Ja, natürlich ist es ungewöhnt, erstmalig einen Kredit über eine sechsstellige Summe abzuschließen - und um ehrlich zu sein bin ich FROH drüber, dass es noch Leute gibt die zuerst denken und dann Geld ausgeben. Ich habe Zeit meines Lebens nach der Maxime gelebt "ich kaufe nur Sachen die ich selbst will von Geld das ich selbst habe" - aber beim Haus sieht es definitiv anders aus.
Dann saßen wir bei der Bausparkasse, die Zinsen haben gerade eben wieder angezogen und er meinte "seit dieser Woche haben wir 1,x% Zinsen, aber wenn sie jetzt unterschreiben, kann ich für letzte Woche noch 0,9% nachmelden" - und obwohl wir da schon einen mehrjährigen Denkprozess und viele Banktermine hinter uns hatten und im Grunde alles klar war, war es dann doch ein mächtiger Schritt zu sagen: Ja, ich nehme jetzt diesen Kredit auf.
Da muss man auch viel erklären, zum Beispiel: Der Hauskredit ist ein sehr privilegierter Kredit. Ich bekomme damit Zinsen die so niedrig sind, dass man sich fast überlegen kann, wirklich das gesamte Haus zu finanzieren und das Eigenkapital in andere Investments zu stecken. Ebenso bekommt man viele Förderungen auf den Hausbau, die Tilgungszuschüsse wurden ja schon benannt. Also: Selbst für Menschen, die (löblich!) generell eine Aversion gegen Kredite haben, ist ein Hauskredit absolut in Ordnung.
Wichtig ist auch, und deshalb nannte ich das mit dem Grundstück so deutlich als ersten Schritt: Manchmal kommen bei Schenkungen dann in letzter Sekunde die Schenkenden auf sehr putzige, aber das Gesamtkonstrukt komplett zerstörende Klauseln. So habe ich erst erlebt, dass die schenkende Mutter am Tag vor dem Notartermin darauf bestand, dass im Grundbuch eine Klausel reingeschrieben werden muss, dass das Grundstück nur mit ihrer Zustimmung verkauft werden darf. Ihr Wunsch war, dass das Töchterchen für alle Ewigkeit neben ihr wohnt - der Effekt wäre aber natürlich gewesen, dass ihr keine Bank der Welt einen Kredit gibt weil ein solches Grundstück keine Sicherheit darstellt. Also: Klausel im Grundbuch, keine Sicherheit, kein Kredit, kein Haus, Töchterchen zieht an das andere Ende der Welt und bricht jeden Kontakt zur Mutter ab weil die ihr das Leben zerstört hat.
Suche Dir bzw. Euch die richtigen Ratgeber! Ein Rentner der selbst Lust hätte, mal wieder in Eigenleistung über viele Jahre hinweg ein Haus zu sanieren, der wird immer aus seiner Sicht urteilen und nie aus der Sicht einer jungen Familie. Jemand, der die aktuelle Bautechnik nicht kennt und auch nicht kennenlernen will, ist kein Ratgeber für die aktuelle Zeit und vor allem für die Zukunft. Jemand, der (sorry, ist Statistik) noch eine rechnerische Lebenserwartung von 10-20 Jahren hat ist ein zumindest befangener Ratgeber für eine junge Familie die ein Haus für die nächsten Jahrzehnte baut. Ein Hausverkäufer der genau weiß, dass die unisolierte Uralthütte einfach nur abgerissen werden sollte, wird immer erzählen, dass man nur mal neu tapezieren und durchwischen muss.
Sucht Euch Ratgeber die a) Fachleute sind und einfach den aktuellen Stand der Technik beherrschen b) kein Eigeninteresse an einer bestimmten Lösung haben.