Ok, liebe Freunde der gepflegten und gelebten Intoleranz [emoji6]
Auch ich sehe es zwar so, dass auf pump die schlechteste aller Möglichkeiten ist und versuche zunächst alles ohne Kredit auszukommen, aber auch die schlechteste Möglichkeit ist noch eine Möglichkeit. Als nicht Betroffene(r) sagt es sich leicht daher, dass man bis aufs Haus nie einen Kredit benötigt oder braucht (so lese ich es zumindest aus einigen Beiträgen heraus), aber ist das wirklich so einfach?
Beispiel: Du bist auf Deinen PKW angewiesen, zu alt für Vollkasko (das Auto!), aber definitiv noch ein gutes Fortbewegungsmittel, auf das Du angewiesen bist. Du fährst über eine Brücke, die ganz leicht vereist ist, ohne eine Böe von der Seite wäre alles prima, nur drückt die Dich leicht in den Gegenverkehr, Du lenkst gegen und krachst in die Leitplanke. Auto Totalschaden! Und nun? Was hilft da der schlaue Hinweis, der ja im allgemeinen richtig sein mag, dass man sich Dinge leisten möchte, die man sich gerade nicht leisten kann und dass man das Problem in die Zukunft verlagert. Stimmt, ist richtig. Und? Was hilft es, wenn das Auto Schrott ist, man aber ein PKW benötigt, aber nicht über ausreichende Liquidität verfügt? Eine Lösung jenseits eines schlaue Allgemeinplatzes kann da durchaus eine PKW-Finanzierung sein. Und das ist dann verwerflich???
Anderes Beispiel: Wohnung als Pärchen gekauft, man trennt sich, einer der beiden will Streit, Bude muss verkauft werden, mit Verlust, einer leiht sich die Hälfte des Verlusts bei den Eltern, der andere kann das nicht, weil keine Eltern mehr oder Eltern nicht finanziell belastbar. Also Kredit...was auch sonst? Wiederum: verwerflich?
Ich gehe ja soweit mit, dass TV, Handy, Hochzeit, also reine Konsumgüter nicht sein müssen (dürfen), aber es gibt jenseits davon auch Gründe, die sich nicht mit Dogmen und Schwarz/Weiß-Denken vertragen. Meint ihr nicht auch?
Mir kommt der TE recht realistisch vor, er hat wohl einen Fehler in der Vergangenheit gemacht, dessen Rechnung er jetzt bezahlt. Ich höre ihn nicht jammern oder sich beschweren. Warum haut man da noch mit der Keule aus einer selbst eingebildeten moralische Überlegenheit darauf? So kommt es mir gerade vor...und da frag ich mich, was das Ziel solcher Beiträge sein soll?
Und zum Thema Selbständigkeit und Job mal kurz verändern. Auch hier ist es nicht so ein Selbstgänger mit garantiert gutem Ausgang, wie man den Eindruck gewinnen könnte. Zum Einen gehört da die richtige Gelegenheit, Branche und Ausbildung zu - und die Persönlichkeit auch. Es gibt einfach Dinge, die persönlicher Natur sind und nicht unbedingt was mit Konfortzone zu tun haben müssen. Wenn man diese individuellen Faktoren ausser Acht läßt, kann man hervorragend postulieren, „sei mutig, wechsle den Job; werde Teamleiter; zieh woanders hin“. Alles Dinge, die zutreffen können, aber mit Sicherheit keine Selbstgänger oder Universallösungen darstellen.
Was nützt es mich gegen mein Naturell zu stellen, mich anders zu verhalten als ich bin? Da ist eines vorprogrammiert: scheitern und zwar auf ganzer Linie. Komfortzone challengen, definitiv ja. Einem sicherheitsbedürftigen Menschen zu raten ins Risiko zu gehen, empfinde ich genauso sinnfrei wie einem Sprinter zu raten Marathon zu laufen... du hast halt eine anerzogene (beim Laufbeispiel genetische) Disposition, die zu ignorieren finde ich fahrlässig. Einige Vorschläge kommen mir hier leider so vor: biste im Sprint nicht (mehr) erfolgreich, versuch‘s mal mit Marathon... Ergibt das Sinn? Für mich nicht... vielleicht habe ich die vielen Beiträge auch nur falsch verstanden und es sollten Denkanstöße sein. Dann ok, da würde ich noch mitgehen. [emoji6]