Gefunden habe ich noch einen ganz frühen mit Nullbreiten-Wänden und einen späteren mit riesigem OG-Flur:
Damit kann man ja schon fast etwas anfangen: "fast" deswegen, weil dieser lückenhafte Einblick in die Historie des Entwurfsprozesses entsprechend schwach Licht in das Nachvollziehenkönnen der MitdiskutantInnen bringt. Hilfreiche Informationen dazu wären: wie viele Entwürfe waren es insgesamt, und wie viele Evolutionsstufen waren es zwischen "mittelalt" und dem Eröffnungsbeitrag-Entwurf ?
Immerhin waren in "mittelalt" auch schon die praktischeren und günstigeren Nichthebeschiebe-Terrassentüren drin. Aus meiner Baugott*LOL*-Werkzeugkiste kann ich Dir den billigen Trick verraten: Skizzen mit Nullbreiten-Wänden mache ich "wenn es schnell gehen soll" auch, aber halte dabei (wie im Matheunterricht des dritten Schuljahres) "im Sinn", aus dem Hausbreiten- und Haustiefen-Budget jeweils einen Meter zwanzig auf das Sonderkonto "Wände" umzubuchen. Auf "mittelalt" mit seinen etwa 162 qm Grundfläche (also etwa 130 qm Geschossfläche nach Wänden) angewendet, führte das zu einem Nullbreiten-Plan von ca. 9,70 m Tiefe und 13,60 m Breite (Ergebnis etwa 132 qm - die Einerstelle gehört dabei den Rundungsdifferenzen, also Proberechnung checked). Natürlich wechsele ich als alter Hase niemals früh auf die Bildebene.
Natürlich ist die Verfolgung von Wünschen riskant, weil sie nicht dem entsprechen müssen, was man später tatsächlich zu schätzen wüsste. Aber auch das "Raumprogramm" wäre dann eine solche "Hypothek".
Das Raumprogramm ist keine "Hypothek", sondern ein "Pflichtenheft" - freilich unter Berücksichtigung der Abstufung in "Bedarf", "Komfort" und "Luxus". Den Begriff der "Leerquadratmeter" hast Du offenbar mißverstanden: das sind keine nicht vollgestellten - also dem Raumdurchschreiten verfügbaren - Flächen, sondern "Leerkalorien" in dem Sinne, Baukosten ohne Wohnqualitätsgewinn (der durchaus gesund auch zu einem Teil aus Raumgroßzügigkeit bestehen darf) zu erzeugen. Eine Lebenszyklussimulation der jeweiligen Raumnutzungen nehme ich nie vor. Die Gattin meines Kompagnons i.R. demonstriert im Schnitt dreieinhalb mal jährlich, daß Möblierung ein fließendes Ereignis ist.
Ein "Erker" zur Entspannung der Dimensionen zwecks Unterbringung eines Treppenpodestes brächte einen multiplen Rattenschwanz an Folgeänderungen mit sich. Wir können derlei gerne in einem individuellen Coaching besprechen, wenn Dir wichtig ist, Dein Haus wesentlich mit zu entwerfen. Aber Architekten leben beruflich davon - ähnlich wie Gastwirte vom Vermieten von Räumen für Feierlichkeiten, damit niemand in seinem Ganzjahreswohnzimmer die Festtafel für die goldene Hochzeit vorzuhalten braucht. Und so muß man als Bauherr auch nicht selbst dem Architekten vorturnen können, wie das Haus geplant werden sollte.
"Raumbedarf" zu quantifizieren fiele mir schwer – zumal ich ja den Kommentaren nach gedanklich viel Fläche für wenig Funktion veranschlage. [...] Ich habe 17 Jahre meines Lebens auf <20m² gelebt (anteilig gerechnet, sofern ich nicht alleine gewohnt habe) und bin auch dort zurechtgekommen. Mit der Möglichkeit, sich mehr zu leisten, wächst natürlich der Wunsch, zumindest der eigenen Kindheit nahezukommen, so dass weniger die Unverzichtbarkeit als ein "Wenn schon, denn schon" die Richtung weist.
Flächen zu veranschlagen, wäre ja auch nicht mehr "Qua
ntifizieren" des Raumprogrammes, sondern bereits auf das Qua
lifizieren vorgreifend. Beim Quantifizieren hat jeder Raum ersteinmal nur einen Namen entsprechend seiner Zwecke, beispielsweise "Wohn-Esszimmer" und "Küche", "Wohnzimmer" und "Essküche" oder "Wohnessküche". Beim Qualifizieren kommen die dann beispielsweise alle drei ins Gartengeschoss, und anschließend gibt man ihnen als Krankenpfleger, Stationsarzt oder Chefarzt eine sein Gehalt berücksichtigende Größe.
Fundamentaler Verriss des Ansatzes als etwas zum Wegwerfen usw. – Hierbei frage ich mich, ob nur Geschmäcker bzw. stilistische Lehrmeinungen verletzt werden [...] Da bleibt aber halt vieles unausgesprochen, weil es sich ja "eh nicht lohnt" bzw. ich nicht noch ermutigt werden soll, weiter am vorhandenen Entwurf herumzudoktern.
Der Papierkorb als wichtigstes Werkzeug der Stararchitekten aus der Reißbrettzeit wird von Durchschnittsarchitekten aus der Mausklickzeit schon unterschätzt, aber von Laienplanern sogar sehr grundlegend mißverstanden. Wenn ich Mißlungenes oder Unbrauchbares gezeichnet habe (was bei mir extremst selten geschieht, weil derlei garnicht erst bis auf die Bildebene kommt), dann sauge ich daraus keinen Nektar zur Verwundung meines Selbstwertgefühls als Planer, sondern führe es professionell der Entsorgung zu. Ich weiß aus der Beschäftigung mit ITK-Gedöns um den Zusammenhang zwischen clean Code und stabiler Systemperformanz und beginne daher jeden neuen Entwurfsversuch in einer frischen Petrischale. Ein Laborkittel ist kein Büßergewand. "Runter vom Gas" ist in einer Sackgasse keine Schande, sondern das Tor zu neuen Möglichkeiten. Einen Fünfer aus dem Wurf kann man klug behalten, aber die anderen Würfel - AUCH DIE VIERER !!! - kommen besser wieder in den Becher. Letzteres haben auch die Profis meist erst lernen müssen.
Das stimmt. Da hoffe ich auf die Kompetenz des Planers, der durchaus schon gegen Ideen opponiert hat. (Z.B. die OG-Decke zu streichen zugunsten einer Dämmung im Dach.)
Wie meinst Du das: Dämmung des Daches statt der Obergeschossdecke einerseits und offene Dachuntersichten sind zwei Paar Schuhe (?)
Ich meinte nur, dass bei einem stilistisch 'verunglückten' Raum eine geschickte Wahl der Inneneinrichtung einiges herausholen kann.
Eine Inneneinrichtung sollte - das gilt für Gestaltung und Funktion gleichermaßen - nicht unter der Bedingung einer fixen Konfiguration überzeugen. Das ist ja gerade der wesentliche Unterschied zwischen Möbeln und Einbauten.
Dass die äußere Form Preise gewinnen würde, ist mir tatsächlich nicht so wichtig – vielleicht gibt es auch zwei Einbruchsversuche weniger, wenn die Diebe alles für so schäbig halten wie ihr.
Es gibt tatsächlich Millionäre, die diese Form des passiven Einbruchsschutzes erfolgreich praktizieren. Manche haben sogar extra mit diesem zumindest Nebenzweck einen verbeulten Golf III nahe beim Haus stehen.
Nein, so ist er nicht gedacht.
Das ist die Gretchen- (oder Shakespeare-) Frage für Dich: ob Dir die eigene Vaterschaft am Hausentwurf wichtig ist, oder Du (was ich für klüger halte) bereit bist, den ernsthaften Hausentwurf in professionelle Hände zu geben. Letzteres gäbe Deinem eigenen Entwurf entsprechend die Freiheit, als Spielerei nicht taugen zu müssen.
Glücklicherweise hat meine "Blindheit für logische Zusammenhänge" sich offenbar erst beim Thema Architektur als fatal erwiesen. Aber inwiefern der Wunsch, sonst gern im Keller untergebrachte Räume wie Gäste- oder Hobbyzimmer überirdisch unterzubringen, in fundamentalem Widerspruch zur Eingeschossigkeit stehen soll, erschließt sich mir nicht.
Das habe ich auch nicht behauptet. Der Widerspruch bezog sich auf "ähnliche Flächen auf zwei Etagen" und "Eingeschossigkeit". Wenn EG und OG mindestens annähernd größengleich sein sollen, führt dies zu einem OG als Vollgeschoss, hier wird jedoch nur ein DG möglich sein. Ein KG/UG kam in diesem Zusammenhang garnicht vor.
Natürlich kann es sein, dass das Bauamt den Entwurf ablehnt mit dem Argument, dass man die Garage nicht zweigeteilt betrachten kann: Entweder ist es eine Garage, dann gehört sie nicht zur EG-Bemessungsgrundlage der Vollhöhen-Teile des (dann zu großen) OG, oder es ist keine, womit sie das Abstandsprivileg verliert.
Ich gebe die Frage gerne (am bekannten verbotenen Ort) an den Fachmann weiter.
Mal abgesehen von der "fliegenden" Wand über der Garage, wird Dir das ein ignoranter GU schon zurecht wurschteln. Der baut Dir jeden Schrott, ohne mit der Wimper zu zucken oder sonstigen Empfehlungen. Hauptsache Du zahlst. Die Frage ist, willst Du das? Wenn ich ne neue Frisur will, geh ich zum Friseur. Ich kann's auch selber machen, aber entsprechend sieht's dann aus. Beim Haus kommt dazu, das Du keinen zweiten Versuch hast. Wenn es erst steht, war's das.
In diesem Sinne ist ein ignoranter GU ein Schuh- und Schlüsseldienst, der auch Haarschnitte anbietet (nur daß letzterer dann auch einen Dropshipper Shop für Perücken hat, falls das Ergebnis nicht gefällt, *ROTFL*). Die "fliegende" Wand geht schon, die braucht nur fett Budget für die Stahlkonstruktion.
Und, eine Drehung des Hauses, wenn es die Firstausrichtung erlaubt, ist vielleicht sogar vorteilhaft für Photovoltaik-Nutzung, das müsste man mal prüfen. Ermöglicht dann auch eine Südost-Terrasse fürs Frühjahr und West, West-Nordterrasse eher für den Sommer.
Da hätte eine professionelle Entwerferin eben andere Prioritäten als das Haus zur Abschottung der Kinder vor kritischen Zaungästen ihrer Fußballkunst an die Straße zu stellen ;-)
An die anderen Antwortenden, die sich IMHO extrem zurückgehalten haben und sich keinesfalls im Ton vergriffen haben: Danke für Euren Input, selbst als Unbeteiligter habe ich wieder eine Menge gelernt. Nicht nur über Hausgestaltung sondern auch mal wieder darüber, wie man einen solchen Hausbau angehen sollte - und wie nicht.
Benenne doch mal Deine Lernerfolge bei diesem konkreten Beispiel. Zumindest ich habe hier nach meiner Wahrnehmung nichts erstmalig gesagt.