Wie ist es mit dem Bauboom? Noch da?

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Zuletzt aktualisiert 15.11.2024
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fach1werk

Aus einer Handwerkerschicht: Bei den Abhängigkeiten die durch gemeinschaftliche Arbeit am Projekt eines Einzelnen entstehen war es nach meiner Vita so, dass "alle" ein grosses Projekt nicht alleine stemmen konnten. Vieles an Gemeinschaftlichkeit entstand aus purer Notwendigkeit. Deswegen hat sich auch niemand gross gefragt ob er das möchte. Im ländlichen Süden von D haben wir unsre Kleinkinder mitgenommen, für einen kleinen Allergiker haben wir eine Milchziege für die Fläschchen mitgeschleppt, es war sowieso kein Strom da. Das waren übrigens die am besten vertragenen Fläschchen von allen! Die Senioren der Bauherren konnten sich nicht mehr gut bücken, hatten aber die Ziege und brachten ein Vesper. Es war lustig, es gab Teilhabe für alle, ist 40 Jahre her, wir sind heute noch Freundinnen. Wenn jeder alles hat braucht man freilich niemanden zu fragen. Aber wenns notwendig ist bilden sich andere Verhaltensweisen aus. Das war nicht schlechter!
 
WilderSueden

WilderSueden

Ob man die Chance hat sich von vielen Freunden welche Handwerker sind, helfen zu lassen, kommt ja nun auch immer darauf an. Ich vermute, dass viele Menschen heutzutage nicht dort leben wo sie aufgewachsen sind. Dadurch hat man dann selten Freunde im Handwerk, welche auf regelmäßig greifbar wären.
Genau das hatte ich in irgendeinem Thread auch schon mal vermutet. Man zieht zum Studium nach X, irgendwann kommt die Familie und die Wohnung ist zu klein. Ein Haus oder auch nur schön wohnen ist dort kaum bezahlbar, also zieht man nach draußen. Die Freunde vom Studium sind alles Theoretiker und sicherlich nicht motiviert wochenlang auf der Baustelle zu schuften. Und was auch noch dazu kommt, sind die Fahrtzeiten. Die eine Woche in der ich selbst was gemacht habe, war ich über 10 Stunden im Auto nur um zur Baustelle und wieder zurück zu kommen. Das ganze kam natürlich on top zu Arbeitstagen mit über 10 Stunden. Ich bin nach der Woche froh, dass wir nicht malern und keine Fußböden verlegen, denn familienfreundlich ist das absolut nicht. Nach dem Einzug wird im Garten dann selbst angepackt, aber da wohnen wir ja vor Ort und man kann nach dem Abendessen einfach noch 1-2 Stunden was machen.
 
Y

Ysop***

Meine Eltern haben auch noch zu 9% finanziert und waren nicht unbedingt wohlhabend. Das war aber auch eine andere Zeit. Da kannte aufm Dorf jeder Leute die helfen konnten, da wurde viel in Eigenregie gemacht. Da war der Bau an sich meine ich technisch auch noch nicht so anspruchsvoll. Und es gab keine BG Bau die jeden angeschrieben hat wer denn alles aufm Bau hilft. :D Da wurde dann Samtags eine ganze truppe privater Helfer aus dem Freundes- und Familienkreis bekocht, dafür hat man aber fast zu Materialpreisen gebaut.
Meine Mum erzählte erst neulich, dass sie auf die Weise wie wir bauen (GU, hohes Darlehen) damals nicht hätten bauen können. Das gaben die Einkommen nicht her. Kann man unabhängig vom Zinssatz einfach ganz schwer vergleichen finde ich.
Ich glaube, das ist einfach der springende Punkt: die Ansprüche werden auch immer höher und man möchte möglichst wenig selbst machen. Dazu noch mehr Konsumwünsche wie iPhone und 3x im Jahr Urlaub. Das wäre damals auch nicht gegangen. Ich frage mich tatsächlich, ob die Baukosten im Verhältnis zum Einkommen wirklich so sehr gestiegen sind, oder ob wir nicht ein satter Haufen verwöhnter Bratzen geworden sind, die nun auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden.

Aktuell höre ich übrigens nicht so viel zum Thema. Aber wir sind gerade mitten drin in der Sanierung und Handwerker sind da. Also Stress hier ;-)
 
kati1337

kati1337

Außerdem heißt ja One Man Show nicht automatisch Schwarzarbeit...
Zu dem Thema hab' ich ne kleine Anekdote. Nach unserem missglückten Umzug hatten wir jemanden gesucht der Restarbeiten für uns übernehmen kann. Zuerst hatten wir einen Deutschen Recken im Gespräch, der sich zunächst über das böse Finanzamt ausgelassen hat, dass sie ihm mal die Firma zugemacht hätten, weil er seine Steuern nicht habe bezahlen können. Danach hat er uns noch ein überaus rassistisches Gespräch gedrückt über die bösen Ausländer, und dass er ja wohl einen farbigen Mitbürger mit dem N-Wort betiteln könne, die hätten da ja gar nichts dagegen. Arbeiten wollte er ausschließlich bar auf Tatze.
Der zweite Anwärter auf den Job (der die Arbeiten am Ende auch erledigt hat) war einer dieser - von ihm so genannten "bösen Ausländer". Am Ende der Arbeiten schrieb er mir eine Quittung aus. Ich zitiere ihn aus dem Gedächtnis etwa so. "Ich mach alles nur auf Rechnung. Mit dem Finanzamt leg' ich mich nicht an. Ich bin doch nicht verrückt." .
Tja. :)
 
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