Ich bin jetzt mal direkt: Weil diesen undankbaren Mistjob heutzutage keiner (mehr) machen will. Guck dir doch unsere FFF Jugend an und zum Teil auch deren Eltern. Die wissen alles besser, die können alles besser und Lehrer sind sowieso alle blöd und sollen sich gefälligst nicht in die freigeistige Erziehung des kleinen Bastians einmischen, schließlich soll er sich frei entfalten können. Regeln, Disziplin und Gehorsamkeit sind einfach Relikte vergangener Tage.
Sorry, aber auch für 150k Jahresgehalt würde ich mir das nicht geben wollen.
Weiterhin gibt es natürlich keinen flächendeckenden, fachübergreifenden Lehrermangel, maximal im MINT-Bereich. Aber auch hier ist mir zumindest klar, warum meine Berufskollegen sich das nicht freiwillig geben: Geistige Unterforderung. Ich persönlich bearbeite jedenfalls lieber Projekte, bei denen es um die Beschaffung von neuen Maschinen / Aufbau neuer Produktionsbereiche im Mio-Bereich geht, als Berufsschülern immer und immer wieder dieselben trivialen Grundlagen zu erklären.
Oha. Aber ich habe ja um Antworten gebeten, die von meinen abweichen könnten, deshalb kann ich mich nicht beschweren.
Ich arbeite mal schlaglichtartig:
- undankbar.
Kommt drauf an, wie man bedankt sein will. Ich bin unter Gehaltverzicht an die Schule gewechselt, weil es der viel(!) dankbarere Job ist.
- Die FFF Jugend, die alles besser weiß.
Sie hat halt ein Problem erkannt, dass Sie ausbaden dürfen, ohne es selbst verursacht zu haben. Bei mir an der Schule geht kein Schüler zu sowas oder verschwendet auch nur einen Gedanken daran. Ich würde ja feiern, wenn bei mir soweit gedacht würde.
- Lehrermangel: Natürlich ist der flächendeckend. Es gibt einige Nichtmangelfächer. Aber am krassesten ist es z. B. an Grundschulen. Also genau da, wo es am wichtigsten wäre.
- Geistige Unterforderung.
Ich bin promoviert und habe in der Industrie gearbeitet. Mit Verantwortung und tralala. So viel gearbeitet wie jetzt an der Schule ( zeitlich ) habe ich da nie. So vielfältig ausgelastet wie heute war ich da auch nie. So selten langweilig ( absolut nie ) wie heute war mir da auch nicht.
Ich bin auf einem einzigen Spezialgebiet unter meinen Fähigkeiten. Dafür auf zig anderen gefordert und teilweise überfordert.
Sorry aber jetzt ist fordernder als vorher, ganz im Ernst.
- triviale Grundlagen
Das nichttriviale ist das Beibringen, nicht die Grundlagen. Wobei ich Physik in der Oberstufe auch fachlich ganz nett finde, dafür ist der Begriff „trivial“ nicht mehr zu gebrauchen.
Ich widerspreche dir also und danke trotzdem für deinen Beitrag ;-)
