnung vorstellen, die wir übrigens vor 3 Monaten komplett renoviert, gestrichen, tapeziert und mit Möbeln ausgestattet haben. So viel zum Thema passender Zeitpunkt... Problem ist, dass wir irgendwann ein zusätzliches Zimmer brauchen. Die Zeit hier ist also ohne Druck, aber begrenzt. In 5 Jahren wird es zu klein. Vor zwei Jahren haben wir eine Eigentumswohnung hier in unserer Wunschgegend gekauft, die wir aktuell vermieten. Das ist unser "Notnagel", wenn wir mal unvermittelt ausziehen müssen. Wir wollen da mangels Garten nicht einziehen, aber rein von der Größe ginge das. Es ist alles recht verzwickt.
Ich tendiere aktuell dazu das Grundstück in jedem Fall zu sichern. Das geht ohne Kopfzerbrechen. Das einzige Risiko, das ich eingehe, ist die Tatsache, dass ich es zum Preis von 1,25 kaufe durch das verdeckte Bieterverfahren. Ich zahle quasi einen 25 Prozent Aufschlag im Verhältnis zu den übrigen, regulär vermarkteten Grundstücken. Dafür ist die Lage und der Schnitt gut. Das ist mein einziges finanzielles "Risiko", wenn ich zunächst das Grundstück kaufe. Und dann in Ruhe ohne Zeitdruck prüfen, wann man wieder seriös starten kann. Wenn der GÜ sagt, dass man aktuell sowieso 14-15 Monate Vorauszeit hat, macht es natürlich Sinn doch anzufangen. Bis die Bagger rollen, vergehen dann ja noch mal 1,5 Jahre.