Eine Immobilie macht vor allem eines: Immobil. Unterm Strich ist eine Immobilie immer ein Klotz am Bein und bindet einen auf verschiebenen Ebenen.
Das klingt so negativ?
Zum einen wird man deutlich unbeweglicher: Yippie - Traumjob gefunden und es gibt 10 K mehr Jahregehalt. Oh, ist aber 200 km entfernt ohne Homeoffice. Möpp - einfach Zelte abbauen und umziehen ist schwierig.
Schwierig ja, unmöglich nein. Wir haben das vor kurzem erst gemacht, daher kann ich dafür unterschreiben. Immobilien kann man auch wieder verkaufen. Das ist natürlich nicht bequem, aber kann nicht wohnt in der Willnicht-Straße.
Zum anderen bindet eine Immobilie jeden Monat auf neue einen Batzen Geld.
Das tut eine Mietwohnung auch, nämlich in Höhe der Miete.
Ein weiterer Aspekt ist, dass eine Immobilie auch ständig Zeit bindet. Sei es Ausfüllen der neuen Grundsteuererklärung, Gartenarbeiten, kleine Ausbesserungs- und Renovierungsarbeiten, Terminvereinbarung mit Handwerkern. Und ganz ehrlich: irgendwas geht immer kaputt und man muss sich kümmern.
Was des einen Pein ist des anderen Freud', I guess. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in 2 Jahren Eigenheim mehr (freiwillig!) im Garten gemacht habe als in 10 Jahren Mietshaus. Jede Pflanze und jeder Samen dort wäre "für den Vermieter" gewesen. Im Eigenheim habe ich Gartenarbeit wirklich genossen und zum ersten Mal angefangen daran Gefallen zu finden: vielleicht lag's am steigenden Alter, vielleicht auch weil ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass es meine eigene Wahl ist das zu tun.
Das mit den kleineren Ausbesserungsarbeiten verstehe ich nicht ganz. Die meisten dieser kleinen Dinge macht man doch, weil das Ergebnis Freude bereitet? Ich mache sowas eigentlich ganz gerne. Das eigene Haus als "Dauerprojekt" zu haben ist für mich ein Pluspunkt der mich in der Investition bestärkt. Terminvereinbarungen mit Handwerkern haben bei mir jetzt nie einen nennenswerten Stellenwert im Leben eingenomme. Ich hab jetzt nicht 5% meiner Lebenszeit am Telefon verbracht weil ich ein Immobilie hatte. Das leuchtet mir wirklich nicht ein.
Nächste Generation - what? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mein Kind als Erwachsene mal, wenn wir (spätest möglicher Zeitpunkt) tot sind unsere Wohnung übernehmen will.
Meine Schwester wollte das. Und warum erst, wenn ihr tot seid? Es gibt ja auch die Konstellation, dass ein Elternteil unerwartet früher verstirbt. Meine Schwester hat das Elternhaus gerne übernommen. Meine Mum eine Einliegerwohnung bekommen. So sind alle beisammen, meine Schwester hatte immer jemanden zur Kinderbetreuung im Haus, meine Mum hat ihr Enkelchen aufwachsen sehen und war nicht dauernd alleine.
Da kann man nicht immer von sich auf andere schließen. Viele Kinder wollen sowas.
Bei der aktuellen Lebenserwartung von meiner Frau und mir wäre sie zu dem Zeitpunkt selbst ca. 55 Jahre alt. Das einzige, das sie dann noch an der Bude interessiert ist der Verkauferlös.
Ich würde mich freuen, meinen Kindern einen solchen Verkaufserlös mitzugeben. Und selbst wenn sie's nur nutzen, um die eigene Immobilie zu dem Zeitpunkt regelmäßig sonderzutilgen und früher schuldenfrei zu sein. Dann wüsste ich, dass mein Nachwuchs vielleicht schon mit 50 aus dem Hauskredit raus ist und sich noch ein paar schöne Jahre mit viel Urlaub machen kann. Ist doch nichts schlechtes, Kapital für die nächste Generation aufzubauen.
Nächste Generation - nochmal what? Wer sagt denn, dass in unserer vernetzten und globalisierten Welt die Kinder überhaupt nur ansatzweise in der Nähe des eigenen Wohnorts bleiben werden? Meine Frau lebt 400 km von ihren Eltern entfernt und ihre Schwester hat die letzten fünf Jahre in England gelebt und ist jetzt seit wenigen Wochen wenigstens wieder in Deutschland. Interesse der beiden jemals in das Elternhaus wieder einzuziehen = 0,0. Warum also ein Haus für die nächste Generation?
Wie schon gesagt - a) Kapitalaufbau, Geld kann jeder brauchen. Und b) weiß man vorher ja nicht, ob das Kind das Haus vielleicht nicht doch übernehmen will.
Ich halte schon die Vorstellung selbst bis zum Tod in der gleichen Immobilie zu leben für total absurd.
Muss man ja auch nicht.
Erst wohnst du mit Ehepartner und Kindern darin und später dann zu zweit oder allein auf völlig überdimensionierten Wohnraum, dessen laufende Unterhaltskosten deutlich höher sind als in eíner Wohnungen, dessen Pflege der Außenanlage dich nicht überfordert, weil extern vergeben und daher auch nicht vergammelt. Aber hey: ein Haus ist ja schließlich ein Lebengefühl und Lebensqualität...
Oder du verkaufst es im Alter und ziehst in einer der dann massig existierenden Retirement-Villages nach Vorbild AUS/NZ. :cool:
Oder bist richtig dicke mit deinen Kindern und ihr macht ein Mehrgenerationenhaus draus.
Oder du verkaufst es und baust nochmal nen kleinen Bungalow von dem Erlös.
Oder du verkaufst es, ziehst im Alter wieder irgendwo zur Miete hin und verpulverst den Erlös zu deinem Vergnügen.
Oder, oder oder.