nein, aber man könnte Gewerbeflächen zu Wohnraum umwidmen. Wohnraum schafft man nicht nur, indem man Neubaugebiete ausweist. Das ist nicht das Allheilmittel und es wird zukünftig einfach notwendiger, kreativer zu denken und zu planen. Es gibt viele gute Beispiele, wo das funktioniert.
Als wenn es das nicht schon alles gegeben hätte - guck dir in Städten in den nicht-ganz-zentralen Vierteln die Eckhäuser an, oft siehst du noch die vermauerten Eingänge, die großen Fensterfronten der ehemaligen Auslagen oder die ganz alten, verwitterten Beschriftungen an den Außenwänden. Heute alles umgewandelt. Dafür gibt es dann keine fußläufige Infrastruktur mehr und die Bewohner müssen auf die grüne Wiese außerhalb zum Einkaufen.
Warum du hier schon wieder einen Imperativ unterbringst, weiß ich auch nicht. Notwendig ist gar nichts, alternativlos erst recht nicht. Zu deinen Ideen zur Verwendung fremden Eigentums hast du ja bereits Antworten bekommen. Vor kurzem im Regionalprogramm ein tolles Beispiel für ein verfallendes Fachwerkhaus in einer angespannten Innenstadtlage in NDS gesehen. Verkehrswert = null, Besitzerin lebt in Kanada, Haus steht leer, Verkauf nur gegen utopische Summen. Da kannst du jetzt natürlich probieren, gerade bei Leerstand, härtere Hebel anzusetzen. Hamburg tut dieses bereits - für einzelne Fälle.
Aber das kann nur ein Teil der Lösung sein. Der größere Teil muss eine Förderung der preislichen Differenz zwischen nicht zwingend erhaltungswürdigen (Mittel-) Altbauten und Neubauten sein. Und dieses kann nur durch deutlich mehr Angebote im Neubau entstehen. Erst wenn dann ein Preisdruck im Bestand entsteht, kommt überhaupt erst Raum auf für kreative Lösungen im Bestand. Aktuell können sich viele Menschen der jüngeren Generationen den Neu- und auch den Altbau nicht mehr leisten. Paradoxerweise die aktuellen Bewohner selbst auch nicht; das nicht passende Preisschild wurde ja erst kürzlich ans Klingelschild gedrückt.
Was aber komplett fehlt, zeigt diese Diskussion ja sehr gut - es wird immer von Neubaugebieten gesprochen. Es müssten aber meist Neubaustadtteile sein. So wie man es in früheren Zeiten noch durchgezogen hat. Planerisch natürlich eine Hausnummer, aber komischerweise konnte man das nach den Flüchtlingszuwächsen 1950 oder bei den wachsenden Bevölkerungszahlen sogar noch in den 1970ern. Ist wohl eher eine Frage des Wollens. Leuchttürme dieser Art gibt es natürlich, aber letztlich ist dieses die Aufgabe für jede mittelgroße Stadt Deutschlands, die in den letzten fünf Jahren ein nennenswertes Bevölkerungswachstum hatte.
Da kann sich ein Stadtplaner austoben, da kann man gute Akzente setzen und Dinge zusammenfassen und zusammen denken. Zukunftsfähige Infrastruktur schaffen. Aber man bräuchte Mut, und ein Rezept gegen Nimbys - die kommen da ja auf jeden Fall. Und Geld, denn Planen ist unendlich teuer geworden. Man beachte mal die Anlagen zu einem Bebauungsplan auf dem Dorf. Bin mir recht sicher, dass die Biotopen-Kartierung und die Klimaanalyse wie auch vieles anderes vor 30 Jahren noch nicht dabei waren. Und bringen sie die Planung in irgendeiner brauchbaren Form weiter?