Ich hab das die ganze Zeit schweigend mitgelesen und hab noch ein paar Tipps für euch:
- Notiert euch was wirklich wirklich wichtig für euch ist und was nicht. Ein paar Fragen, die vielleicht helfen können: Könnt ihr vielleicht doch auf den Keller verzichten? Falls nicht, braucht es wirklich eine Speisekammer? Wäre nicht eine große Küche mit viel Stauraum schöner, als eine kleine Küche und kleine Kammer? Könnt ihr den Beamer aufgeben und mit einem Fernseher leben? Tuts im Alter nicht vielleicht auch einfach ein Treppenlift (den könnt ihr auch in 40 Jahren noch einbauen)? Was wollt ihr sonst mit dem OG machen, wenn ihr alt seid?
Wenn ihr hier Klarheit habt, dann könnt ihr auch viel vorbereiteter in die Gespräche gehen und seid viel flexibler um auf die Möglichkeiten des Anbieters einzugehen. Wenn ihr alles 100% so machen wollt wie ihr euch das vorstellt, dann müsst ihr alles selbst planen und organisieren und da hat man meist keine Zeit für. Es gibt nirgends das 100% perfekte Haus, außer man ist Multimillionär.
- Versucht aus jedem Gespräch etwas zu lernen. Jeder Handwerker, Vertriebler, Planer, etc. hat seine eigenen Meinungen und Erfahrungen. Nehmt alles sinnvolle daraus mit und lasst das Negative beiseite. Es wird immer Vertriebler geben, die nur Müll labern. Das ist dem Beruf geschuldet und gibt es in jeder Branche.
- Rechnet mal eher so mit 3.500€ die qm. Wir sind ende Dezember eingezogen und sind ungefähr dabei rausgekommen. Und wir haben nun echt nicht luxuriös gebaut, aber es scheint mir als wäre euch das ganze Projekt sehr wichtig und dann schlägt man bei der Bemusterung schon ordentlich was drauf. Größere Fliesen, Treppenstufen aus Eiche, Hebeschiebetür, etc. sind das was wir uns gegönnt haben.
- Außenanlagen sind, entschuldigt die Ausdrucksweise, scheiße Teuer und wir haben nur 350qm Grundstück ohne Hang. Euer Grundstück ist doppelt so groß und mit Hanglage kann man da ordentlich Geld versenken. 20m L-Steine kosten dann schonmal 2.000€ mit Montage. Und davon werdet ihr mit Sicherheit einige brauchen.
- Mach nicht alles auf einmal. Lese dich in ein Thema ein (z.B. Heizung) sauge die Infos auf und triff sinnvolle Entscheidungen für euch. Grenze es auf 2-3 Optionen ein und ranke die für dich ein. Dann Hausanschlusskasten das ab und zieh weiter zum nächsten Thema. So bekommst du an einem Wochenende locker 1-2 Themen abgehakt. Kein Mensch kann sich alles auf einmal merken und vieles vergisst du hinterher wieder. Man muss ja nebenbei auch noch weiterleben, arbeiten und hat Verpflichtungen.
- Viele GUs haben Mustergrundrisse. Schaut euch doch die vielleicht mal an, vielleicht ist da ja schon was schönes dabei. Von da aus kann man dann seine Anpassungen vornehmen. Das ist meist einfacher als selbst drauf los zu planen und das Meiste hat man als Laie sowieso nicht aufm Schirm.
- Fragt in eurem Bekanntenkreis weshalb die nicht mehr mit deren GU bauen würden. Vielleicht sind es belanglose Dinge, die euch nicht so stören würden.
Kleine Anekdote dazu: Bei uns im Baugebiet hat sich ein Paar andauernd über den Gartenlandschaftsbauer beschwert. Wir hatten den gleichen und keine Probleme. Am Ende lag's einfach nur an der Kommunikation und das Paar war regelrecht frech zu ihm. Siehe da, mit Kommunikation auf Augenhöhe und einfach mal zuhören war das bei uns alles kein Problem.
Bei vielen Beobachte ich außerdem, dass die nur alle 1-2 Wochen mal auf die Baustelle kommen, sich nicht informieren und hinterher dann meckern, dass Fehler passieren. Ich war (fast) jeden Tag da und habe nach jedem Gewerk alles nachgemessen, mit den Plänen abgeglichen und mir erneut Gedanken dazu gemacht. Da fallen eventuelle Fehler dann schon früher auf und man kann direkt reagieren. So sind wir sehr gut durch den Bau gekommen ohne, dass es einmal wirklich geknallt hat. Hätte ich das nicht gemacht, wär uns das eine oder andere Problem erst beim Einzug aufgefallen.
Es hilft auch immer den Handwerkern einfach mal zuzuhören oder interessiert zu Fragen wie das funktioniert was die da machen. Selbstverständlich aufrichtig und ohne nervig zu sein. Man lernt da immer was dazu und die freuen sich, dass sich jemand für deren Arbeit interessiert. Hinterher kann man dann das ganze Gewerk viel besser verstehen und einschätzen.
Die meisten lassen das alles jedoch weg und denken die kaufen ein Haus, wie sie einen Neuwagen im Werk bestellen. So ist es aber nicht. Jedes Haus ist individuell und die Handwerker und Bauleiter arbeiten auf 100en Baustellen in ihrem Leben. Für die ist das nur ein anderes Projekt, dass die in dieser Woche anschauen, für dich ist es das eine Haus im Leben. Dir fallen natürlich ganz andere Dinge auf.
Mit ein bisschen Demut und Lernbereitschaft, wäre so manches Projekt vermutlich besser gelaufen.
- Als letzter Tipp, schau mit welchen GUs die Banken in eurer Nähe bauen. Oft haben große Banken auch eine Immobiliensparte die Neubauten anbieten. Die haben am meisten Erfahrung in deiner Gegend und bauen vermutlich eher nicht mit schlechten GUs.