Hallöchen,
Ich würde mir an eurer Stelle nochmal Gedanken darüber machen, ob das Nettohaushaltseinkommen von mindestens 6200€ (oder so ähnlich) auf die nächsten 10 Jahre realistisch angesetzt ist. Ich denke es ist extrem wichtig, dass ihr euch genau überlegt, was passiert, wenn ein Gehalt komplett wegbricht und wenns nur für ein halbes Jahr ist. Auch wenn du glaubst, dass euch das nicht passieren wird und ihr das schon irgendwie hinbekommt, würde ich unbedingt mit dem Worst Case rechnen.
Ich bin selbst Krankenschwester und seit mittlerweile 2 Jahren mit meinem Sohn zu Hause.
Jetzt kommen ein paar Funfacts aus dem Leben einer schwangeren Krankenschwester im Schichtdienst,
wahrscheinlich nicht für alle interessant.
1. Also klingt jetzt doof, aber schwanger werden kann man jederzeit. Nur mal so. Ihr wäret nicht die ersten denen ein kleiner Unfall passiert.
Meine Freundin ist Krankenschwester in Vollzeit mit 2 (ungeplanten) Kleinkindern zu Hause. Die Eltern müssen beide voll arbeiten und die beiden haben immer nur Stress die Kinder irgendwie unter zu bekommen. Von Vorteil ist da natürlich die Schicht-/Wochenend-/Feiertagsarbeit, aber sie drücken sich eigentlich nur die Klinke in die Hand und haben überhaupt keine Zeit als Paar/als Familie.
2. Es kommt natürlich sehr auf den Arbeitgeber an, aber oft wird man als KS ins Beschäftigungsverbot geschickt. Das heißt, dass deine Frau in dem Zeitraum ihrer Schwangerschaft keine Schichtzulagen bekommt und aufs (teils mickrige) Grundgehalt zurückfällt.
3. Wenn deine Frau nicht ins Beschäftigungsverbot geht, darf sie als Schwangere unter Anderem keine Nachtdienste mehr machen. Das bedeutet auch wieder weniger Schichtzulagen. Wenn der Nebenjob im Altenheim aus Nachtschichten besteht, wird sie den nicht mehr machen dürfen bzw. umdisponieren müssen.
4. Bei mir war es so, dass ich extrem mit Erbrechen und Schwindel zu kämpfen hatte und zwar in Intervallen bis zur Entbindung. Wenn deine Frau nicht im Beschäftigungsverbot ist, wird sie vielleicht auch mal einige Zeit ausfallen (Krankengeld?). So eine Kugel geht ganz schön ins Kreuz und man ist körperlich im Stationsalltag nicht mehr so eine große Hilfe.
5. Der Höchstsatz beim Elterngeld sind 1800€. Allerdings habe ich bis zum Schluss ca. 2800€ + netto verdient und trotzdem nicht die vollen 1800 bekommen. Die Elterngeldstelle rechnet die letzten 12 Gehälter zusammen, dann durch 12 für das Durchschnittsgehalt und dann werden irgendwie noch pauschal Steuern abgezogen. Und die Schichtzulagen werden irgendwie in Teilen rausgerechnet. Ich würde mich in dem Fall also nicht auf 1800€ verlassen.
6. Ich bin sehr glücklich, dass wir bisher keine finanziellen Verbindlichkeiten haben, sodass auch mein Mann als unser Hauptverdiener 2 Monate Elternzeit mitnehmen konnte. Vielleicht bleibt es unser einziges Kind und diese erste Zeit bekommt man nie wieder zurück.
7. Als Mutter, oder Vater, einen bestimmten Zeitraum zu Hause zu bleiben ist (in Deutschland glücklicherweise) eine sehr individuelle Entscheidung. Manchen fällt zu Hause die Decke auf den Kopf, andere können sich plötzlich nicht mehr vorstellen ihr Kind abzugeben. Manchmal macht dir auch dein Kind einen Strich durch die Rechnung, weil es krank ist, oder sich extrem schwer tut bei der Eingewöhnung. Oder die Kita hat ständig zu, wegen Personalmangel und Notbetreuung. Jede Familie ist anders. Wir haben im Freundeskreis alles davon erlebt. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich 2 Jahre zu Hause bleibe, aber einen Betreuungsplatz zu bekommen ist auch nicht so leicht.
8. Kita ist teilweise extrem teuer. (Oben genannte Freundin hat für ein Kind 700€/Monat gezahlt). Je nachdem, wie viel man in Teilzeit bei Steuerklasse 5 verdient, „lohnt es sich kaum das Kind abzugeben“. (das ist von Bundesland zu Bundesland und von Stadt zu Stadt unterschiedlich geregelt und/oder Einkommensabhängig)
9. Wenn ihr 2 oder mehr Kinder plant und deine Frau nach dem ersten Kind schnell schwanger wird (war in unserem Freundeskreis oft so), solltet ihr wissen, dass sie dann kaum Elterngeld bekommt, weil sie zwischen den beiden Kindern wahrscheinlich nicht 1 Jahr voll arbeitet. Es werden ja immer die letzten 12 Monate gerechnet. Wenn es da nur Elterngeld und ein bisschen Teilzeit gab, wird das beim zweiten Kind nix mit 1800€ Elterngeld.
Das war jetzt wahrscheinlich zu detailliert.
Es sind unsere aktuellen Erfahrungen und ich glaube vieles ist euch in eurer jetztigen Lebenssituation nicht so bewusst. Mag sein, dass es bei vielen anders ist und einige ziehen das dann einfach durch und gut ist. Aber ich glaube das Thema solltet ihr ernst nehmen. Als Ehepaar ein Haus zu kaufen und so einen Kredit aufzunehmen kann die Beziehung sehr belasten. Ich persönlich wäre auch sehr unglücklich, wenn ich wegen einem teuren Hauskauf, gezwungen wäre mit Kind wieder so früh wie möglich Vollzeit zu arbeiten.
Viele Grüße