"Schattenkraftwerk" ist eines der Stichworte.
Es kommt drauf an um welche Art von EE es sich handelt, um welche Region es sich handelt und wie gut diese an andere Regionen auf Höchstspannungsebene angebunden ist (daran mangelt es zunehmend!). Auch ist die Frage, welche Verfügbarkeit erwartet wird: sind 6 Minuten Ausfall je Jahr tolerabel oder sind es 6 Stunden oder sogar 6 Tage?
Wieviel Last kann angebotsorientiert abgeworfen werden, also etwa Industrie oder Wärmepumpen (dafür bekommen diese ja auch einen Preisnachlass)?
Regional ausgleichen in einem großflächigen Verbundnetz mag bei Wind gehen aber schon bei Photovoltaik nicht mehr, da die Leistung selbst innerhalb von Kern-Europas bei 2 Zeitzonen recht gut miteinander korreliert. Sprich; mindestens zwischen 20:00 und 7:00 frühs unserer Zeit geht in ganz Europa im Winterhalbjahr nix. Da musste für jedes MW an Photovoltaik auch ein MW anderweitig bereitstellen. Is' nun mal so!
Das Ganze ist dann ein stochastisches Modell. Bei Windkraft und einer Netzqualität wie heute wird im allgemeinen davon ausgegangen dass man für 1 MW Windstrom 0,85 MW Reservekapazität benötigt werden. Bei Photovoltaik sind es wie gesagt nahe 1,0 MW.
D.h. also dass zu dem berühmten "1 Cent je KWh" noch Kosten für die Bereitstellung von Kapital und Baustoffen für die Schattenkraftwerke samt deren Standbyverluste kommen. Ohne diese gäbe es kein Netz in bekannter Qualität sondern eher wie in Südafrika (mit stundenweisen Brownouts jeden Tag, bei uns wäre das im Winter wohl noch länger). Billig ist billig... man kann diesen Faktor gerade bei Wind runter bekommen indem man wie schon von
@Deliverer erwähnt in der Fläche streut. Gut. Aber dafür braucht es ein gut ausgebautes Verbundnetz und das ist Stand heute in Mitteleuropa praktisch ausgelastet. Einen weiteren Ausbau hat das mehr als nötig. Alleine in D bräuchten wir über 10.000 km in der Höchstspannungsebene und etwa 30.000 im Mittelspannungsbereich. Davon sind binnen 10 Jahren gerade mal 1000 km in der Höchstspannungsebene realisiert worden. Rechne das mal hoch...
Nein. Erstmal ehrlich sagen: 100% EE in den nächsten 20 Jahren ist utopisch. Beide Arten von Erzeugung parallel laufen lassen, EE
pragmatisch ausbauen. Soviel regional erzeugen wie möglich. Fossile KW in Form von kleineren Anlagen mit KWK ergänzen. Verbundnetz ausweiten. Grünen H2 importieren, blauen H2 aus Überschüssen speichern. LNG-Terminals.
Und KKW sehe ich leidenschaftslos: entweder bauen wir die hier, gerne solche der 4. Generation (Flüssigsalz, Thorium), hier existieren keine deiner genannten Probleme mehr. Wenn nicht bei uns so werden wir halt den Strom von unseren Nachbarn (dann auch gerne aus solchen der 3. Generation mit Problemen wir von dir geschildert) importieren, dafür mehr zahlen, hey aber wenigstens können wir Haltung beweisen und dem Atomkraft-Nein-Danke-Sticker weiterhin stolz, nur eben am E-Auto, spazieren fahren :p Eine dritte Alternative gäbe es definitiv noch: großflächige Kohle-KW mit Sequestrierung, also CO2-Abscheidung ins Erdinnere
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Ist letztendendes eine Entscheidung der Politik. RWE und EON bauen gerade im UK neue KKW. Die haben sicher kein Problem damit den dort erzeugten Strom nach D zu verkaufen. Die dann generierten 100 Cent/KWh (fiktiv) nehmen sie gerne mit. Ausbaden muss den Endpreis dann eh der kleine Mann. Aber der wählt ja auch die Politik. Womit sich der Kreis wieder geschlossen hat.