HOAI oder warum Architekten kein Interesse haben.....

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Zuletzt aktualisiert 14.11.2024
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Fuchur

Ohne jetzt ganz tief in die aktuellste Rechtsprechung eingestiegen zu sein (11ant hat ja schon angedeutet, dass es dort sehr widersprüchliche Aussagen gibt): Im Grundsatz ist die HOAI bindend. Es gibt verschiedene anerkannte Fallkonstellationen für Abweichungen. Insbesondere werden genannt: Abweichungen von dem Leistungskatalog der HOAI, Mehrfachverwendungen von bereits erstellten Planungen/wesentlichen Teilplänen, bereits gestellte Schlussrechungen. Andere Urteile verweisen auf den Vertrauensschutz des Auftraggebers und die beschränkte Kenntnis von der HOAI bei privaten Bauherren.

Am Ende heißt vor allem eines: Die Gefahr für großen Streit, falls die Planung nicht wie beiderseits angedacht abläuft. Streit, den man in der Phase nicht gebrauchen kann. Recht bekommt dann entweder der Bauherr oder die Berufshaftpflicht des Architekten Jahre später in der 3. Instanz.
 
C

CrazyChris

So ein quatsch, einer behauptet blödsinn, ein anderer denkt das stimmt schon und schwups "Fake-News".

Wenn der Architekt einem privaten Bauherren die Planung für 10t€ anbietet dann darf er das, auch wenn die HOAI vlt 20t€ als Mindestsatz angibt. (Punkt!) Hier greift die HOAI wenn nichts vereinbart wurde. Angenommen du gehst zum Architekten sagst was du willst und er plant dir etwas ohne das ihr ein Honorar vereinbart habt darf er nach HOAI abrechnen.
Korrekt. Auch das hat was mit "Treu und Glauben" zu tun. Wenn der Architekt dem privaten Bauherren einen Pauschalvertrag anbietet, der die Mindestsätze der HOAI unterschreitet, so ist er an diese Vereinbarung gebunden und kann sich nicht auf die Honorarordnung berufen. Der private Bauherr wird hier nahzu durchweg von der Rechtsprechung geschützt.
 
C

caddar

Ein Architekt soll ein korrektes Honorar (unter Berücksichtigung seiner Risiken) erhalten. Die Bausummen als Grundlage ist jedoch untauglich: Als Grundlage müssten die Aufwände/Leistungen des Architekten dienen.
Das stimmt schon, diese Bausummen-Geschichte kommt mir immer so vor, als würde für sie das "Gesetz der großen Zahlen" gelten... Im naiven, statistischen Mittel wird es schon stimmen, dass ein teurerer Bau auch ein aufwendigerer Bau ist. Wenn ich mir dann aber ansehe, dass z.B. die Wahl zwischen Kunststoff und Holz/Aluminium-Fenster einen Einfluss auf das Honorar hat, sehe ich dort persönlich keinen Mehraufwand. Andererseits gibt es vielleicht Entscheidungen, die keine Mehrkosten verursachen, aber planerischen Mehraufwand. Wenn beides nicht ausgewogen ist, bezahle ich drauf.

Freunde von mir bezahlen einen Architekten für einen Hausumbau nach Stunden, ich bezahle nach HOAI. Bei mir gibt es eine (wahrscheinlich auch nur semilegale) Festlegung der maximal anrechenbaren Kosten auf 350.000€. Die Zahlen kannte ich und habe damit eigentlich eine oberere Grenze, die ich für diese Leistung bezahle. Wenn mir das akzeptabel vorkommt (oder ich kein anderes Angebot habe), kann ich dem zustimmen. Ist also eigentlich Pauschal trotz HOAI.

Besagte Freunde dagegen wissen nicht genau, wo sie rauskommen. Auch wenn es sehr wahrscheinlich ist, dass sie am Ende weniger oder zumindest nicht mehr zahlen, sind sie jetzt psychologisch deutlich eingeschränkter, da sie einfach wissen, jede Architektenstunde kostet Geld. Ist ja eigentlich logisch und irgendwie unsinnig, aber trotzdem sehe ich jetzt bei ihnen die Tendenz, viel schneller zuzustimmen und weniger kritisch zu sein.

Hat also alles seine Vor- und Nachteile.
 
B

Bau_Bambi

Bei dem Problem sind wir mit unserer Planung auch aktuell.
Ich habe mich als zukünftiger Bauherr und Privatperson, kurz durch wichtige Bereiche der HOAI gelesen und dachte die Honorare sind dadurch gesetzt.
Jetzt haben wir 3 unterschiedliche Angebote, die allesamt günstiger sind als von der HOAI "vorgeschrieben" (da nach tatsächlichem Aufwand/Stunden gerechnet), was einen als Laien im ersten Moment verwirrt.
Dadurch ergeben sich jetzt 3 Angebote:
1- Architekt Leistungsphase 1-4: 8.300€ Brutto
2- Architekt Leistungsphase 1-4, Statiker,Energieberater mit Baubegleitung: 14.500 Brutto€ (wovon ca 9.000 auf den Architekten entfallen)
3 - (von weiter weg, nicht aus unserem Landkreis) Architekt Leistungsphase 1-5(! mit Ausführungsplan), Tragwerksplanung, Wärmeschutznachweis: 6.300€ Brutto.

Die Frage die ich mir immer wieder stelle: Ist das nun ein freier Markt oder wie kommen solche Schwankungen zustande?
 
C

caddar

Jetzt haben wir 3 unterschiedliche Angebote, die allesamt günstiger sind als von der HOAI "vorgeschrieben"
Sind die Angebote denn alle inhaltlich vergleichbar? Und wofür sind sie? Wenn der eine z.B. Ausschreibungen macht und der andere euch die Handwerker "frei Schnauze" aussuchen lässt, macht das schon einen Unterschied.

Wahrscheinlich ist das dann bei euch ein Neubau und von der Art her ein normales Einfamilienhaus? D.h. alle Architekten können auf bestehende Pläne zur Abwandlung zurückgreifen, der Energieberater-Teil muss keine explizite Wärmebrückenberechnung machen etc etc.

Wenn das nach Stunden abgerechnet wird, sind denn die Angebote wirklich pauschal oder sind das Schätzungen? Weil, ich kann meinen Aufwand ja gerne klein schätzen und am Ende doppelt so viele Stunden brauchen - Pech gehabt.
 
F

Fuchur

Jetzt haben wir 3 unterschiedliche Angebote, die allesamt günstiger sind als von der HOAI "vorgeschrieben" (da nach tatsächlichem Aufwand/Stunden gerechnet),
Hatten wir auch genau so. Die Schätzung der Stunden im Angebot war deutlich niedriger als das Ergebnis.

Letztendlich waren es dann 2 Entwürfe. Den ersten sofort in die Tonne, den zweiten 4x leicht verfeinert. Am Ende sind wir mit den Stunden kurz unter dem Höchstbetrag Mittelsatz gelandet. Und das auch nur, weil wir parallel viele "Denkaufgaben" und Behördenabstimmungen selbst erledigt haben und dafür nicht noch Stunden bezahlen wollten. Beispiele: Jede eMail und jedes Telefonat wurde mit 30-60€ abgerechnet, für die Durchsprache der Pläne vor Bauantragstellung im Architektenbüro kam eine Rechnung über 600€, für die Weiterleitung von Bebauungsplan und Grundrissen an den Geologen zur Erstellung eines Angebots Baugrunduntersuchung zahlten wir 200€.
 
Zuletzt aktualisiert 14.11.2024
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