Vielleicht an der Stelle noch ein paar Gedanken zum Thema Hausidee, Grundriss und Baupartner. Im Thread von
@wullewuu geht es ja gerade mal wieder heiß her und es wird zum Architekten geraten. Irgendwann wird die Frage hier sicherlich auch nochmal kommen warum wir eigentlich bisher fast nur bei Fertigbauern bzw Typenhäusern waren. Da spielen viele Faktoren mit rein, die wichtigsten sind sicherlich dass wir ursprünglich ja gar nicht bauen sondern was kaufen wollten und mein persönliches Misstrauen gegenüber Architekten als Berufsstand. Die - vielleicht etwas naive - Annahme dass ein fertig geplantes Haus günstiger ist, spielt sicherlich auch eine Rolle.
Ein fertig geplantes Haus bauen ist natürlich viel näher am Kauf von Bestandsimmobilen als frei zu planen. Statt sich zu überlegen wo man die Treppe haben wollte und wo ein Fenster sein muss, blättert man durch den Katalog und sucht sich einen Grundriss aus. Ich glaube an der Stelle auch gar nicht dass unsere Bedürfnisse so besonders sind dass sie nicht von einem Typenhaus befriedigt werden können. Als ich im letzten Post geschrieben habe, wir würden diverse Grundrisse bauen, muss man das glaube ich eher so verstehen dass wir ein Haus mit dem Grundriss kaufen würden und gut damit glücklich würden. Ein Haus vom Architekt hatte in meiner Wahrnehmung immer was exklusives, für Leute die entweder wirklich exklusiv bauen oder sich selbst für so besonders halten dass sie denken man müsste mit dem Architekt irgendwo noch eine Ecke ins Haus zu bauen um exklusiv zu sein (siehe auch mutwillige Sicken und Kanten im Autoblech). Eigentlich wollen wir ja nur ein ganz normales Haus auf einem rechteckigen fast ebenen Grundstück bauen, wie tausende andere auch jedes Jahr. Irgendwie liegt es da nicht nahe auch noch einen teuren Architekten zu bezahlen damit der einen Grundriss zeichnet den man so oder so ähnlich in 15 Katalogen findet. (Dass man auch mit dem Fertighaus viel Geld beim Architekten liegen lassen kann wusste ich damals noch nicht ;) ).
Dabei hilft auch nicht dass mein Eindruck von Architekten bisher eher negativ ist. Ich meine mal ehrlich, wer kommt auf die Idee einen Aufzug zu planen den man nur über eine Treppe erreichen kann? Wer kommt auf die Idee Fenster vom Boden bis zur Decke und 2m breit zu planen bei denen man nur eine winzige schießscharte öffnen kann, das ganze übrigens in einem Gebäude ohne Klimaanlage. Ich denke ihr versteht was ich meine, Architekten sind die Leute die entweder sündhaft teure Villen planen, Fußballstadien wie Vogelnester aussehen lassen (total innovativ...) oder einen riesigen Schrott fabrizieren den jeder Normale besser planen könnte. Und dabei immer fleißig die Hand aufhalten. Nicht unbedingt eine Ausgangslage bei der man den Gang zum Architekten antritt wenn man bauen will.
Ein bisschen hat sich in den letzten Wochen aber herauskristallisiert dass das alles doch nicht ganz so einfach ist. Beim Fertighausbauer die Haustüre von Norden nach Osten zu verlegen ist fast schon gleichbedeutend damit das Haus um 90 Grad zu drehen. Offenbar scheinen alle Leute südlich der Straße zu wohnen...oder es scheint egal zu sein. Fertighäuser werden offenbar in der Regel nicht fertig übergeben sondern ohne Böden und ohne Maler. Wenn man sich Vinyl-Boden ins Angebot nehmen lässt bekommt man für 140€/qm Klickvinyl (hoffentlich auf der Unterseite vergoldet) mit einer dicken Korkschicht auf die teuere Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung gelegt. Fertighäuser sind zwar schnell aufgebaut aber bis da ein LKW anrückt verbringt man Monate auf der Warteliste. Und was da alles noch bauseits geschehen soll obwohl es ja eindeutig bei einem Haus dabei sein muss...
Kurz gesagt, es ist gerade alles sehr verwirrend und Entscheidungen sind schwierig. Vielleicht ist der lokale GU tatsächlich ein guter Einstieg in das Thema individuelle Planung. Da es bisher vor allem darum ging eine grobe Kostenabschätzung zu machen ist an den Entwürfen noch nicht besonders viel individuell, aber wenn man Kosten nicht im (umbauten) luftleeren Raum abschätzen will, braucht man zumindest einen groben Entwurf. Da sind sicherlich noch ein paar Termine zur Verfeinerung nötig bevor man damit einen Antrag stellen kann. Vorteil wäre natürlich dass am Ende nicht die Abweichung zu einem Standardentwurf kostet sondern der Entwurf an sich. Und der Bauplaner hätte als Ingenieur den Vorteil dass er von meinen (Vor-)Urteilen über Architekten nicht betroffen ist. Mal schauen was in der Abschätzung rauskommt, aber 15 Musterhäuser müssen auf jeden Fall mal nicht mitfinanziert werden.
(Ich hoffe mal ich verwirre damit jetzt niemanden zu sehr. Aber ich glaube manchmal schadet es auch nicht seine Gedanken auszuformulieren und findet es sogar jemand interessant)