Als Bauherr wäre ich gottfroh um die klare Ansage. Als ich gebaut habe, habe ich mir einen sehr gut befreundeten Fachmann als Berater geholt der mir erstmal meine ganzen Träumereien ausgetrieben hat und mir grundlegende Baugrundsätze reingeprügelt hat.
Das freut mich für Dich - und für den Berater, dessen Rat Du auch angenommen hast, obwohl der von einem guten Freund kommt. Ich tröste mich immer damit, daß es einem guten Zweck dient - denn vom Herzen leicht geht die Arbeit des Träumetötens nicht (ist aber wichtig, denn Grundstücke und ibs. Baufenster sind nicht unendlich, und laut Baugrundgutachten auch keine rosaroten Wolken).
Was bin ich heute froh drüber, dass ich nicht den Schrott gebaut habe den ich mir zusammengesponnen habe.
Was der Laie Bauherr sich ausdenkt, ist meist nicht wirklich schlecht, und selbst ein naiver Fokus auf die (im Sinne ihrer Relevanz) falschen Details zwar das größere, aber noch nicht wirklich böse Problem. Das ist auf Platz 1 die "Fear of missing out", die die Bauherren in Kombination mit dem toxischen Glaubenssatz "man baue nur einmal" zu viele Wünsche in ihr kleines Häuschen zu stopfen versuchen läßt. Daß Du "Schrott bauen wollen" würdest wäre leider auch da wo es voll zuträfe genau das, was Dir der Zeichenknecht am allerkategorischsten niemals nie nicht sagen dürfte. Wenn Du beim Selberplanen Fehler machst, soll der Dir lieber damit schmeicheln, die drin zu lassen, auch an schmerzhaften Engstellen ("wenn Du erst einmal Königin bist, brauchst Du ohnehin nicht mehr viel zu laufen").
Falls ich nochmal ein Haus bauen sollte, würde ich tatsächlich einen 11ant o.ä. um genau eine solche Ansage fragen. Einfach nur, weil ich Zeit, Geld und Nerven sparen will.
Mit guter Planung spart man viel Nerven und Zeit, ja. Geld nur wenig, auch wenn jeder Fehler zweimal (einmal beim Machen und einmal beim Ausbügeln) kostet. Ehrlich gesagt, baut man gut beraten nicht billiger, sondern lediglich "unteurer". Obwohl, ja für manches Lehrgeld hätte man auch schon eine Einzelgarage oder einen kleinen Wintergarten bekommen.
Zum GU-"
Architekten". Unserer hat das GU-Haus irgendwie auf unsere Wünsche passend gemacht. Also irgendwie. Fast. Ich glaube erst mit dem sechsten Entwurf waren wir soweit, dass das gepasst hat - wir haben aber immer wieder auf die Bauordnung hingewiesen. Entwurf sechs ging zur Gemeinde und sofort wieder zurück. Daraufhin hat sich der GU-"Architekt" erstmal einen Fachmann geholt und den Entwurf Bauordnungs-konform zu machen. Das hat sich dann schon gezogen.
Zur Ehrenrettung der GU-"Architekten" muß ich sagen, daß nicht wenige erste Entwürfe (also bevor die Bauherrschaft noch ein Kinderbad hineinquetschen wollte oder dergleichen) besser als die final verhunzte Version waren und sehr oft Genehmigungen an überreizten Kniestöcken, Zwerchhäusern und dergleichen straucheln und scheitern. Es ist nicht alles Mist, was der Zeichenknecht macht - er darf nur dem Kunden einen solchen auch nicht ausreden. Der "schwarze Peter" ist beim bösen Bauamt besser aufgehoben.
Würde ich nochmal bauen, ich würde entweder wirklich Standardhäuser nehmen oder einen Architekten. Ohne Anführungsstriche.
Nein, bitte einen bewährten Entwurf
und einen Architekten. Das ist zwar ein Mandatsfall, den die Honorarordnung nicht erahnt hat, aber dennoch die beste Kombination.
Man darf bezweifeln, dass es sich in solchen Fällen tatsächlich um Architekten handelt. Nicht jeder Zeichnungsberechtigte hat auch ein Architekturstudium abgeschlossen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie für den Laien vom GU gern als solche bezeichnet werden, um Diskussionen abzukürzen.
Wäre es eigentlich zu frech, wenn man vorher gern das Diplom sehen würde?
Das wäre nicht frech, aber auch nicht nötig. Ein Bauvorlageberechtigter, der Maurer- oder Zimmerermeister ist, ist für den Bauherrn oft sogar wertvoller als ein Architekt frisch von der Uni (letztere sind nämlich die Generation CAD, denen die Bauwelt die Pfuschertaschen verdankt). Und ich weiß von einem sehr guten Orthopäden, daß der seinen Doktor in rer nat statt klassisch in med hat. Diejenigen Bauantragsfertigmacher ehrfurchtsvoll als Architekten zu bezeichnen, die tatsächlich Bauzeichner sind, ist eine Angewohnheit von Bauherren, nicht der GU. Die allermeisten Vertragsarchitekten sind Architektinnen in Elternteilzeit (die sich dann vom GU chartern oder anstellen lassen) oder ruhestandsnahe Architekten, für die sich ein eigener Bürobetrieb nicht (mehr) lohnt. Nur selten liegt es wirklich an der Qualität der Ausbildung oder Erfahrung, wenn man die Erwartungen hier tiefer hängen muß als wenn man die/den Architekt/in initiativ selbst sucht (/ suchen läßt) und beauftragt.
Super Berater biste!!! Nach dem das Kind in den Brunnen gefallen ist, darauf hinzuweisen, dass der Brunnen gesichert werden sollte, damit das Kind nicht in den Brunnen fällt.
So ein Quatsch. Ich sage immer ehrlich, daß Wasser auch bei mir erst bei hundert Grad kocht. Also super bestimmt nicht, nur gründlich, ehrlich und erfahren, aber bekennend konservativ im Sinne von "kein Fashion Maniac" und "im Zweifel eher vorsichtig". Zur Kamikaze, erst einmal den Weg der Zeichenknechtplanung zu testen, habe ich ganz gewiß nicht geraten. Ich verdiene meine Brötchen mit Leuten, denen ihr teuer geliehenes Geld für schmerzhaftes Lernen zu schade ist.