Gaspreise - Wo ist Gas noch erschwinglich?

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C

chand1986

Ich würde gerne wissen, was den russischen und amerikanischen Geheimdiensten bekannt ist/war, worüber wir nicht informiert sind. Mein Eindruck war von Anfang an, dass im Hintergrund etwas ablief/abläuft, was uns unbekannt ist, zur Einschätzung der Lage, aus meiner Sicht, jedoch wichtig wäre. Es kann sein, dass es tatsächlich ganz einfach so ist, dass Russland der Agressor ist; aus meiner Sicht ist es aber nicht ausgeschlossen, dass andere "Kriegstreiber" beteiligt sind bzw. die Situation forciert haben. Mir fehlt der grundsätzliche Glaube daran, dass wir/der Westen die "Guten" sind, dazu ist die Liste der von "uns" geführten Angriffskriege oder provozierten Kriege/Kriegsbeteiligungen zu lang ... ich werde, obwohl ich ein eher naiver Mensch bin, misstrauisch, wenn die Seite der "Guten" so eindeutig profitiert. Dann müsste die Welt doch ein besserer Ort sein, wenn die "Guten" profitieren, also die Länder, die mit diesem oder anderen Krieg/en (zufällig?) richtig viel Geld verdienen ... und das schon lange.
“Gut“?
Das war in der Weltpolitik aber noch nie eine reale Kategorie, es ist ein Marketingkonzept für Weltpolitik.

1) Es gibt Staaten auf der Welt, die sich grob gesagt an eine regelbasierte Weltordnung halten wollen, wobei die Regeln unter Führerschaft der USA international ausgehandelt werden.

2) Dann gibt es Staaten, die v. a. ihre eigenen Interessen mithilfe von eigener Macht durchsetzen wollen und Kriege als Mittel einer solchen Durchsetzung sehen.

Die USA selbst fordern eine Welt wie in 1), sind jedoch auch immer wieder bereit, wie in 2) zu handeln, wenn ihre eigenen Interessen zu stark betroffen sind. Dadurch werden die Rechtsansichten der Gemeinschaft derer, die sich der regelbasierten Weltordnung verschrieben haben, natürlich teilweise hohl.

Die Ukraine wollte/will gerne zu den Staaten in 1), der Nachbar Russland ist ein Staat aus 2). Seit spätestens 2014 ist bereits Krieg, da Separatisten mit Gewalt, auch Waffengewalt, die Ostukraine gerne abspalten und zu Russland führen würden. Die Ukraine selbst beantwortete das ebenfalls mit Gewalt, um die Separatisten zu besiegen.

Jetzt gibt es hundert Stories, wer wann wieso was gemacht um was genau zu erreichen. Jede Seite steht bei den Stories, die sie selbst erzählt, als „die Guten“ dar. Marketing halt.

Fakt ist, dass im Januar vor Beginn des jetzigen Großkonflikts russische Truppen in Bewegung gesetzt wurden, dies vom US-Gehimdienst gemeldet wurde und somit auch den Europäischen Regierungen bekannt war.

Dann ist Russland in der Ukraine einmarschiert, Putin hat sich auf §51 der UN-Charta berufen und somit eine „Sonderoperation“ dargestellt, mit der die russischsprachigen Separatisten geschützt/gerettet werden sollen. Man sieht jetzt, wie glaubhaft das ist.
Schlussendlich war der Einmarsch ein Regelbruch jeglicher Regeln aus 1), auch derer, an die Russland mal gelobt hatte, sich zu halten. Die Welt erkennt die Argumentation mit §51 nicht an.
Russland macht Geopolitik nach 2), weil es das halt kann. Verweise darauf, dass die USA es genau so machen, sind je nach Sicht Whataboutism oder gerechtfertigt. Fakt ist, das Russland als Agressor einen anderen Staat in Europa angegriffen hat und man schauen muss, ob und wie man darauf reagiert. Genau das läuft, natürlich wieder gespickt mit lauter Interessen.
 
N

Neubau2022

Mich irritiert, weshalb "sogar" die Ukraine Geschäfte mit Russland machen darf, wir aber nicht.
Ganz einfach. Weil das Geld was Ukraine bezahlt ggf. in Waffen investiert wird, das denen schadet. Das Geld was Deutschland Russland gibt, wird soweit ich weiss, nicht in Waffen investiert die in Deutschland eingesetzt werden.
 
OWLer

OWLer

Die Ukraine wollte/will gerne zu den Staaten in 1), der Nachbar Russland ist ein Staat aus 2). Seit spätestens 2014 ist bereits Krieg, da Separatisten mit Gewalt, auch Waffengewalt, die Ostukraine gerne abspalten und zu Russland führen würden. Die Ukraine selbst beantwortete das ebenfalls mit Gewalt, um die Separatisten zu besiegen.
Danke, dass du auf @Pinkiponk geantwortet hast. Speziell dieser Punkt ist m.E. wichtig, da es in der Propaganda auf beiden Seiten Munition ist. Seit 2014 gab es "natürlich" erhebliche Unterstützung der USA an die Ukraine aus deren geostrategischen Überlegungen. Waffen und auch besonders Training und Ausbildung. Leider haben auch die N*zis, wie z.b. das Asow Regiment davon profitiert, ähnlich wie in Syrien von allen möglichen Parteien Menschen mit Waffen ausgerüstet wurden, die zweifelhafte intrinsische Motivation hatten, zu kämpfen.

Trotz dieser berechtigten Kritik ist Russland seit 2014 beständiger Aggressor in der Gegend und nicht der Westen. Sich auf irgendwelche Zusagen bezüglich Nato Osterweiterung zu berufen und gleichzeitig in mehrere Länder direkt/indirekt einzumarschieren ist Heuchelei vom feinsten. Whataboutism "aber die USA" keine Rechtfertigung. Wenn mein Nachbar einen Raubmord begeht, ist das keien Rechtfertigung, das auch zu tun. Punkt.

Zudem scheint es so, dass die US-Führung ihren Geheimdienstinformationen geglaubt hat - die Eurozone hatte stets den gleichen Kenntnisstand, hat es mit der schröderschen Kumpelei aber ignoriert. Rückblickend schäme ich mich für das Lachen von Maas bei der Trump-UN Rede. Gas als Druckmittel wurde stets klar benannt und von uns ignoriert. Dass NS2 für die europäische Gasversorgung komplett irrelevant ist, sollte mittlerweile allen bekannt sein. Es gibt genug Pipelinegas für alle - mit NS2 hätte Putin nur sehr schön Europa spalten können.

Natürlich wollen die USA auch LNG verkaufen und es läge mit 6-9ct (Gedächtnisprotokoll) auch höher als das Russische Gas, aber unsere wirtschaftliche Abhängigkeit von Russland ist schon erschreckend. In jedem Industrieunternehmen sollte es doch Risk-Management geben, wo aktiv Gegenmaßnahmen bei 100% Abhängigkeit von Lieferanten getroffen werden. Dass es das nicht umsonst gibt, ist sonnenklar. Dass man das über jahrzehnte auf volkswirtschaftlicher Ebene komplett ignoriert hat, geht mir nicht in den Kopf. Nein, 2nd Source Aktivitäten für z.b. LNG-Terminals wurden stets verhindert.
 
S

sergutsh

“Gut“?
Das war in der Weltpolitik aber noch nie eine reale Kategorie, es ist ein Marketingkonzept für Weltpolitik.

1) Es gibt Staaten auf der Welt, die sich grob gesagt an eine regelbasierte Weltordnung halten wollen, wobei die Regeln unter Führerschaft der USA international ausgehandelt werden.

2) Dann gibt es Staaten, die v. a. ihre eigenen Interessen mithilfe von eigener Macht durchsetzen wollen und Kriege als Mittel einer solchen Durchsetzung sehen.

Die USA selbst fordern eine Welt wie in 1), sind jedoch auch immer wieder bereit, wie in 2) zu handeln, wenn ihre eigenen Interessen zu stark betroffen sind. Dadurch werden die Rechtsansichten der Gemeinschaft derer, die sich der regelbasierten Weltordnung verschrieben haben, natürlich teilweise hohl.

Die Ukraine wollte/will gerne zu den Staaten in 1), der Nachbar Russland ist ein Staat aus 2). Seit spätestens 2014 ist bereits Krieg, da Separatisten mit Gewalt, auch Waffengewalt, die Ostukraine gerne abspalten und zu Russland führen würden. Die Ukraine selbst beantwortete das ebenfalls mit Gewalt, um die Separatisten zu besiegen.

Jetzt gibt es hundert Stories, wer wann wieso was gemacht um was genau zu erreichen. Jede Seite steht bei den Stories, die sie selbst erzählt, als „die Guten“ dar. Marketing halt.

Fakt ist, dass im Januar vor Beginn des jetzigen Großkonflikts russische Truppen in Bewegung gesetzt wurden, dies vom US-Gehimdienst gemeldet wurde und somit auch den Europäischen Regierungen bekannt war.

Dann ist Russland in der Ukraine einmarschiert, Putin hat sich auf §51 der UN-Charta berufen und somit eine „Sonderoperation“ dargestellt, mit der die russischsprachigen Separatisten geschützt/gerettet werden sollen. Man sieht jetzt, wie glaubhaft das ist.
Schlussendlich war der Einmarsch ein Regelbruch jeglicher Regeln aus 1), auch derer, an die Russland mal gelobt hatte, sich zu halten. Die Welt erkennt die Argumentation mit §51 nicht an.
Russland macht Geopolitik nach 2), weil es das halt kann. Verweise darauf, dass die USA es genau so machen, sind je nach Sicht Whataboutism oder gerechtfertigt. Fakt ist, das Russland als Agressor einen anderen Staat in Europa angegriffen hat und man schauen muss, ob und wie man darauf reagiert. Genau das läuft, natürlich wieder gespickt mit lauter Interessen.
Eine sehr zutreffende Zusammenfassung, danke.

Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass derjenige, der um den Erhalt seiner Vormachtstellung kämpft sich selbst nach Belieben vom den Sanktionen und deren Durchsetzung herausnimmt, sprich weiterhin regen Handel betreibt wo wir hingegen uns kaputtsanktionieten (müssen). Böse Zungen behaupten, dass man somit zwei Fliegen mit einer Klappe kriegt ;-)
 
J

Joedreck

Eine Frage die ich mir bei solchen Sachverhalten stelle ist: Wem nützt es?
Die Ukraine war ja nun schon so einige Jahre Spielball der "Großmächte". Die "Revolution" in der Ukraine lief dem vernehmen nach ja nun auch nicht ohne Beteiligung der USA.
Heute morgen habe ich einen Artikel gelesen, in welchem stand, dass die USA bei der Ukraine lieber nicht genau hinschauen, da sie die Missstände nicht sehen möchten.
Die Ukraine ist ein der Ort eines aktuellen Stellvertreterkrieges, diesmal eben vor unserer Haustür und nicht "weit weg".
Moralisch sehe ich das Handeln Europas für richtig, realpolitisch allerdings nicht. Wir haben uns in Sanktionsmaßnahmen begeben, die uns mehr kosten als Russland. Dazu kommt die Mentalität und Leidensfähigkeit des russischen Volkes.
Ich befürchte allen ernstes eine ganz ganz schwierige innenpolitische Lage im Herbst/Winter.
 
C

chand1986

In jedem Industrieunternehmen sollte es doch Risk-Management geben, wo aktiv Gegenmaßnahmen bei 100% Abhängigkeit von Lieferanten getroffen werden. Dass es das nicht umsonst gibt, ist sonnenklar. Dass man das über jahrzehnte auf volkswirtschaftlicher Ebene komplett ignoriert hat, geht mir nicht in den Kopf. Nein, 2nd Source Aktivitäten für z.b. LNG-Terminals wurden stets verhindert.
Das liegt an einer Ideologie, die behauptet, dass Ergebnisse des Marktes nicht durch staatliche Planungen verbessert werden können, bzw. staatliche Planung als „Planwirtschaft“ immer in die Katastrophe führt.

Dass der Markt ein Preisoptimierungsmechanismus ist, der Risiken über das Ausscheiden von Akteuren verwirklicht, ist ein Problem: Staaten und ganze Volkswirtschaften können nicht ausscheiden (wohin auch?).

Der deutsche Staat hat sich explizit dafür eingesetzt, die billigste Lösung zu forcieren, weil die Lobbyisten der Unternehmen das mit der Begründung der Wettbewerbsfähigkeit so gefordert haben. Jetzt tritt der Risikofall ein, der Staat kann nicht vom Markt entfernt werden und am Beispiel Uniper sehen wir, dass „too big to fail“ eine Marktbereinigung auch auf Unternehmensebene verhindert (aus nachvollziehbaren Gründen).

Eine Frage die ich mir bei solchen Sachverhalten stelle ist: Wem nützt es?
Die Ukraine war ja nun schon so einige Jahre Spielball der "Großmächte". Die "Revolution" in der Ukraine lief dem vernehmen nach ja nun auch nicht ohne Beteiligung der USA.
Heute morgen habe ich einen Artikel gelesen, in welchem stand, dass die USA bei der Ukraine lieber nicht genau hinschauen, da sie die Missstände nicht sehen möchten.
Die Ukraine ist ein der Ort eines aktuellen Stellvertreterkrieges, diesmal eben vor unserer Haustür und nicht "weit weg".
Moralisch sehe ich das Handeln Europas für richtig, realpolitisch allerdings nicht. Wir haben uns in Sanktionsmaßnahmen begeben, die uns mehr kosten als Russland. Dazu kommt die Mentalität und Leidensfähigkeit des russischen Volkes.
Ich befürchte allen ernstes eine ganz ganz schwierige innenpolitische Lage im Herbst/Winter.
Der Nutzen liegt aus Sicht der Akteure in Einflusssphären und Einflussmöglichkeiten, also Macht. Ob er immer zustande kommt, ist eine andere Frage. Aber zu diesem Spiel gehört, dass man zum Ausbau eigener Macht diejenige des Gegners beschneiden muss.

Das nennt sich Geopolitik und sollte vordergründig durch die regelbasierte Weltordnung ersetzt werden. Funktioniert aber nicht gut, da die wirklich Mächtigen sich nicht dran halten, siehe USA, RU, CHN.

Was die Leidensfähigkeit des russischen Volks angeht, sehe ich die westlichen Sanktionen als nicht so wirkungsvoll an, wie wir uns das hier vormachen. Russland ist gemessen am BIP/Kopf ein armes Land. Die enormen Einnahmen kommen einigen wenigen Oligarchen zu Gute und füttern die Zentren Moskau und St. Petersburg, die mit jeder westlichen Stadt konkurrieren können.
Extrem viele Russen leben aber ländlich und zwar so bescheiden, dass sich durch die Sanktionen für sie nicht viel verändert. Einen breiten Mittelstand, der wirklich viel zu verlieren hat, gibt es nicht.

Und es bleibt dabei, dass Russland genug Devisen hat, um sich bei Ländern, die nicht sanktionieren, mit dem zu versorgen, was es dort zu kaufen gibt. Sieht auch nicht so aus, dass sich das um 180° wendet.

Dass der Downswing der wohlhabenden Zentren reicht, um Putin zu entmachten, sehe ich nicht.
Und schlimmer: Sollte es klappen, wer kommt dann nach?
 
Zuletzt aktualisiert 25.11.2024
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