Wirtschaftliche Schieflage
Quelle: Ostthüringer Zeitung vom 20.02.09
Massive Probleme
Landtagsabgeordneter fordert Rettungsfond für Geraer Unternehmen Massivhaus
Von OTZ-Redakteur Tino Zippel Gera. Der CDU-Landtagsabgeordnete Ralf Bornkessel fordert von der Thüringer Landesregierung ein Rettungsprogramm für einheimische Mittelständler. Aktuell macht er sich für den Hauptsponsor des FC Carl Zeiss Jena, die Deutsche Massivhaus GmbH aus Gera, stark, die in eine wirtschaftliche Schieflage geraten ist. Gestern gewann ein Baustoffhändler aus Niedersachsen einen Prozess gegen Massivhaus. Die Erste Handelskammer des Landgerichts Gera verurteilte das Unternehmen auf Zahlung von 1,07 Millionen Euro zuzüglich Zinsen - insgesamt fast 1,2 Millionen Euro. Doch laut Massivhaus-Geschäftsführer Mario Klimpel will der Prozesssieger den Titel nicht direkt vollstrecken, sondern sei an einer gütlichen Einigung interessiert. Dienstag gebe es Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit.
"Wir sind durch die Weltwirtschaft- und Finanzkrise sowie einen der strengsten Winter seit vielen Jahren in eine Schieflage gerade", sagt der zweite Massivhaus-Geschäftsführer, Sascha Rudolph. "Sollten diese externen Faktoren noch länger Bestand haben, droht dem Unternehmen die Insolvenz." 50 Mitarbeiter und zahlreiche Zulieferbetriebe wären davon betroffen.
Dabei sei die grundsätzliche Geschäftslage nicht aussichtslos. So verweist das Unternehmen auf ein im Vorlauf befindliches Auftragsvolumen von mehr als 50 Millionen Euro. Der Auftragseingang stieg im Vorjahr um 15 Prozent. Eigenen Angaben zufolge verkaufte Massivhaus allein im Oktober noch 124 Häuser.
"Es kann nicht sein, dass den großen Unternehmen zum Teil Milliarden hinterher geworfen werden und um unsere Mittelständler in Thüringen kümmert sich keiner", sagt der CDU-Politiker Bornkessel. "Gerade in Thüringen sollten wir froh sein, wenn wir innovative Firmen haben, die Arbeitsplätze schaffen und sich zum Standort Thüringen bekennen. Er habe schon erste Gespräche mit der Landesregierung und der Thüringer Aufbaubank geführt, um ein Rettungspakt für das Geraer Unternehmen aufzulegen.
Während Massivhaus auf die Unterstützung der Politik hofft, wünschen sich viele Bauherren nur eines: Dass ihr Haus endlich fertig wird. Auf etlichen Baustellen dreht sich seit mehreren Monaten nichts mehr, wie Betroffene im OTZ-Gespräch berichten. Massivhaus-Chef Klimpel verweist auf den strengen Winter. Bei Frost könne kein Estrich-Belag eingezogen werden. Mindestens drei bis vier Tage müsse es wärmer als fünf Grad Celsius sein, erst dann könnten die Arbeiten so erfüllt werden, dass eine Gewährleistung für das Haus möglich sei.
Doch es gibt auch andere Fälle, wie Roland Schmidt aus Heilbronn berichtet. Vor anderthalb Jahren unterschrieb er einen Vertrag - im April vergangenen Jahres begann der Bau, der im Internet bei Massivhaus in der Rubrik zufriedene Kunden auftaucht. Die Familie investierte 160 000 Euro, ist aktuell mit 30 000 Euro in Vorleistung. "Nun ist das Haus fast fertig, nur Fliesen, Trockenbau und Sanitärinstallation fehlen noch", berichtet der 34-Jährige. Obwohl die Heizung läuft, ruhten die Arbeiten aus Witterungsgründen. "Der Bauleiter ist abgesprungen, weil er kein Geld bekommen hatte.
Viessmann holte aus dem gleichen Grund den Wasserboiler wieder ab." Und auch Dachdecker und Elektriker hätten von Zahlungsrückständen durch Massivhaus berichtet.
Diese Erfahrung deckt sich mit den Berichten aus einem Internetforum, in dem sich 300 Mitglieder über Massivhaus austauschen. Den Angaben zufolge sind von 600 verkauften Häusern 100 fertig und 250 in Bau - etliche Bauherren hätten schon ihre Verträge gekündigt. Mehrere Dutzend Handwerker seien auf ihren Rechnungen sitzen geblieben, heißt es auf der Internetseite.
Mit dem Betrieber des Forums trifft sich Massivhaus nächsten Mittwoch vor dem Landgericht in Zwickau. Aus Sicht der Unternehmenschefs ist die Plattform geschäftsschädigend. "Wir haben bei Rechnungen Geld einbehalten, wenn Mängel am Bau aufgetreten waren", räumt Klimpel ein.Eine Lösung wäre auch ein Signal für die ganze Region.