Ui ui ui, oh oh oh, au au au !
Bei Eric Malpass ist morgens um Sieben die Welt noch in Ordnung, hier im Forum wurde heute morgen um Sieben ein großes Faß mit sämtlichem Unsinn aller Stammtische über Architekten und GU ausgeschüttet. Da mußte ich erst´mal ein Kännchen Herztropfen einwerfen, und gehe nun stichwortweise im Rundumschlag auf Alles ein, was da so alles verzapft wurde:
Architektenentwurf kaufen und damit zum GU gehen, diesem dann die weitere Planung überlassen:
Vom freien Architekten nur ein Plänepaket zu kaufen und das ohne ihn zu detaillieren und umzusetzen, wäre Perlen vor die Säue zu werfen und obendrein unklug. Dann hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, leider beide im Sinne von Eigentoren. Nämlich zum einen den Architekten als reinen Kreativling gebraucht und den eigentlichen Mehrwert verschenkt, daß der Komponist persönlich dirigiert. Es gibt immer auch Gedanken, die sich nicht in einer Partitur notieren lassen - diese bleiben dann auf der Strecke, wenn ein "Fremder" das geniale Werk zu Ende bringt.
mit Forenentwurf zum GU gehen:
Auch in diesem Fall bekommt man lediglich ein "schöneres" Haus als dem frustrierten Zeichenknecht in den Sinn gekommen wäre, aber eben ohne auch die ausgeklügelte Umsetzung. Denn: so eine Forencommunity kommt ja nicht per Videochat die Bauleitung übernehmen.
GU´ geben Aufmusterungswünsche an ihre Handwerker weiter und schlagen dann auf deren Angebotspreise auf:
Diese Annahme zeugt von einer grundlegend falschen Vorstellung der Vorgehensweise. Schlaue GU haben eine eigene Kernmannschaft
(meist Maurer, Betonbauer und Helfer) und suchen sich für die darüber hinausgehenden Gewerke bevorzugt solche Subs, die handwerklich fit und fleißig sind, als Kalkulatoren aber schwach und als Verkäufer verhungern würden, wenn der GU sie nicht an die Hand nähme und als regelmäßiger Auftraggeber zumindest das Brot unter ihrer Butter sichern würde. Kalkulieren tut er selbst, und der Aufschlag hat zwei Faktoren, nämlich den erwarteten tatsächlichen Mehraufwand und ggf. einen Abwehrpreis-Faktor, wenn der Bauherr ihm den Sonderwunsch lieber doch ersparen soll. Der Sub kalkuliert nur dann selbst, wenn der GU das Gewerk herausnimmt (z.B. weil der Bauherr heizungstechnisch einen aus GU-Sicht unerprobten Weg gehen will).
Architekten geben Aufmusterungswünsche an ihre Handwerker weiter und schlagen dann auf deren Angebotspreise auf:
Die Ausschreibung wird vom Architekten erst durchgeführt, wenn die Bauleistungsbeschreibung mit dem Bauherrn abschließend entwickelt wurde. Nach dem Bieterzuschlag Änderungen am Leistungsverzeichnis vorzunehmen, ist das oberallerdümmste, was ein Bauherr kostenmäßig machen kann, und diesen Lehrsatz wird der Architekt dem Bauherrn auch rechtzeitig gründlichst einpauken. Aufschläge, Provisionen, Kickbacks und dergleichen wären standeswidrig und könnten den Architekten seinen Eintrag in die Architektenrolle kosten.
Architektenhäuser überziehen gegenüber der Preisschätzung wie Kulenkampff bei der Sendezeit, mit schuld seien die naschkatzigen Bauherren:
Daß Architekten Preisschätzungen signifikant überzögen, kommt primär - aber auch nahezu nur - in zwei Fallgruppen vor: nämlich, wenn der Architekt langjährig im Hochschuldienst praxismäßig "weg vom Fenster" gewesen ist und/oder wenn er in Neureichenkreisen als Stararchitekt herumgereicht wird. Man nehme also tunlichst keinen Professor / Privatdozenten bzw. denjenigen Architekten, der die Bonzenschuppen der Provinzschickeria "verantwortet". Gute, budgettreue Architekten sind der Yellow Press vollständig unbekannt. Und natürlich kostet das extra, wenn auch auf dem Gäste-WC die Schüssel einen Goldrand hat - das ist dann aber mit GU gebaut genauso.
mit pflegeleichtem Grundstück und Wunschprofil Hausmannskost genügt der Zeichenknecht:
Einen Architekten braucht man nicht primär aus Originalitätsgründen, und zumindest im Vergleich zwischen 98% der Normalhäuslebauer sind in der Tat die Unterschiede zwischen Hoppenstedts und Biedermeiers nicht lohnend, extra dafür einen großen Künstler einfliegen zu lassen. Darum geht es bei der Architektenplanung aber auch nicht, sondern um eine handwerklich sauber organisierte Umsetzung vielschichtiger Rahmenbedingungen in ein nur dreidimensionales bewohnbares Objekt. Das der GU-Planer dabei Fallrohre unschön einkasteln läßt, hängt schlicht damit zusammen, daß er sie (in ihrem genauen Verlauf) überhaupt nicht plant, da eine GU-Planung die Detailplanung weitgehend durch "Schonimmerso" ersetzt, nicht genehmigungsrelevante Details ausspart und die Fallrohre insofern erst in der Entwässerungsplanung überhaupt auftauchen.
Aufpreis für andersfarbige Haustür hat mit Stückzahlrabatten zu tun:
Das ist schon deshalb Unsinn, weil wir hier ja meistens von PVC-Türen reden, und "anthrazite" Türen ebenfalls weiß sind und lediglich foliert werden. Dafür 2.300 Euro aufzuschlagen, sind eindeutig fürstlich bezahlte 300 Euro für die Folierung und 2.000 Euro etwa halbe/halbe als Abwehrzuschlag und als Saunaclub-Hauspreis für ein gewöhnliches Kirmesbier.
Betontreppe teurer als Stahlwangentreppe:
Die Lösung "Kran" ist hier sehr wahrscheinlich der Volltreffer. Betontreppen ortzuschalen, ist allein schon aus Fachkäftemangel außerordentlich "aus der Mode gekommen", die Betontreppe als Fertigelement läßt sich aber nicht mal eben wie das Klavier von der Mutter aus Massachusetts von zwei Möbelpackern hereintragen, sondern erfordert ggf. einen eigenständigen Krantermin (mitsamt Straßensperrung und sämtlichem weiterem Brimborium). Die Teile für die Stahlwangentreppe erfordern nur einen kleinen Fahrzeugkran. Und: es kommt sowohl ein Umdenken hinzu, als auch der Schlosser hat hier Leerlauf, da man ihn beim Einbau einer Betontreppe nicht gebrauchen kann.
Bauen mit GU aus Bedürfnis nach Preisgarantie:
Ein GU wird in der Regel nicht anders kalkulieren, ob er sich nun als Bieter um sämtliche Lose einer Einzelvergabe bewirbt oder ob er einem Bauherrn einen Preis unter dessen Sweethome3D-Grundriss schreibt. Die Höhe des Aufschlages hat hauptsächlich mit der Dauer der Bindefrist für das Angebot zu tun.