Zunächst einmal zur Überschrift:
Fehler beim zweiten Haus vermeiden: Hausbaufirma oder Architekt?
Da war meine spontane Erstreaktion: zu sagen, das "oder" sei falsch, da gehöre ein "und" hin. Im Zuge der bisherigen Beiträge dieses Threads dämmert mir, wie diese Frage gemeint ist. Nämlich im Sinne, ob man sich dem erstbesten GU zum Fraß vorwerfen soll oder ob nur eine Architektenplanung davor bewahrt, von einem GU vom "Haus, das man gebaut haben möchte" zum "Haus im Rahmen seiner (eventuell erbärmlichen) Fähigkeiten und seines Schemas F" wie von einem Geiselgangster hinübergezerrt zu werden. Dazu ist klar zu sagen: der initiale Fehler war hier der Gang zu einer Planerperson, die der GU angeschleppt hatte. Im "Zug nach nirgendwo" führt
KEIN Weg nach Paris.
Den Architekten muß man
immer selber auswählen. Näheres erkläre ich rund um "Ein Hausbau-Fahrplan, auch für Sie: das Phasenmodell der HOAI!". Mit diesem Architekten entwickelt man dann erst einen Vorentwurf, und mit diesem macht man in der Teigruhe eine Weichenstellung. Das war nämlich Euer zweiter Fehler: der Entwurf mit dem Merkmal des Panorama-Eßzimmerausblickes wäre in einer anderen Bauweise sehr viel wunschgetreuer realisierbar gewesen. Stattdessen hat Euch der unflexible GU voll in die Unzulänglichkeiten seines gewohnten Systems getrieben. Aber das war vermeidbar, ich hatte in Deinem alten Thread frühzeitig darauf hingewiesen.
Im Zuge der Weichenstellung hätten Euch mehrere Steiner und Holzer ein Feedback gegeben, wie teuer das Gewünschte mit ihnen umsetzbar würde. Da wäre Euer "das erste Haus baut man für einen Feind" GU in angemessene Erklärungsnot geraten, wo der Mitbewerber seine Machbarkeit hernähme und er nicht. Anschließend hättet Ihr den Vorentwurf zu einem Entwurf in der machbaren Bauweise weiterentwickelt, und danach mit einem selbst gewählten Bauberater - beispielsweise dem entwerfenden Architekten - aktiv die Baubeschreibung entwickelt, die Grundlage der Ausschreibung gewesen wäre.
Einen GU für die Ausführung zu wählen, ist nicht an sich ein Fehler. Sondern nur, daß man direkt zu einem solchen geht. Die kluge Bauherrin schreibt (durch einen entsprechenden Spezialisten)
alle Gewerke einzeln fachgerecht aus. Wenn
dann ein Bieter auf mehrere oder alle Lose anbietet, und
erst dadurch und für dieses konkrete Bauvorhaben zum GU wird, dann ist das ein guter Weg. Von vornherein auf einen Allesauseinerhand-Anbieter zuzugehen und diesen außer Konkurrenz zu beauftragen, ist ein ebenso dummer wie populärer Weg - das kann man (außer nicht deutlich genug) nicht netter sagen.
Ich hadere also gerade damit, Neues, Funktionsfähiges zu ersetzen, was emotional betrachtet wirklicher Humbug ist. Aber immerhin billiger als komplett von Neuem anzufangen. Versus Neubau, der mit erheblichen Mehrkosten im Vergleich zu einem neuen Dach verbunden wäre.
Nein !!!
Der größte Humbug wäre jetzt, Werte objektiv betrachtet marktgerechter Bauteile zu vernichten, indem man sie unwirtschaftlich entfernt und ersetzt - das gilt für das Dach und die Nichtpanoramafenster in gleicher Weise. Den emotionalen Schaden, sein Eigenheim jeden Tag als Kainsmal seiner ungeschickten Wahl zu erleiden, würde ich an Eurer Stelle nicht fortsetzen. Mehrkosten sehe ich keine erheblichen: das neue Haus bezahlt sich wesentlich dadurch, daß es ohne die geringste Wohnqualität-Einbuße um 30 und mehr Quadratmeter schrumpfen kann. In zwei Jahren seid Ihr einen "Pfandtausch des finanzierten Objektes" weiter und könnt über den Fehlgriff mit dem ersten Bauunternehmer lachen. Und eine bequemere Basis für die Suche nach einem nahe gelegenen Grundstück als das derzeitige gibt es garnicht. Mein früherer Kompagnon findet jährlich mehrere Grundstücke beim Gassigehen und ist nur leider nicht so liquide, die alle zu schnappen. Wohlgemerkt in einer Wandererfernblickgegend mit zwei Autobahnkreuzen in jeweils einer Viertelstunde Entfernung. "Es gibt nichts" ist eine Pessimistenwahrnehmung.