Erster Beratungstermin beim Fertighaushersteller

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H

haydee

In der Regel wünscht der Bauherr qualifiziertere Angaben als eine Endsumme als Hausnummer. Grundfläche mal Höhe mal Kubikmeterpreis ist schnell getippt. Heraus kommen erschrockene Gesichter und Ratlosigkeit, wie die Summe zu Stande kommt und wie man sie "gesundschrumpfen" kann. Das wieder aufzulösen, dauert mehrere Kannen länger.
Und für blauäugiges ich Wünsch-Mir-Was-Habe-Jedoch-Keine-Ahnung reicht das doch um manche auf den Boden der Tatsachen zu bringen.
 
11ant

11ant

Bei uns sollte eine Kita gebaut werden, dafür hat sich genau niemand beworben.
Wenn es gar keine Bieter gab, meiner Erfahrung nach, liegt das tendenziell an idiotischen Anforderungen in der Ausschreibung, die nicht bedient werden können.
Zum Beispiel, daß man bei der Bewerbung um solche Aufträge nachweisen soll, (EU-weit !) in den letzten x Jahren keine Steuern und Sozialbeiträge hinterzogen zu haben etcetera - diese Persilscheine zusammenzutragen (und beglaubigt übersetzen zu lassen, hihi) kostet Zeit. Plus lange Referenzlisten und dergleichen. An einer Kita gibt es je Gruppe so viel zu verdienen wie an einer Doppelhaushälfte, dafür füllen die zu beachtenden Normen so viele Ordner wie für ein Pflegeheim. Damit quälen sich dann nur Spezialisten herum, und die wiederum tun sich solche Querulanten wie Gemeindeverwaltungen (oder scheinheilige kirchliche Träger) als Auftraggeber nur an, wenn sie sonst Leerlauf in den Auftragsbüchern hätten.
 
Y

ypg

...also im Prinzip geht es mir darum zu wissen, ob ich von einem Fertighaushersteller erwarten kann, das er mir einen Grundriss plant (schön wäre es natürlich das ganze in 3D zu sehen) und mich umfassend berät, bevor ich einen Vorvertrag unterschreiben muss ?
Die Frage ist beantwortet, denke ich.

Ich versteh allerdings das Problem nicht recht. Es gibt Grundrisse über Grundrisse. Der individuelle Hausentwurf für sich, also für Euch, dauert. Der ist doch nicht einfach so innerhalb einer Stunde aus dem Hemdsärmel geworfen. Der generiert sich über Wochen - und das seid Ihr ja auch nicht willig zu warten
Und das, was in einer Stunde herauskommt, ist das, was doch schon bei denen als Typenhaus in der Schublade liegt und Euch vorgelegt wurde. Das kann man sehr gut als Basis für eine Kalkulation nehmen. Jeder Häuslebauer hat ein 160qm-Stadtvilla, ein 120qm-Doppelhaus, ein 114qm Bungalow und ein 140qm Satteldachhaus im Angebot. Mit Standardausführung kann man gut planen und feststellen, dass zB Weberhaus zu teuer und Scanhaus Marlow Marlow zu billig für einem ist. Oder dass man noch einen Anbau für das 5te Zimmer braucht. So bringt man die Sache Bauen auf den Punkt... später kommt die Bauleistungsbeschreibung dazu, aber das ist ja eine andere Thematik. Bauchgefühl beim Anbieter kommt dazu.

Aber in die Tiefen des Hausentwurfes zu gehen, geht mM nach zu weit, wenn noch nichts feststeht. Da steckt die Arbeit einer höheren 4 bis 5 stelligen Summe, das mal zu dem Argument, dass es um eine Anschaffung von ca. 250000€ geht. Ich glaube, Ihr unterschätzt diese Leistung.

Wir sind eigentlich nur auf die ganzen Fertighaus-Anbieter gestoßen weil mir die Holzbauweise gefällt und die ganzen Anbieter damit werben wie flexibel doch alles wäre. Aber eigentlich wollen wir kein Haus aus dem Katalog. Dann wird sich bei uns wirklich die Frage stellen, ob wir mit einem regionalen GU nicht bessere zurecht kommen.
Ein regionaler GU wird genauso seine Typenhäuser haben, mit denen er kalkuliert. (Als Architekt ist oft nur ein Zeichner angestellt, der alles in seiner 38- Stunden-Woche schön malt. Der Architekt arbeitet eventuell auf Honorarbasis, aber das auch nur für den GU, also stundenweise. Für ein Haus hat er Sound so Stunden zur Verfügung... diese Rechnung muss ja von irgendwem bezahlt werden)

Es gibt die Basisausführung beim GU, die kostet soundso, die bessere Sound so. Der Bauherr schnuppert sich an sein finanzielles Limit. Überregional genauso wie regional. Firma Heinz von Heiden in ganz D genauso wie der kleine im Norden Hamburgs.

Und mal ehrlich: die Leistung der Häuslebauerfirma ist nicht zu bewerten über den Entwurf/Grundriss/3D-Visualisierung, sondern an ganz anderen Dingen (Bauchgefühl, Bauleistungsbeschreibung, guter Ruf, Qualität, etc). Einen guten Grundriss bekommt man zur Not auch über Umwege hin (Architekt und dann GU), der ist auch nicht nur gut, weil es 3D gibt

Das, was Ihr wollt, ist die Leistung eines Architekten, der Euch persönlich als Kunde sieht. Der kann auch in Fertigbauweise planen und sich nach einem BU umschauen, der das Haus später umsetzen soll.

Angebote einzuholen ist eine Art Volkssport geworden. Es gibt (leider nicht selten) Leute, die wollen einfach mal wissen, was ihr Traumhaus kostet, die haben noch garkein Grundstück (bzw. wissen nicht, was ein Bebauungsplan ist und wie man den liest und ob das da überhaupt geht). Sogar welche, die hatten noch kein Gespräch, für welches Kreditvolumen sie gut sind. Nur weil sich zwischen einer Handvoll Träumerpfeifen ein ernsthafter Interessent "versteckt", würdest Du jedem ein Angebot schreiben ?
So ist es

Und schätze nie den Verkäufer falsch ein! Man kann ihn über- aber auch unterschätzen
 
Nordlys

Nordlys

Über einige Posts bin ich ärgerlich und empfinde sie als Transport von Vorurteilen. Ich habe in meinem Berufsleben eine Kita erweitert, eine grundrenoviert, eine Krippe gebaut. Nicht selbst, aber mit Architektenhilfe und Bauberatung durch Jugendamt, die Kosten verantwortet. Wir haben keine übertriebenen Forderungen im Ausschreibungstext gehabt, hatten keine Probleme, Bieter zu finden, waren weder querulantisch noch scheinheilig, haben die Rechnungen innerhalb von vier Wochen nach Architektenfreigabe bezahlt. Haben aber bei Mängeln auf Beheben bestanden. Haben aber nicht nach Mängeln gesucht. Das Behebenlassen ist unser gutes Recht, denke ich. Karsten
 
11ant

11ant

Über einige Posts bin ich ärgerlich
Behebenlassen ist selbstverständlich gutes Recht. Mit querulantisch meinte ich, daß Stadtverwaltungen & Co. Prinzessinnen auf der Erbse sind, und der Auftragnehmer mit an sich kleinen Rückfragen im bürokratischen Betrieb durchaus nicht weniger den Buchbinder Wanninger spielen darf als der Bürger. Und mit scheinheilig, daß kirchlich angehauchte Auftraggeber gerne fromme Reden führen, als Auftraggeber aber ebenso gerne Schlitzohren sind - kein Jota christlicher als die böse freie Wirtschaft.

Die Ausschreibungstexte an sich mögen vernünftig sein, die zu beachtenden Sondernormen für Kitas stehen aber in einem ungünstigen Verhältnis zum vermeintlichen Reibach des Bauunternehmers, der am zivilen Doppelhaus mehr verdient als an einer Zweigruppenkita.

Bei einer kleinen Krankenkasse (eigentlich keine Behörde, benahm sich aber so) habe ich dankend darauf verzichtet, ein Beratungsmandat angedient zu bekommen - die hatten völlig marktferne Vorstellungen davon, wie nackig man sich dafür machen würde. Manche Blüten der EU-Ausschreibungskultur scheinen mir mit Datenschutz kaum vereinbar.

Aus solchen (überwiegend eigenen) Erfahrungen bekäme ein öffentlicher Auftraggeber bei mir in hundert Jahren keinen Termin. Was ich nicht gegen die Bediensteten meine, Verdiener bin ich selbst.
 
Nordlys

Nordlys

Zu den Kitas und besonderen Vorschriften. Sicher gibt es die. aber ist das nicht eher das Problem des vom Bauherren engagierten Architekten? Der Ausschreibungstext enthält dann eben statt Standardkeramik diese besonderen Kleinklos, statt normaler Kloabtrennungen die mit extra Klemmschutz für die Finger, statt Laminat/PVC eben Linoleum. Statt einer Haustür zwei, Brandschutz, Fluchtweg...Da macht der Unternehmer dann doch auch seine Preise entsprechend. Eine Krippe zu bauen mit Gruppenraum, Schlafraum, kl. Küche, Flur, Garderobe, Kinder WC und Personal WC kam 2010 300 tsd.Euro. 2010 hättest dafür 2 kleine Team Massivhäuser bekommen. Warum sollten die Firmen weniger verdient haben?
 
Zuletzt aktualisiert 24.11.2024
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