Eigenheim-Finanzierung jemals möglich? Wohl eher nicht!

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Tassimat

Tassimat

Ist natürlich schön als Lehrer gerade bei jüngeren Kindern mit zu Hause sein zu können, dafür geht es dann abends nochmal an den Schreibtisch. Da werden die Tage lang.

Ich liebe es, wie in diesem Forum regelmäßig Beamtenbashing aufkommt mit Sonderfokus auf Lehrer
Ich auch. Ist halt ein schönes Thema, wo jeder mitreden kann. Jeder war mal Schüler, die meisten haben Kinder, viele haben Lehrer im Familien- und Freundeskreis. Perfekt.
Für das Forum sind Lehrer auch schöne Beispiele für den Mittelstand: Ein Hausbau ist hier einfach drin. Vielleicht nicht als Alleinverdiener, aber ansonsten geht das äußerst geschmeidig.
 
roteweste_1

roteweste_1

Zunächst einmal sorry, dass ich jetzt erst auf das Thema antworte, nachdem der Thread eingeschlafen ist. Ich möchte trotzdem was zu Debatte beitragen, da der Autor des Threads die Ängste und Sorgen der absteigenden Mitteschicht (zu der ich übrigens auch gehöre) ganz gut zum Ausdruck bringt.

Wieso geht man einen Beruf nach? Wieso macht man eine ordentliche Ausbildung? Wieso wird man ein funktionierendes Rädchen im System? Dahinter steckt in Deutschland nicht die pure Notwendigkeit zu überleben, sondern ein Wohlstandsversprechen. Wenn ich alles richtig mache, dann geht es mir mal besser als meinen Eltern oder zumindest reicht echt für ein gemütliche Häuschen. Dieses Wohlstandsversprechen. Der American Dream der Biedermeier, träumt sich gerade vollends aus. Ob der Autor jetzt ein Haus braucht oder nicht sei da mal dahingestellt. Offensichtlich lassen sich bestimmte Lebensziele eben nicht mehr so wie früher realisieren. Der Traum vom Wohlstand auf breiter Basis ist ausgeträumt. Wie gesagt: Ich bin in einer ähnliches Situation. Sicher könnten wir einen Bau noch realisieren und da wir Kinder haben und Kinderwunsch noch besteht, wäre das zumindest noch denkbar, aber der Luxus, den sicher unsere Eltern beim Bau gegönnt haben, den können wir getrost vergessen. Daher ist für uns, Stand jetzt, natürlich die rationale Entscheidung zukünftigen Wohlstand aufzukaufen und nach gebrauchten Immobilien zu schauen.

Noch ein paar Worte zum Immobilienmarkt. Als ich gestern mal mit offenen Augen durch die kleinen Dörfchen im reichen BW gefahren bin, ist mir die extrem schlechte Bausubstanz fast aller Häuser an den Straßen aufgefallen. Zumindest äußerlich ist da die Zeit seit Jahrzehnten stehen geblieben. Die goldene Zeit des Bauens in den letzten Jahrzehnt sehe ich bei uns nicht. Vielmehr hat sich die Baubranche an Einfamilienhaus und Wohnkomplexen eine goldene Nase verdient. Genau hier liegt meiner Meinung nach auch ein zentrales Problem. Es geht nicht darum den Bedarf der Leute nach günstigen und wohnlichen Wohnraum zu befriedigen, sondern darum möglichst viel Reibach zu machen.

Ich persönlich wohne in einen ehemaligen EFW, dass als Mehrfamilienhaus mit drei Mieteinheiten umgebaut wurde. Mindestens zwei der drei Mietparteien würden gerne eine eigene Immobilie erwerben. Gegenüber wohnt in einem fast identischen Haus eine ältere Dame nun schon seit 20 Jahren allein und ist den ganzen Tag damit beschäftigt, ihr Haus am verfallen zu hindern. Der wahrscheinliche Ausgang ist, dass sich die Mietparteien über Jahrzehnte verschulden um sich selber was zu kaufen / hinzustellen oder eben in der Mietsituation wohnen zu bleiben. Die alte Frau wird irgendwann sterben. Die Erben werden das Haus zum Höchstpreis verkaufen. Gewonnen haben an dieser Situation weder die Mietparteien, noch die alte Frau. Für den Immobilienmarkt ist das allerdings ein gutes Geschäft.

Und nun zu meiner persönlichen Meinung: Die Marktwirtschaft ist ein tolles Instrument zur Preisfindung, wenn der Käufer jederzeit die Möglichkeit sich durch Alternativhandlungen vom Markt zurückzuziehen. In existentiellen Bereichen (Mobilität, Kommunikation, Wohnen, Gesundheit) ist dies allerdings nicht möglich. Entsprechend wird es hier nie zu einer fairen Preisfindung kommen. Der Markt hat hier m.M. nach also nichts verloren, da er nur einseitig zu Lasten des Käufers geht.
 
C

chand1986

Offensichtlich lassen sich bestimmte Lebensziele eben nicht mehr so wie früher realisieren. Der Traum vom Wohlstand auf breiter Basis ist ausgeträumt. Wie gesagt: Ich bin in einer ähnliches Situation. Sicher könnten wir einen Bau noch realisieren und da wir Kinder haben und Kinderwunsch noch besteht, wäre das zumindest noch denkbar, aber der Luxus, den sicher unsere Eltern beim Bau gegönnt haben, den können wir getrost vergessen. Daher ist für uns, Stand jetzt, natürlich die rationale Entscheidung zukünftigen Wohlstand aufzukaufen und nach gebrauchten Immobilien zu schauen.
Ich höre das ganz oft und verstehe es immer noch nicht.

Welchen Luxus hatten sich die Eltern denn gegönnt? Heute sind die Häuser im untersten Standard doch teils besser als der Luxus von damals!?
Das Problem ist doch nicht, dass man sich mit der Elterngeneration vergleicht, sondern mit anderen derselben Generation. Würde man sich mit der Elterngeneration vergleichen, müsste man nüchtern feststellen, dass man oft viel besser gestartet ist.

DAS ist der Grund, warum große Fortschritte schwieriger sind: Wir wurden mit ihnen teils geboren und können sie dann nicht mehr selber machen.

Meine Eltern meinen auch, dass es mir mal besser gehen sollte als ihnen. Haben sie von ihren Eltern, der ersten Nachkriegsgeneration. Meine Eltern haben ein für Sie perfekt dimensioniertes RMH ( dass wir mittlerweile von ihnen gekauft haben ), ein Wohnmobil und die Zeit, mehrmals im Jahr zu urlauben, wo es ihnen gefällt. Dazu Freunde, ein stabiles Umfeld und mehr Möglichkeiten, ihre Freizeit zu gestalten, als sie zeitlich wahrnehmen können.

Sie sagen trotzdem, wie ihre Eltern vorher: “Junge, dir soll es mal besser gehen als uns!“

WTF? Wie denn? Welche Luft ist denn da nach oben? Was muss ich dafür tun? Will ich das überhaupt tun?

Und meine Eltern sind Arbeiter, ich bin der erste Akademiker der Familie. Geht es mir dadurch besser, kann es überhaupt noch besser werden? Sie sind der Meinung, das müsse so, weil „haben wir schon immer so gedacht.“

Das Problem ist doch, dass unsere Träume, unser Lebensglück, unsere Sinnfindung daran hängen, dass wir im Leben vorwärts kommen, irgendwo hin kommen, Ziele erreichen können. Das ist natürlich schwierig, wenn man erst hinter vielen bereits erreichten Zielen überhaupt geboren wird. Also wird zum Ausgleich konsumiert, auch Häuser, immer größer, immer mehr Technik, immer geiler, alles fix und fertig hingestellt am besten. Und dann wundert man sich, wie schwer es ist, DAS hinzukriegen. Ja! Ach?

Die Schlussfolgerung, dass es deshalb schlechter ist oder wird, ist aber falsch. Offensichtlich, bei nüchterner Betrachtung.

—————

Sorry für den Rant, liegt am Thema, bitte nicht persönlich nehmen! Aber in meinem Umfeld gibt es aktuell kaum ein anderes Thema als „den Abstieg“, weil man beim Einrichten aufgrund der derzeitigen Lage von der 60€/qm Verlegeware Abstand nehmen muss, die Küchen-AP doch nicht die „Traum-AP“ werden kann, oder jetzt doch auf einmal ungeplante Eigenleistungen nötig werden.

Ich ziehe mich dann zurück, denn ich habe den enormen Drang irgendwann zu rufen: „Heult leiser!“

Die Lebensträume der Generation, der es so gut geht wie keiner zuvor, sind die richtigen Dielen passend zu richtigen AP in großzügigen Räumlichkeiten. Es soll ja besser sein als früher.
„Scheiß auf‘s Klima und flieg mal in Entwicklungsländer und komm dann geerdet zurück!“ Trau ich mich dann auch nicht zu sagen…

Ich bin 36, keine Ahnung, welche Nummer meine Generation hat. Aber irgendwie fremdel ich grad mit ihr.
 
Tolentino

Tolentino

Die Marktwirtschaft ist ein tolles Instrument zur Preisfindung, wenn der Käufer jederzeit die Möglichkeit sich durch Alternativhandlungen vom Markt zurückzuziehen. In existentiellen Bereichen (Mobilität, Kommunikation, Wohnen, Gesundheit) ist dies allerdings nicht möglich. Entsprechend wird es hier nie zu einer fairen Preisfindung kommen. Der Markt hat hier m.M. nach also nichts verloren, da er nur einseitig zu Lasten des Käufers geht.
Da ist was wahres dran, ist aber die Frage ob Wohnen jetzt ein Einfamilienhaus mit 600m² Garten und 50m² Wohnfläche pro Kopf, begehbarer Dusche und Bubbelblasenbadewanne bedeutet oder eben eine Mietwohnung mit fließend Wasser, Strom und Heizung und ausreichend Platz (so 25m² Wohnfläche pro Nase).
das erste ist schlichtweg nicht für den Großteil der Bevölkerung möglich (rein Platztechnisch schon nicht).
 
M

Myrna_Loy

Meine Eltern haben uns die Definition mitgegeben, dass „besser gehen als uns“ vor allem mehr Zeit, mehr Gestaltungsräume bei der Arbeit bedeutet. Alte Hippies. :)Wenn ich meiner Familie in den USA erzähle, wie viel Urlaub und Elternschutz ich habe, dann ist das für die unvorstellbar.
 
C

chand1986

Meine Eltern haben uns die Definition mitgegeben, dass „besser gehen als uns“ vor allem mehr Zeit, mehr Gestaltungsräume bei der Arbeit bedeutet. Alte Hippies. :)Wenn ich meiner Familie in den USA erzähle, wie viel Urlaub und Elternschutz ich habe, dann ist das für die unvorstellbar.
Manchmal hätte ich auch gerne mehr Hippie in meinen Eltern. Dann wäre ich aber nicht ich geworden, also alles gut :)

In den USA wird die Freiheit von etwas mit der Freiheit für etwas gerne gleichgesetzt. Was dann zu solcher Verwunderung führt - wie gut der „Sozialismus“ dann doch performt.
 
Zuletzt aktualisiert 22.11.2024
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