Da ich sowohl die Kosten für den Bau, den Anschluss an und die Erweiterung von Nahwärmenetzen aus eigener Erfahrung kenne (Quelle: ich)
Der Meter Fernwärmeleitung soll bei Neubau zwischen 3000 und 6000 Euro liegen.
Der Meter Rohr im Graben verlegt liegt zwischen 100 Euro (DN 50) und 300 € (DN 250). Dazu kommt der Tiefbau für den Graben in gleicher Höhe, Planungskosten und im Bestand der größte Posten: Oberflächenwiderherstellung.
Die Tatsächlichen Gesamtkosten liegen zwischen 200-300€ für Hausanschlüsse durch Vorgärten, abhängig davon ob gegraben werden muss, oder gebohrt werden kann.
Hauptleitungen mit DN200-400 liegen meist um die 1000-1500€ / Meter im Fußweg bzw. Fahrbahn. Sinnvollerweise wird dabei gleich Glasfaser / Strom oder anderes mit geplant, um Synergien zu nutzen (Oberfläche ist teuer).
Beim Hausanschluss kommt neben den Metern natürlich noch die Hauseinführung (500€) und die Anbindung Netzseitig (auch 500€) dazu sowie eine Fernwärmeübergabestation (Einfamilienhaus 5000-7000€ inkl. Installation)
Insgesamt liegt der Anschluss, bei Leitung in der Straße vor der Tür also bei um die 10k€. Wenn das Netz die Anforderungen erfüllt, gibt's hierzu auch Zuschüsse von der BAFA.
3 Prozent heizen mit Fernwärme, 80 Prozent mit Gas und der Rest mit Öl oder WP.
Sollte für viele kleine und mittlere Kommunen so passen. In Großstädten ist das stark schwankend. Kiel, Hamburg und Frankfurt haben große Fernwärmenetze, andere Großstädte kaum.
Jetzt müsste zum einem das Stromnetz der Stadt komplett erneuert werden wegen den WP. Ausbau der Fernwärme und Bau von Nahwärmeeinheiten. Kompletter Umbau des Gasnetzes.
Stimmt. Für die Wärmewende muss entweder flächendeckend Fernwärme eingeführt werden oder eben das Stromnetz ertüchtigt werden. In der Fläche wird im Einfamilienhaus bestand ein Wärmenetz nicht wirtschaftlich baubar und betreibbar sein. Daher wird dort das Stromnetz auf WPs angepasst werden müssen. Viele Kommunen machen hier die kommunale Wärmeplanung gemeinsam mit einer Stromnetzplanung.
Die Herausforderung ist aber auch, die Wärmenetze grün / regenerativ zu bekommen. So gut wie alle großen Wärmenetze werden zu fast 100% auf Basis von Kohle oder Erdgas betrieben. Z.B. Hamburgs Fernwärme auf regenerative umzustellen ist der eigentliche Knackpunkt.
So richtig wohl scheint es den kommunalen Verantwortungsträgern allerdings nicht zu sein, wie man so hört.
Wissen allerdings auch, dass es unbezahlbar und nicht durchführbar ist
Die Meisten Kommunal verantwortlichen, die zum ersten mal die Kosten sehen, welche dann bis 2040/45 aufgewandt werden müssen, werden erstmal ordentlich schlucken müssen. Der Notwendige Aufwand hängt stark vom Bestand ab und dürfte auch hier deutlich schwanken, aber kurz: Klassische Finanzierungsmodelle mit der eigentlich für Netzbetreiber und kommunale Unternehmen vorgeschriebenen Eigenkapitalquote werden nicht reichen.
Man ist bei der Fernwärme dem Versorger gnadenlos ausgeliefert und die nutzen dies natürlich auch voll aus. Unbezahlbar in meinen Augen.
Der Versorger macht in der Regel ein Angebot mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einem festen Preis mit Preisgleitklausel. Die Klausel berücksichtig in der Regel die Entwicklung der Brennstoffpreise des eingesetzten Brennstoffs und der Stück- und Lohnkostenidizes. Die Kosten des Versorgers werden sich ziemlich sicher entlang der Indizes entwickeln. Dazu kommen (immer mehr grosse) Ungewissheiten in Hinblick auf Anforderungen an die Wärmeversorgung. Was darf als Versorger wie wo noch betrieben werden und welchen Anteil EE brauche ich bei einer Erneuerung in 5 Jahren? Die Berichtspflichten für Versorger werden immer umfangreicher und Fantasie-Preisgleitklauseln sind schon lange verboten. Überhaupt ist eine rechtssichere Preisgleitklausel ohne Klagemöglichkeit durch den Anschlussnutzer immer mehr Glückssache. Auch die teuren Kanzleien wollen da keine Rechtssicherheit versprechen. Das ganze erfordert dann zwangsweise Rücklagen für Nachrüstungen etc., so dass Fernwärme eben auch nicht verschenkt werden kann.
Fernwärme ist nicht immer günstiger als die Einzelversorgung und schon gar kein Allheilsbringer. In dichter besiedelten Gebieten (Mehrfamilienhaus, Gewerbe) kann sie aber einfacher und günstiger zu realisieren sein, als die Einzelobjektversorgung - Das wird auch bei all den kommunalen Wärmeplanungen rauskommen.
Letztere sind übrigens jede Menge "engineering by powerpoint" durch Doktores und Professores. Mit etwas Erfahrung und Kenntnis des Gebäudebestands vor Ort, könnte man 90% der Aussagen auch so tätigen, nur eben ohne tolle Szenarienerstellung und Glaskugelpreisentwicklungsblabla.
Denn auch für die Fernwärme gibt es einen Anschluss und Benutzerzwang.
Anschluss- und Benutzungszwang wird durch Kommunen fast nicht mehr verhängt. Die Klagemöglichkeiten sind hier auch sehr umfangreich. Meist wird im Neubau die Umlage der Errichtungskosten in den Grundstückspreis vorgenommen. Im Bestand wird meist eine Umfrage vorab durchgeführt und erst nach Vertragsunterzeichung durch genügend Nutzer je Strang wird ausgebaut. Oder die Betreiber gehen ins Risiko, weil sie davon ausgehen, dass in 1-5 Jahren entsprechender Bedarf vorhanden ist.