Hallo Finch,
ich schließe mich den anderen erstmal an und habe auch eine starke Tendenz zu sagen: "Kauf das."
Der Hauptgrund ist, dass man beim Verkauf innerhalb der Familie annehmen könnte, dass du nicht nur einen attraktiven / fairen Preis bekommst, sondern vor allem nicht betuppt wirst betr. Zustand, technischen / rechtlichen / nachbarschaftlichen Problemen u. dgl.
So lange du uns aber keine Fotos und Pläne gibst, können wir alle dies nur mit groben (und offenbar durchweg positiven) Annahmen kommentieren.
Vorweg eines: Bei einer umfassenden Sanierung einer Doppelhaushälfte muss auch anschließend der Charakter der beiden Hälften ähnlich bleiben. Dieses Kriterium wird von Bauämtern extrem unterschiedlich ausgelegt. Manchmal wird nicht einmal eine Aufsparrendämmung (geschweige denn Gauben) erlaubt, manchmal hingegen hat die eine Hälfte mit anderen anschließend optisch nix mehr tun.
Zur Wohnfläche:
Es wurde ja schon erwähnt, dass du mit Gauben evtl. etwas hinzugewinnen kannst, zusätzlich vielleicht auch mit einem kleinen Anbau. Aber auch auf 100 qm kann man m.E. gut mit 4 Personen leben, wenn man den Grundriss daran anpasst. Verabschieden muss man sich dann von der Modeerscheinigung "offenes Wohnen", was aber nach meiner Wahrnehmung und nach Corona eh wieder auf dem absteigenden Ast ist. Wichtig ist, dass jedes Familienmitglied Rückzugsräume hat. Plakativ: 2 Kinderzimmer mit je 10 m² sind viel mehr wert, als nur eines mit 20 m². Das gilt auch für weitere Räume (Home-Office etc.).
Hier im Forum wirst sicher wertvolle Tipps zur bestmöglichen Flächenausnutzung bekommen, nachdem du einen ersten Entwurf deines beabsichtigten Grundrisses hochlädst.
Ich fasse mal zusammen, was mir für bauliche Probleme bei Häusern aus den 30ern begegnet sind - und gliedere das gleich nach der "Behebbarkeit":
GUT behebbar im Rahmen einer Kernsanierung:
1) unpassender Grundriss
2) Leitungen (Strom, Wasser) verlaufen nicht in den Installationskorridoren
3) Asbest wurde zwar in den 30ern kaum genutzt, aber oft bei späteren Umbauten.
4) feuchter Keller (oft wurde direkt gegen das Erdreich gebaut, ohne Abdichtung)
5) Dach in schlechtem Zustand
6) schlechte energetische Kennwerte
7) ins Mauerwerk oder Abwasserleitungen eingewachsene Wurzeln alter Bäume
8) Haus schlecht dokumentiert, insb. (aber nicht nur) durch nachträgliche Änderungen
SCHLECHT / NICHT behebbar:
a) schwacher Lärmschutz zum Nachbarn, vmtl. 24er Kommunwand (ggf. sogar noch dünner). Vorsatzschalen helfen ein bisschen (insb. wenn der Nachbar mitmacht und sie auch bei sich installiert), aber gegen durchgehende Bauteile wie Träger kann man wenig ausrichten.
b) Holzbalkendecken mit ihren typischen Problem (schlechter Schutz vor Lärm vom OG ins EG, Vibrationen, teilw. Knirschen)
Und abschließend was positives: Ein solches Haus hat eine Seele. So etwas kann man mit einem Neubau nie erreichen.
Toller Beitrag. Danke dafür.
Im OG sind schon zu beiden Seiten Gauben drin, das Potenzial ist also ausgeschöpft.
Anbauen würde ich sehr, sehr ungerne. Die Doppelhaushälften stehen so 5 x nebeneinander (wurden ursprünglich für die Beschäftigten im Bergbau hier errichtet), manche haben da einen Anbau dran - ich finde leider, das sieht aus, wie gewollt und nicht gekonnt. Sehr verbastelt teilweise.
Ich würde versuchen, soviel wie möglich vom Ursprung des Gebäudes zu erhalten. Und da es das Haus der Oma ist, in dem der Papa aufgewachsen ist, ist es irgendwo auch eine Herzensangelegenheit, nicht ZU viel vom Ursprung zu verändern.
Zu deinen einzelnen Punkten:
1) hoffen wir durch Stahlträger lösen zu können
2) wir hoffen, eine Art Installationsschacht neben dem Kaminzug anlegen zu können
3) Gebäude ist noch im Ursprungszustand, daher SOLLTE kein Asbest enthalten sein
4) Ich vermute leider auch, dass es keine Abdichtung gibt und das noch zum Problem werden kann ...
5) Neu
6) Da möchten wir möglichst kostenbewusst das Maximum rausholen - Kellerdecke, Dach mit Aufdachdämmung, Fenster ...
Bei der Heizung sind wir noch ratlos. Ist eine funktionierende Ölheizung, noch gar nicht so alt, verbaut. Das hat natürlich keine Zukunft ...
Überlegung ist, jetzt erstmal den Verbrauch durch Sanierungsmaßnahmen möglichst weit runter zu bekommen. Dann mit ergänzenden Heizsystemen (Brauchwasser-Wärmepumpe, Photovoltaik) nochmal weniger aufs Öl angewiesen zu sein. Aber wie gesagt, von Heizung habe ich echt wenig Ahnung.
7) Dürfte nicht der Fall sein
8) Unterlagen werden gerade zusammengesucht, beim Bauamt müsste man auch mal nachforschen. Nachträgliche Änderungen sollte es aber unseres Wissens nach nicht gegeben haben ...