Neubau oder doch Hauskauf und Sanierung in Bayern

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W

Wo1z3rl

Hallo zusammen,

ich bin schon seit einigen Jahren eine (meist) stille Mitleserin in diesem Forum. Mein Mann und ich sind vor etwa vier Jahren aus der Stadt ins bayerische Hinterland gezogen, und seit drei Jahren sind wir auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie. Leider sind wir nie richtig fündig geworden - mal waren wir einen Tag zu spät dran, mal ging das begehrte Objekt an den Nachbarn usw.

Wir sind eine vierköpfige Familie, unsere beiden Kinder sind 2 1/2 und 5 Jahre alt. Ich arbeite Vollzeit, während mein Mann als Hausmann und Papa zu Hause ist. Wir haben gute Ersparnisse und ein zusätzliches Nettoeinkommen von etwa 4.500 Euro, einschließlich Kinder- und Familienzulagen, aber ohne mögliche Boni.

Die Situation ist folgende: Meine Großmutter besitzt ein Grundstück in unserer Stadt, etwa 1200 m² (davon sind etwa 300 m² Privatstraße, heißt 900 m² könnte man bebauen). Vor etwa einem Jahr hat sie uns angeboten, uns dieses Grundstück kostenlos zu überlassen (Im Neubaugebiet liegt der Bodenrichtwert bei 135 Euro pro m², um das ganze etwas in Relation zu bringen). Ich habe nach dem Gespräch mit meiner Oma mit den potenziellen Erben, d.h. mit meinem Vater und meinen drei Onkels, darüber gesprochen, und zunächst schien es für keinen von ihnen ein Problem zu sein. Allerdings scheint es zumindest bei einem Onkel unterschwellige Bedenken zu geben, da er anfing mit meiner Oma über ihr mögliches Testament (es gibt keins) zu sprechen (was sie ganz und gar nicht lustig fand).

Das Grundstück liegt mitten im Ort, weist keinen konkreten Bebauungsplan auf und ist im Flächennutzungsplan als Mischgebiet ausgewiesen. Die benachbarten Grundstücke bestehen überwiegend aus Satteldachhäusern, angefangen von Einfamilienhäusern bis hin zum Mehrfamilienhaus. Es gab für das Grundstück 2003 ein bewilligtes Baugenehmigungsverfahren für ein Haus mit Einliegerwohnung durch einen meiner Onkels, dieser hatte sich dann aber doch gegen den Bau entschieden. Die Grundrisse sind heute aber nicht mehr direkt State of the Art (Pelletheizung mit großem Tank im Wohnkeller etc.), ich habe sie mir von meinem Onkel zeigen lassen.
Um es kurz zu machen, mein Mann und ich beschlossen damals nach dem ganzen Drama (und aufgrund der Tatsache, dass ich wählerisch bin und eigentlich lieber einen Süd- oder Westhang hätte), stattdessen weiter nach Renovierungsprojekten zu suchen.

Nun ist die Situation in unserer Region so, dass nur heruntergekommene Immobilien für mindestens 250T Euro zu haben sind, während halbwegs anständige Häuser, meist aus den 1980er Jahren, um die 450T Euro kosten. Es gab in der Nachbarstadt auch schon mal neue Doppelhaushälften für 430T Euro, aber diese sind für uns zu klein (fehlendes Arbeitszimmer), und die Nachbarstadt ist abgelegen und hat keine fußläufig erreichbaren Nahversorgungseinrichtungen.

Mein Schwiegervater wohnt derzeit in der Wohnung neben uns. Wenn wir es uns leisten können, würden wir ihn gerne in eine Einliegerwohnung mitnehmen. Die meisten der älteren Bestandsimmobilien hatten bisher mit 220-300 m² wirklich große Wohnflächen, so dass es uns logisch und sinnvoll erschien, ihn irgendwie in die Planung zu integrieren. Das würden wir natürlich auch bei einem Neubau versuchen.

Die große Frage ist nun, ob wir weiter versuchen sollen, ein Sanierungsobjekt zu finden, oder die Gelegenheit beim Schopfe packen und auf Omas Grundstück bauen? Uns schwebt ein Haus mit etwa 160 m² Wohnfläche, einer 40 m² großen Einliegerwohnung und einem Doppelcarport vor - das alles mit einem Budget von etwa 500.000 Euro plus 10% Puffer? Laut Daumenregel 3000 Euro pro m² wird das doch mehr als knapp. :-(
Mein Mann hat vormittags zwar meistens etwas freie Zeit, aber meiner Meinung nach fehlt es ihm an nennenswerten handwerklichen Fähigkeiten, ich würde daher versuchen wirklich alle Gewerke zu vergeben.

Ich habe bereits eine Liste von Baufirmen in einem Umkreis von etwa 50 Kilometern zusammengestellt. Die Frage, die mich derzeit beschäftigt, ist die finanzielle Stabilität bzw. Liquidität der Baufirmen: Es handelt sich eigentlich immer um GmbHs - Wie beurteilt man so etwas als möglicher künftiger Bauherr? Wäre es hier besser, kleinere Unternehmen zu meiden und sich für ein größeres zu entscheiden?

Lieben Dank fürs Lesen!
 
Y

ypg

das alles mit einem Budget von etwa 500.000 Euro plus 10% Puffer? Laut Daumenregel 3000 Euro pro m² wird das doch mehr als knapp. :-(
… das Problem ist zusätzlich, dass die Daumenregel sich nur auf die Wohnfläche bzw. auf das Haus selbst bezieht. Dazu kommen noch die Baunebenkosten, Garage, Außenanlagen, also auch Terrasse und Auffahrt.
Es ist ein Hanggrundstück?
 
11ant

11ant

Ich habe bereits eine Liste von Baufirmen in einem Umkreis von etwa 50 Kilometern zusammengestellt. Die Frage, die mich derzeit beschäftigt, ist die finanzielle Stabilität bzw. Liquidität der Baufirmen: Es handelt sich eigentlich immer um GmbHs - Wie beurteilt man so etwas als möglicher künftiger Bauherr? Wäre es hier besser, kleinere Unternehmen zu meiden und sich für ein größeres zu entscheiden?
50 km Umkreis sind schon ein bißchen viel, das klingt für mich nach wenig "Plan" bei der Auswahl und dem Wunsch, ersatzweise aus einem großen Pool an Kandidaten schöpfen zu können. Taugliche Firmen wird Dein Architekt Dir schon nennen können. Eine GmbH ist so ziemlich die klassische Rechtsform für ein Bauunternehmen, und ein wirtschaftliches Gesundheitsrisiko einer Firma hat wenig mit ihrer Rechtsform zu tun. Wenn Dir GmbH´en noch zu klein sind, was erträumst Du Dir dann von einer AG oder wonach steht Dir da der Sinn ?
Too big to fail gibt es nicht. Eine Fertigstellungsbürgschaft nützt Dir da mehr - und eben ein Architekt, der seine Pappenheimer kennt.

Ich finde berufsmäßig Architekten und Baufirmen und habe hier in der "Erfahrungen mit Baufirmen" Rubrik auch schon einige Beiträge geschrieben. Eine Hexerei ist das nicht, die Firmen einzuschätzen, schau in die entsprechenden Beiträge. Aber es ist schon ein bißchen auch eine Übungsfrage, mal eben in einer halben Stunde erklärt ist es nicht. Aber gehe besser erst´mal zu einer/m Finanzierungsberater/in, und dann plane Dein Haus. Mit dessen Vorentwurf kann man dann sinnvoll auf die Suche gehen. Zu einer ordentlichen Ausschreibung rate ich Dir sowieso, und am Antwortverhalten der angefragten Bieter kann man dann schon einiges ablesen.
 
K

KarstenausNRW

Nun ist die Situation in unserer Region so, dass nur heruntergekommene Immobilien für mindestens 250T Euro zu haben sind, während halbwegs anständige Häuser, meist aus den 1980er Jahren, um die 450T Euro kosten.
Wobei m.E. die Wahl der Baujahre eine Wahl zwischen Pest und Cholera ist.
Die 80er Jahre bauten haben genau das richtige Alter, um schon viel Sanierungsbedarf zu haben. Das Dach steht gerne mal vor seinem Lebensende. Die Heizung ist Öl o.ä. mit alten Heizkörpern, die Fenster sind nur einen Tick besser als die Einfachverglasung bei den heruntergekommenen Immobilien, Energieeffizienzklassen G-Z usw.
Dann lieber was richtig altes, wo man weiß, dass man alles anpackt und dies dann auch im Kaufpreis verarbeitet ist. Bei den 80er Häusern wurde gerne mal in der Zwischenzeit was dran gemacht oder es sieht gepflegt aus - und der Verkäufer denkt, er bekommt dann noch richtig viel Geld. Und Du denkst, man kann ja so einziehen (was man auch kann) - aber wenn Du drin bist, gefällt Dir das bahama-beige Bad dann doch nicht mehr so gut. Oder die Heizkosten tun doch weh und die Füße sind immer kalt (keine Fußbodenheizung, Kellerdecke nicht gedämmt). Usw.
Die große Frage ist nun, ob wir weiter versuchen sollen, ein Sanierungsobjekt zu finden, oder die Gelegenheit beim Schopfe packen und auf Omas Grundstück bauen? Uns schwebt ein Haus mit etwa 160 m² Wohnfläche, einer 40 m² großen Einliegerwohnung und einem Doppelcarport vor - das alles mit einem Budget von etwa 500.000 Euro plus 10% Puffer? Laut Daumenregel 3000 Euro pro m² wird das doch mehr als knapp. :-(
Gute Frage, nächste Frage.
Ich würde aktuell mit T€ 550 Budget für ein 200qm Haus all in NICHT bauen wollen (können mit Firmen), weil davon schon je nach Bodenbeschaffenheit (Gründung, Hanglage), Erschließung (Hausanschlüsse), Architekt etc., Einfahrt, Terrasse usw. die ersten T€ 100 (oder auch nur T€ 75 oder auch T€ 175) drauf gehen. Und dann bleiben, ohne große Eigenleistung wie Du schreibst, nur noch T€ 450 fürs Haus (für zwei Wohneinheiten, also mehr teure Bäder, mehr Elektro, mehr Eingänge usw.).
Das sind 2.250€/qm für die Baukosten. Und das wird nicht funktionieren.
 
W

Wo1z3rl

… das Problem ist zusätzlich, dass die Daumenregel sich nur auf die Wohnfläche bzw. auf das Haus selbst bezieht. Dazu kommen noch die Baunebenkosten, Garage, Außenanlagen, also auch Terrasse und Auffahrt.
Es ist ein Hanggrundstück?
Richtig ja, die Planung meines Onkels damals sah einen Wohnkeller vor. Ich habe mal ein Foto vom Januar eingefügt, die Straße gehört auch mit dazu. Hinter der Reihe Apfelbäume ist noch ein gut 1.5 m breiter Streifen Grund.

PXL_20230111_142751042.jpg

@11ant
danke für deinen ausführlichen Beitrag. Leider haben wir Niemanden im Verwandten- oder Bekanntenkreis, der die letzten zwanzig Jahre mit Architekt gebaut hat. Ich habe mir bisher diesbezüglich eine Dame rausgesucht, diese möchte ich nach Wiedererlangung meiner Stimme (danke Erkältung!) anrufen.
Bezüglich der Baufirmen: Wir wohnen hier schon ziemlich ländlich (Niederbayern), wenn ich auf 20 km Umkreis gehe, dann wird es schon eng mit der Auswahl. Ich habe daher erstmal Firmen in Betracht gezogen, die mir von Bekannten und Arbeitskollegen empfohlen wurden, auch wenn sie vielleicht ein paar Kilometer weiter entfernt sind.
Die Firmen bauen z.B. auch in München und fahren dafür gute 2 Stunden einfache Fahrt.

Das mit der Fertigstellungsbürgschaft klingt genau nach der Sicherheit, nach der ich gesucht habe. Vielen Dank hierfür!

Die 550T Euro sind unser angedachtes Budget für das Eigenheim, ohne hier einen Finanzierungsplaner in Anspruch nehmen zu müssen.
Angenommen die Einliegerwohnung ist vernünftig in unserem Bauvorhaben möglich, dann könnte mein Schwiegervater die zusätzlichen Kosten dafür durch den Verkauf seiner bisherigen (nicht barrierearmen und zu großen) Wohnung potenziell beisteuern. Wir standen ja schon kurz davor eine Bestandsimmobilie zu kaufen und da wäre er auch ohne zu zögern mit eingezogen und hätte sich an den Sanierungskosten beteiligt.

Gute Frage, nächste Frage.
ICH würde aktuell mit T€ 550 Budget für ein 200qm Haus all in NICHT bauen wollen (können mit Firmen), weil davon schon je nach Bodenbeschaffenheit (Gründung, Hanglage), Erschließung (Hausanschlüsse), Architekt etc., Einfahrt, Terrasse usw. die ersten T€ 100 (oder auch nur T€ 75 oder auch T€ 175) drauf gehen. Und dann bleiben, ohne große Eigenleistung wie Du schreibst, nur noch T€ 450 fürs Haus (für zwei Wohneinheiten, also mehr teure Bäder, mehr Elektro, mehr Eingänge usw.).
Das sind 2.250€/qm für die Baukosten. Und das wird nicht funktionieren.
Ich schließe aus den Antworten, dass wir vermutlich durchaus ein ~155 m2 Haus mit unseren Eigenmitteln stemmen können, aber für die Einliegerwohnung nochmal mit dem Schwiegervater reden sollten.

Hinsichtlich der Problematik von 80er Jahre Häusern gebe ich dir absolut Recht. Dazu war es hier in der Gegend wohl modern eine Saunalandschaft in den Keller zu packen, gefühlt 15 laufende Meter Balkon und alles pflegeintensiv mit Holz zu vertäfeln. Das muss man auch erstmal alles aufbereiten..
 
H

hanghaus2023

Wenn die Oma Dir das so einfach überlässt ist doch gut. Ganz kostenlos wird das aber mMn nicht. (Schenkungssteuer, Grunderwerbsteuer Notar, Grundbuch, Erschliessung usw.)
 
Zuletzt aktualisiert 18.11.2024
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