E
evelinoz
zu pagoni's Kommentaren bez Wessi und Ossi kann ich meine persönliche Erfahrung beitragen.
Mein Eltern mussten nach dem 2. Weltkrieg ihre Heimat, das Sudentenland verlassen. Mein Vater war damals noch in Gefangenschaft im Elsass, meine Mutter ist dummerweise und gegen ihren Wunsch Richtung Norden "gelaufen". Manche Verwandten sind nach Bayern. Am Ende landete meine Familie in Köthen bis Feb 1957. Mein Bruder und ich sind in Köthen geboren.
Nachdem die Stasi den Arbeitsplatz meines Vaters zum 2. Mal durchwühlt hatte, hatte meine Mutter genug. Innerhalb eines Monats war alles verkauft/verschenkt, meine Mutter, Bruder und ich landeten für 6 Wochen in einem Flüchtlingslager in Westberlin. Mein Vater war in der Zwischenzeit nach Ludwigshafen mit dem Zug gefahren, weil dort der Bruder meiner Mutter nach dem Krieg als Müller gearbeitet hatte, aber kurz vorher nach Kanada ausgewandert war. Mein Vater hatte dann auch gleich eine Arbeit gefunden, ein damaliger Kollege hat ihn bei sich aufgenommen. Im Flüchtlingslager waren wir uns selbst überlassen, meine Mutter versuchte etwas Geld zu verdienen. Ihr Onkel im Westen hat ihr Geld für Flugtickets geschickt, Tegel-FRA.
Wir landeten dann wieder eine paar Tage im Flüchtlingslager in Giessen, wo wir einen Flüchtlingsausweis bekamen, ich glaube "nur" Kat C, warum weiß ich nicht mehr. A war wohl der Ausweis, bei dem man mehr bekommen hat.
Wir landeten dann in LU bei der Familie, wo mein Vater wohnte. Nach 2 Wochen haben sie uns auf die Straße gesetzt (ich war 6), und dann waren wir wieder in einem Flüchtlingslager, was eine alte Schule war (4 Familien haben sich ein Klassenzimmer geteilt). Im Juni bekamen wir dann eine Neubauwohnung, die von der Regierung damals subventioniert wurden.
Ja, und dann wurde es erst mal weniger schön. Nebenan gab es 2 Wohnblocks für die Mitarbeiter des großen Chemiekonzerns. Da wurden wir erstmal schikaniert, verkloppt, gebissen und geschlagen, weil wir nicht "pfälzisch" gesprochen haben. Das hat sich irgendwann gelegt, weil wir uns eingegliedert haben und alles war gut. Mein Vater wurde auf der Arbeit beschimpft und beworfen, weil er auch anders war, als Ossi war man nicht erwünscht.
Einer meiner späterer Kollegen, E-Ing, war aus Leipzig und kam ein paar Jahre vor der Wende aus dem Osten. Wegen seiner Herkunft in besagtem Großunternehmen hat er nie das gleiche Gehalt bekommen wie die anderen, ihm wurde nie ein Festanstellung angeboten (über Leihfirma). Später, bei einem anderen Arbeitgeber, hat er jahrelang Projekte für den Großkonzern abgewickelt.
Als die Wende kam, haben er und ich über einen Großkonzern am "Wiederaufbau des Ostens" mitgearbeitet. Das war die goldene Ära der Wessis, wo der Osten durch die KfW wie eine Weihnachtsgans ausgenommen und über den Tisch gezogen wurde. Im Westen hat man sich bereichert, wo und wie es nur ging, war ja nur Geld vom Staat, am Ende floss sehr sehr viel Geld eben nicht in den Osten. Ich habe in meiner Berufszeit mit einigen Ossis zusammengearbeitet, heute alle Rentner oder schon verstorben und wir mussten das stillschweigend mitansehen. Es hat mich sehr verletzt. Die einen hatten alles im Überfluss und trotzdem haben sie die, die wenig hatten, beschissen. Die Ossis kamen in den Westen und haben Arbeitsplätze weggenommen (Anfang der 80er gab es im Westen Kurzarbeit), so die Auffassung.
Obwohl ich eigentlich kein Ossi bin, nur zufällig dort geboren, habe ich vom Osten nur positive Erinnerungen, aber viele negative Erinnerungen aus dem Westen, die mich geprägt haben. Meine Eltern und ich wurden nie Pfälzer. Aus diesem Grund habe ich als junger Mensch in anderen Ländern gelebt und immer den Wunsch gehabt, permanent DE zu verlassen. Im Jan 2001 habe ich meinen letzten deutschen Pass abgegeben, weil zumindest damals DE keine 2. Staatsangehörigkeit erlaubte. In Australien fühle ich mich seit 1997 unsagbar frei.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie man sich auf der einen oder anderen Seite fühlt. Interessant finde ich, dass der ungeliebte Osten von den Wessis jetzt ok ist, weil man dort billiger bauen kann. Dieser Schritt wäre vor 20 Jahren undenkbar gewesen.
Mein Eltern mussten nach dem 2. Weltkrieg ihre Heimat, das Sudentenland verlassen. Mein Vater war damals noch in Gefangenschaft im Elsass, meine Mutter ist dummerweise und gegen ihren Wunsch Richtung Norden "gelaufen". Manche Verwandten sind nach Bayern. Am Ende landete meine Familie in Köthen bis Feb 1957. Mein Bruder und ich sind in Köthen geboren.
Nachdem die Stasi den Arbeitsplatz meines Vaters zum 2. Mal durchwühlt hatte, hatte meine Mutter genug. Innerhalb eines Monats war alles verkauft/verschenkt, meine Mutter, Bruder und ich landeten für 6 Wochen in einem Flüchtlingslager in Westberlin. Mein Vater war in der Zwischenzeit nach Ludwigshafen mit dem Zug gefahren, weil dort der Bruder meiner Mutter nach dem Krieg als Müller gearbeitet hatte, aber kurz vorher nach Kanada ausgewandert war. Mein Vater hatte dann auch gleich eine Arbeit gefunden, ein damaliger Kollege hat ihn bei sich aufgenommen. Im Flüchtlingslager waren wir uns selbst überlassen, meine Mutter versuchte etwas Geld zu verdienen. Ihr Onkel im Westen hat ihr Geld für Flugtickets geschickt, Tegel-FRA.
Wir landeten dann wieder eine paar Tage im Flüchtlingslager in Giessen, wo wir einen Flüchtlingsausweis bekamen, ich glaube "nur" Kat C, warum weiß ich nicht mehr. A war wohl der Ausweis, bei dem man mehr bekommen hat.
Wir landeten dann in LU bei der Familie, wo mein Vater wohnte. Nach 2 Wochen haben sie uns auf die Straße gesetzt (ich war 6), und dann waren wir wieder in einem Flüchtlingslager, was eine alte Schule war (4 Familien haben sich ein Klassenzimmer geteilt). Im Juni bekamen wir dann eine Neubauwohnung, die von der Regierung damals subventioniert wurden.
Ja, und dann wurde es erst mal weniger schön. Nebenan gab es 2 Wohnblocks für die Mitarbeiter des großen Chemiekonzerns. Da wurden wir erstmal schikaniert, verkloppt, gebissen und geschlagen, weil wir nicht "pfälzisch" gesprochen haben. Das hat sich irgendwann gelegt, weil wir uns eingegliedert haben und alles war gut. Mein Vater wurde auf der Arbeit beschimpft und beworfen, weil er auch anders war, als Ossi war man nicht erwünscht.
Einer meiner späterer Kollegen, E-Ing, war aus Leipzig und kam ein paar Jahre vor der Wende aus dem Osten. Wegen seiner Herkunft in besagtem Großunternehmen hat er nie das gleiche Gehalt bekommen wie die anderen, ihm wurde nie ein Festanstellung angeboten (über Leihfirma). Später, bei einem anderen Arbeitgeber, hat er jahrelang Projekte für den Großkonzern abgewickelt.
Als die Wende kam, haben er und ich über einen Großkonzern am "Wiederaufbau des Ostens" mitgearbeitet. Das war die goldene Ära der Wessis, wo der Osten durch die KfW wie eine Weihnachtsgans ausgenommen und über den Tisch gezogen wurde. Im Westen hat man sich bereichert, wo und wie es nur ging, war ja nur Geld vom Staat, am Ende floss sehr sehr viel Geld eben nicht in den Osten. Ich habe in meiner Berufszeit mit einigen Ossis zusammengearbeitet, heute alle Rentner oder schon verstorben und wir mussten das stillschweigend mitansehen. Es hat mich sehr verletzt. Die einen hatten alles im Überfluss und trotzdem haben sie die, die wenig hatten, beschissen. Die Ossis kamen in den Westen und haben Arbeitsplätze weggenommen (Anfang der 80er gab es im Westen Kurzarbeit), so die Auffassung.
Obwohl ich eigentlich kein Ossi bin, nur zufällig dort geboren, habe ich vom Osten nur positive Erinnerungen, aber viele negative Erinnerungen aus dem Westen, die mich geprägt haben. Meine Eltern und ich wurden nie Pfälzer. Aus diesem Grund habe ich als junger Mensch in anderen Ländern gelebt und immer den Wunsch gehabt, permanent DE zu verlassen. Im Jan 2001 habe ich meinen letzten deutschen Pass abgegeben, weil zumindest damals DE keine 2. Staatsangehörigkeit erlaubte. In Australien fühle ich mich seit 1997 unsagbar frei.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie man sich auf der einen oder anderen Seite fühlt. Interessant finde ich, dass der ungeliebte Osten von den Wessis jetzt ok ist, weil man dort billiger bauen kann. Dieser Schritt wäre vor 20 Jahren undenkbar gewesen.