Woher der Neid?
Ja das werden sie, denn der Fachkräftemangel bleibt. Woher das Schreckensstenario eines deindustrialisierten Landes - bei dir klingt das wie 100% gesetzt. Vlt weniger Bild lesen und Panik verbreiten. Es gibt Wirtschaftspolitisch große Herausforderungen, aber deswegen sind wir nicht in 10 Jahren deindustrialisiert.
Es gibt auch viel mehr gut zahlende Unternehmen als die vier bis fünf, die du kennst. Es gibt auch Top-Branchen außerhalb Automotive und Siemens.
Grundsätzlich empfehle ich aber auch, sich mit der Annuität nicht zu eng zu schnüren. Bei zwei Vollgehältern easy machbar, aber Kinder ändern vieles, auch in der persönlichen Priorisierung. Am Ende wollt ihr vielleicht beide runter auf 30 Std. - weil man es sich durchaus leisten kann / könnte.
Kein Neid, ich bin ja selbst bei einem dieser Unternehmen und kenne sowohl die Bankenbranche als auch die Automobilbranche von innen. Daher weiß ich auch, dass man für den Verdienst, den man bei einer Landesbank oder beim Automobilhersteller als einfacher Sachbearbeiter bekommen kann, bei der Sparkasse oder beim kleinen Zulieferer locker Abteilungsleiter sein muss. Da ist dann aber nichts mit 4 Tagen Home Office geschweige denn Arbeitszeiterfassung oder gar Überstundenvergütung. Wer ernsthaft glaubt, 4-5k netto für geregelte Arbeitszeiten und 35-40h vorwiegend im Home Office sei in Deutschland üblich, der hat den Bezug zur Realität verloren. Ja, das gibt es und in wirtschaftsstarken Regionen (also im Prinzip München, Frankfurt, Stuttgart) auch gar nicht mal selten. Aber das ist eine kleine Blase, mehr nicht. Und wenn doch mal einer der Großen den Laden Schritt für Schritt schließt (was ist eigentlich aus Hoechst, Opel, ThyssenKrupp, diversen Landesbanken etc geworden?), dann wartet niemand auf den Mitvierziger und Konzernbeamten, der 20 Jahre damit beschäftigt war über politische Tricks die Arbeit von sich fern zu halten. Die würde ich als einstellender Arbeitgeber nicht mit der Kneifzange anfassen, so schlecht ist die Arbeitsmoral und Anspruchshaltung da leider bei vielen. Ja, muss natürlich nicht so kommen und wird es hoffentlich auch nicht. Aber einen Gedanken daran verschwenden, dass es auch mal abwärts gehen kann und man nicht ewig so flexibel bleibt wie mit Anfang 30 sollte man schon. Dann muss man auch gedanklich und finanziell dafür gerüstet sein, mit dem Gehalt eines Normalverdieners (das sind dann 2-3k netto und nicht 4-5) auszukommen.
Und nein, Personen deutlich über 60 sind sowohl im Banking als auch im Automobilbereich die Ausnahme. Man geht in der Regelmit rund 60 in Rente/Altersteilzeit, weil man es sich a) leisten kann, b) nicht mehr wirklich kann/will und c) der Arbeitgeber den früheren Austritt über Altersteilzeit etc. incentiviert. Ja, die Rente hat dann Abschläge, aber es gibt auch ALG I und Reserven (Abfindungen, Ersparnisse etc) von denen man zehren kann (Privatier). Völlig egal, ob nun Daimler oder
Commerzbank. Früher oder später wird jeder gegangen / lässt sich gehen.
Klar ist auch, dass sich Präferenzen mit der Zeit verschieben und die Luft dünner wird, je höher man kommt. Vielleicht ist es ja gar nicht der Arbeitgeber, der einen nicht mehr will. Vielleicht will man sich ja auch mal selbst unorientieren und das geht dann nur noch zu schlechteren Konditionen. Wer sich eine hohe Rate ans Bein bindet (ohne das entsprechende Eigenkapital im Hintergrund), ist halt auch schnell unnötig im goldenen Käfig und Hamsterrad gefangen.
Wer als verbeamteter Richter seinen Traumberuf gefunden hat - meinetwegen. Wer aber in der Privatwirtschaft arbeitet, muss immer auch beruflich negative Überraschungen einkalkulieren.