Neubau oder doch Hauskauf und Sanierung in Bayern

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Zuletzt aktualisiert 21.11.2024
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Y

ypg

Es wird Zeit, dass Ihr Eure eigenen Erfahrungen macht und zumindest beim Hausbau nicht mehr auf die Old-School-Generation hört.
 
11ant

11ant

Danke für eure Antworten. Mein Mann ist leider sehr strikt gegen einen Kredit, das muss ich mit ihm nochmal durchsprechen.
Das beste Argument in Finanzdiskussionen ist Geld. Ohne Kredit gibt es auch keinen Landeplatz für Tilgungszuschüsse - diese Logik begreift sogar ein Mann. In Eurer beneidenswerten Situation (550 k ohne jemanden fragen zu müssen flüssig machbar, Bauplatz für umme) ist eigene Dämlichkeit fast schon der einzige Weg, seine Wirtschaftskraft zu schädigen.
Die Dame ist eine Architektin (FH), ich weiß nicht, ob ich Namen nennen darf? Ich fand den Webauftritt und die Referenzen nett, wie sich die Chemie dann im direkten Gespräch verhält ist natürlich offen.
Mir darfst Du sie auf jeden Fall gerne nennen, den Weg kennst Du ja jetzt. "FH" ist positiv: es bedeutet, daß sie ihre Studienberechtigung höchstwahrscheinlich einem Fachabitur verdankt - also vor dem Studium bereits eine nichtakademische Ausbildung abgeschlossen haben wird. PraktikerInnen haben meist mehr Ahnung, "was in Hamburg die Butter kostet".
Ich kann natürlich auch die offenen Baufirmen auf meiner Liste nennen, auch wenn die höchstwahrscheinlich nicht überregional bekannt sind.
Du kannst ja die Namen mal in die Forensuche eingeben, ob sie in der Rubrik "Erfahrungen mit Baufirmen" schon erwähnt wurden.
Natürlich ist Neubau erst einmal teurer, dafür ist alles neu und man hat aktuellen Standard. Bringt man ein altes Haus auf einen halbwegs vergleichbaren Standard, bleibt allenfalls ein entkernter Rohbau und dann ist aber auch nicht mehr so viel mit Eigenleistung wie bei einer oberflächlichen Sanierung.
Das klingt für mich nach einem Widerspruch zu Deinen Worten davor im selben Beitrag ...
Ich glaube es gibt kaum einen Hausbau, der im Budget bleibt. Sanierungen aber auch höchst selten. Und beim Hausbau tragen die Bauherren meinem Eindruck nach doch meistens eine gewisse Mitschuld, sei es durch unzureichende Vorbereitungen (schlechter Boden, unterschätzte Hanglage, niedrige Baustandards des GU, etc.), fehlende Disziplin bei der Bemusterung oder spontane Upgrades (bei uns zum Beispiel das Terrassendach). Ob am Ende eine gesichtslose Schuhschachtel herauskommt oder ein schönes Haus, hängt vor allem vom Bauherrn ab.
... und es verhält sich in der Praxis tatsächlich so:
Sanierungen laufen vor allem im alten Gebäudeteil aus der Spur, wo es im Gegensatz zum Anbau keine Rohbaugewerke mehr gibt, die Party also praktisch bei den Ausbaugewerken beginnt, und alles an Bestand anzuschließen / -stückeln ist. Da ist nicht Schmalhans Küchenmeister, sondern Hans im Glück. Alles steht und fällt mit der Qualität der Ausschreibung / Massen- und Mengenermittlungen, und Regiestunden "sind King". Als Architekten braucht man da alte Füchse, sonst kann man die Gerddieter-Warnlampe auf Dauerleuchten stellen. Mein alter Meister war so einer - daher weiß ich, daß Altbau und Budgettreue sich mitnichten ausschließen müssen. Hier im Forum haben wir übrigens auch einen, allerdings in NRW ewig weit von Bayern entfernt.
Ein Altbau ist nur dann günstiger, wenn man ihn "mit Vorsicht genießt", d.h. sich damit begnügt, ein vierzig Jahre altes Haus auf den Stand von vor zwanzig bis fünfzehn Jahren zu verjüngen. Das "kennt" man quasi schon von Pareto: die letzten zwanzig Prozent des Altersunterschiedes zum Neubau sind die, wo die Preisgleichegrenze überschritten wird. Nimmt man mehr verbleibenden Abstand nach Sanierungsergebnis hin, ist der Altbau günstiger. Allgemein - aber insbesondere technisch - wird jedes weitere "Zeitmaschinenjahr" unverhältnismäßig teurer. Deshalb ist es ja bei Investoren so beliebt, Gebäude nur optisch an die Neuzeit anzupassen.
Ich würde sagen, dass Du Dir erstmal mit Deinem Mann einig werden musst bezüglich Kredit. Ein neu gebautes Haus lebt viele Jahrzehnte, wenn man für irgendwas einen Kredit aufnimmt, dann dafür. Darüber solltet Ihr zwei Euch einig werden.
Dann gehört das Grundstück eingetütet und zwar so, dass Ihr drauf machen könnt was Ihr wollt. Ohne irgendwelche Verwandtschaftsklauseln im Grundbuch sondern einfach: Euer Grundstück.
Einen Tusch für Deinen gesamten Beitrag, aber diesen Absatz mußte ich zusätzlich nochmal full quoten ;-)
Dann geht nach 11ant Plan vor. Peilt einen Einzug in zwei Jahren an - wenn es früher wird, super Sache.
In den nächsten Wochen erscheint übrigens der "Hausbau-Fahrplan reloaded" speziell zum Thema Abweichungen vom Schema - Danke an Alle, die sich diese Fortsetzung gewünscht haben !
Entsprechend wurden uns da nur Horrorgeschichten zugetragen, von die Kosten ufern aus, der Architekt beutet euch aus, bei einem Neubau könnt ihr nur eine Schuhschachtel bauen usw. usf. Woher die Geschichten ohne Erfahrung kommen weiß ich jetzt auch nicht so genau. ;-)
Ich habe hier - ebenfalls zu finden, wenn Du meine Beiträge zum Stichwort Gerddieter suchst - ausführlich dargestellt, wie man (beim Neubau, aber beim Altbau ginge es ähnlich) an die Sorte Architekten gerät, die von Budgeteinhaltung nichts verstehen (wollen).
 
R

Radfahrer

Ihr habt ja vom Prinzip her Recht ich sehe das Problem irgendwo anders.
Versetzt euch einfach mal in den Ehemann oder Partner.
Ihr tragt nicht zum Unterhalt der Familie bei.
Ihr seid nicht in der Lage Eigenleistung zu tätigen.
Und ihr könnt auch keinen Beitrag zur Tilgung eines Kredites leisten.
Bitte nicht missverstehen die Leistung einer/s Hausfrau/Hausmann kann man nicht hoch genug bewerten.
 
H

HeimatBauer

Ja, natürlich ist es ungewöhnt, erstmalig einen Kredit über eine sechsstellige Summe abzuschließen - und um ehrlich zu sein bin ich FROH drüber, dass es noch Leute gibt die zuerst denken und dann Geld ausgeben. Ich habe Zeit meines Lebens nach der Maxime gelebt "ich kaufe nur Sachen die ich selbst will von Geld das ich selbst habe" - aber beim Haus sieht es definitiv anders aus.
Dann saßen wir bei der Bausparkasse, die Zinsen haben gerade eben wieder angezogen und er meinte "seit dieser Woche haben wir 1,x% Zinsen, aber wenn sie jetzt unterschreiben, kann ich für letzte Woche noch 0,9% nachmelden" - und obwohl wir da schon einen mehrjährigen Denkprozess und viele Banktermine hinter uns hatten und im Grunde alles klar war, war es dann doch ein mächtiger Schritt zu sagen: Ja, ich nehme jetzt diesen Kredit auf.

Da muss man auch viel erklären, zum Beispiel: Der Hauskredit ist ein sehr privilegierter Kredit. Ich bekomme damit Zinsen die so niedrig sind, dass man sich fast überlegen kann, wirklich das gesamte Haus zu finanzieren und das Eigenkapital in andere Investments zu stecken. Ebenso bekommt man viele Förderungen auf den Hausbau, die Tilgungszuschüsse wurden ja schon benannt. Also: Selbst für Menschen, die (löblich!) generell eine Aversion gegen Kredite haben, ist ein Hauskredit absolut in Ordnung.

Wichtig ist auch, und deshalb nannte ich das mit dem Grundstück so deutlich als ersten Schritt: Manchmal kommen bei Schenkungen dann in letzter Sekunde die Schenkenden auf sehr putzige, aber das Gesamtkonstrukt komplett zerstörende Klauseln. So habe ich erst erlebt, dass die schenkende Mutter am Tag vor dem Notartermin darauf bestand, dass im Grundbuch eine Klausel reingeschrieben werden muss, dass das Grundstück nur mit ihrer Zustimmung verkauft werden darf. Ihr Wunsch war, dass das Töchterchen für alle Ewigkeit neben ihr wohnt - der Effekt wäre aber natürlich gewesen, dass ihr keine Bank der Welt einen Kredit gibt weil ein solches Grundstück keine Sicherheit darstellt. Also: Klausel im Grundbuch, keine Sicherheit, kein Kredit, kein Haus, Töchterchen zieht an das andere Ende der Welt und bricht jeden Kontakt zur Mutter ab weil die ihr das Leben zerstört hat.

Suche Dir bzw. Euch die richtigen Ratgeber! Ein Rentner der selbst Lust hätte, mal wieder in Eigenleistung über viele Jahre hinweg ein Haus zu sanieren, der wird immer aus seiner Sicht urteilen und nie aus der Sicht einer jungen Familie. Jemand, der die aktuelle Bautechnik nicht kennt und auch nicht kennenlernen will, ist kein Ratgeber für die aktuelle Zeit und vor allem für die Zukunft. Jemand, der (sorry, ist Statistik) noch eine rechnerische Lebenserwartung von 10-20 Jahren hat ist ein zumindest befangener Ratgeber für eine junge Familie die ein Haus für die nächsten Jahrzehnte baut. Ein Hausverkäufer der genau weiß, dass die unisolierte Uralthütte einfach nur abgerissen werden sollte, wird immer erzählen, dass man nur mal neu tapezieren und durchwischen muss.
Sucht Euch Ratgeber die a) Fachleute sind und einfach den aktuellen Stand der Technik beherrschen b) kein Eigeninteresse an einer bestimmten Lösung haben.
 
H

HeimatBauer

Und, ganz wichtig: Geht stufenweise vor und erarbeitet Euch die Standhaftigkeit, die auch noch so gutgemeinten Ratschläge von Nicht-Fachleuten höflich zu ignorieren. Wenn ich alles so gemacht hätte wie mir die versammelte Verwandtschaft nahegelegt hätte, ich will garnicht dran denken. Diese Verwandtschaftsratschläge holen wir immer wieder abends bei einem Wein raus und dann ist gute Stimmung über Stunden garantiert.

Also: Macht EUER Ding! Holt erstmal das Grundstück und dann könnt bzw. dürft Ihr das auch! Dann stoße den Denkprozess bei Deinem Mann an. Und dann lasst Euch beraten und sagt dem Berater WAS (als Ergebnis!) Ihr wollt und idealerweise WARUM. Er kann Euch dann sagen WIE man das erreicht. Niemals das Pferd von hinten aufzäumen und mit der fertigen Lösung ("ich habe da einen Zeitungsartikel über das Heizungssystem XYZ gelesen, das will ich unbedingt haben!") anfangen und das Problem an die Lösung anpassen.
 
Y

ypg

@HeimatBauer
Das hast Du gut geschrieben.
Ich ahne auch, dass zu viel Ehrfurcht gegenüber der Familie besteht, auch wenn es so noch nicht explizit geschrieben wurde.
Man darf die Unterstützung (Grundstück) annehmen. Aber man sollte den zeitgemäßen Weg, der zu einem passt, gehen. Und zum zeitgemäßen gehört auch eine gesunde Hausfinanzierung, die nichts mit Konsumkrediten zu tun hat.
 
Zuletzt aktualisiert 21.11.2024
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