Mit meinem ersten Beitrag melde ich mich hier auch zu Wort.
Wir beschäftigen uns auch derzeit mit der Hausfinanzierung und für uns ist es das erste mal, dass wir uns verschulden.
Unter der Prämisse, dass die Finanzierung dauerhaft tragbar ist und bis zur Rente durch ist:
Meiner Ansicht nach geht es auch um die innere Einstellung dazu. Es wurde schon das Thema angesprochen, das gute Gefühl, niemandem etwas zu schulden, das man aufgibt, wenn man einen Kreditvertrag unterschreibt.
Die Alternative dazu wäre, zu erben (unwahrscheinlich), im Lotto zu gewinnen (praktisch unmöglich) oder ewig zur Miete zu wohnen. Die Möglichkeit erst im Rentenalter sich mit seinem bis dahin angespartem Eigenkapital Eigentum cash zu kaufen, besteht vielleicht, aber
1. sammelt sich durch die zu zahlende Miete viel weniger/langsamer Eigenkapital an. Klar, man kann bescheiden wohnen, geringe Miete zahlen, aber will man das? Gerade in der aktiven Lebensphase 30-60 ??
2. möchte man nicht erst mit Mitte 60 ein Haus, sondern JETZT.
Man muss sich klar machen, dass man, wenn man als Mieter äquivalent zum Eigenheim wohnen möchte, nicht sein eigenes Haus abbezahlt, sondern das Haus seines Vermieters. Und jeder Euro Kaltmiete ist für immer weg.
Wohnt man zur Miete, schuldet man zwar niemandem Geld, aber auch hier besteht genau so die Gefahr, umziehen zu müssen, sollte man die Miete irgendwann einmal nicht mehr stemmen können. Beim Eigenheim bekommt man immerhin den Erlös abzgl.. Restschuld bei der Bank. Eine bis dahin gezahlte Miete ist weg.
Oder der Vermieter meldet urplötzlich Eigenbedarf oder modernisiert irgendeinen Quatsch (gibts oft genug) und rechtfertigt damit eine satte Mieterhöhung.
Auch Miete ist also eine Form der Abhängigkeit. Ich finde das ist ein ganz wichtiger Punkt, der oft vergessen wird.
Erst heute im Zug habe ich ein paar Passagen in einem Ratgeber gelesen, der einem Hilft, den Gedanken der Kreditschuld nicht so pechschwarz zu sehen.
Man geht mit der Bank ein Vertragsverhältnis ein. Beide Vertragspartner haben Rechte und Pflichten. Man geht keine Knechtschaft gegenüber der Bank ein. Die Bank leiht mir einen Riesenhaufen Geld!! Die Gegenleistung ist, dass ich das Geld in einem einigermaßen fest definierten Zeitfenster zurückzahle, und eben noch etwas oben darauf. Betrachtet es als eine Partnerschaft auf Augenhöhe; hebt die Bank nicht auf ein Podest, wo es mit geringer Wertschätzung von oben auf euch herab blickt. Diese Betrachtung auf Augenhöhe ist schon beim Kreditgespräch wertvoll, auch der Bank ist an einem guten Geschäft gelegen. Und wenn man das Glück hat, über ausreichend Eigenkapital zu verfügen, dann öffnet das auch gewissen Verhandlungsspielraum, nicht nur in Bezug auf den Zinssatz.
Oft wird so getan, als gehe man einen Pakt mit dem Teufel ein. Aber das die Banken auch etwas verdienen wollen, ist doch völlig legitim. Klar gibt es auch Beispiele, in denen die Bank in einer sehr vorteilhaften Position ist, wenn sie zum Beispiel als Einzige auf einer Reihe Grundstücke sitzt, die auch noch in begehrter Lage sind. Wenn man sich dann nicht die hohen Preise leisten kann, ist nicht die Bank schuld, und auch man selbst nicht. Dann ist dort der Wohnungsmarkt (Markt = Angebot/Nachfrage) einfach ausgehungert. In diesem Falle sollte die Politik eingreifen und für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen. Das einem das in dem Augenblick nicht hilft, ist auch klar. Ich will nur sagen, dass man nicht die Bank dafür verantwortlich machen kann. Denn wenn ich etwas für 1000€ verkaufen kann, werde ich es auch nicht freiwillig für 600€ oder 800€ verkaufen.
Das ist jetzt länger geworden als beabsichtigt. Ich wollte nur mal meine Gedanken und Ansichten (die ich ausdrücklich nicht als allgemeingültig erachte!) beisteuern.