Mir kommt die Lage recht bekannt vor. Ich hatte bzw. habe zwei Grundstücke nebeneinander, auf einem steht ein Haus Baujahr 1953 und das andere war frei bebaubar. Kapital war einiges da, aber natürlich nicht ausreichend für ein großes Haus. Dann kamen die ganzen Ratschläge von Menschen die weder die aktuelle Bautechnik kennen noch Excel bedienen können. Sorry, war so.
Im Nachhinein muss ich sagen: Leider habe ich damals die Hilfe eines Architekten nicht in Anspruch genommen - würde ich es nochmal machen, würde ich es genauso machen wie von 11ant empfohlen. Es ist aber auch nicht immer alles in der Baugemeinschaft (sprich: Ehepartner) durchsetzbar und ich hatte zu meinem riesigen Glück zwei kompetente Ratgeber die sowohl von mir als auch von meiner Frau akzeptiert waren. Die haben dann erstmal die ganzen Stammtischweisheiten aus uns rausoperiert und uns erklärt, wie man baut und was der Unterschied zwischen Altbau und Neubau ist.
Ergebnis: Wir haben die bebaubare Fläche auf den letzten Zentimeter ausgereizt, uns keine goldenen Wasserhähne geleistet aber dafür schon vor fünf Jahren ein Haus konzipiert wie es erst jetzt zum Mainstream wird. Wenn ich jetzt in das Haus auf dem Nebengrundstück gehe, auch wenn ich da drin aufgewachsen bin, ich will es nur noch abreißen weil ich schlicht nicht genug Geld habe um es zu erhalten.
Ich habe tatsächlich den Lebenskomfort eines Neubau nie verstanden, bis ich dann einen gut berechneten und gebauten Neubau hatte. Bei dem eben solche Kleinigkeiten wie die Luftwechselzahl einfach stimmt. Die Heizung hat keine 87,2 zusammengepuzzelten Komponenten sondern ist ne No-Frills-Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Fußbodenheizung. Kamin haben wir uns überlegt aber wegen der einmaligen und laufenden Kosten, der Umweltbelastung, der Unsicherheit bzgl. Regulatorik und einer kurzen Berechnung des Wärmeeintrags schnell verworfen.
Ein Haus sanieren? Warum sind die Schnäppchen wohl so billig? Klar, je nach Baujahr mag es sanierungsfähige Objekte geben aber die sind meist nicht die Schnäppchen. Wenn man alles rausreißt was saniert werden muss, bleibt doch nix mehr übrig außer einem schauderhaften Grundriss.
Ich würde sagen, dass Du Dir erstmal mit Deinem Mann einig werden musst bezüglich Kredit. Ein neu gebautes Haus lebt viele Jahrzehnte, wenn man für irgendwas einen Kredit aufnimmt, dann dafür. Darüber solltet Ihr zwei Euch einig werden.
Dann gehört das Grundstück eingetütet und zwar so, dass Ihr drauf machen könnt was Ihr wollt. Ohne irgendwelche Verwandtschaftsklauseln im Grundbuch sondern einfach: Euer Grundstück.
Dann geht nach 11ant Plan vor. Peilt einen Einzug in zwei Jahren an - wenn es früher wird, super Sache.
Und wenn ich nur die Beschreibung lese "unsere beiden Kinder sind 2 1/2 und 5 Jahre alt. Ich arbeite Vollzeit, während mein Mann als Hausmann und Papa zu Hause ist" dann ist IMHO auch nur der Gedanke an die Komplettsanierung eines Uralt-Hauses einfach aberwitzig.
Als Bau-Team muss man sein Ding durchziehen. Über Jahre hinweg wurde (natürlich nur dann, wenn wir nicht dabei waren) darüber gelästert, das es ja so unsinnig sei, dass wir überhaupt neu bauen, dass wir so groß bauen, und so weiter. Dann kam Corona und niemand hat mehr über die Größe gelästert. Dann wurde die Energie teuer und niemand hat mehr über energiesparende Bauweise gelacht. Dann waren sie mal im Winter zu Besuch und seitdem lacht auch niemand mehr über die zentrale Lüftungsanlage. Dann waren sie im Sommer zu Besuch und seitdem lacht niemand mehr über die Kühlung.
Also gerade wenn solche Sprüche kommen, dann muss man sich überlegen: Für wen baue ich hier eigentlich? Wer wohnt nachher drin? Die Stammtischbrüder oder ich? Deshalb ist mein Haus genau so wie ich es will.