Es kommt doch letztlich darauf an, welcher Typ Mensch man ist.
Wir haben den Rest unseres Kredits auf einen Schlag abbezahlt, als ich den Anteil an meinem Elternhaus von meiner Schwester ausbezahlt bekommen habe (waren 60.000 €).
Die Beraterin in der Bank meinte, dass eine Geldanlage mehr Rendite bringen würde, aber ich wollte unbedingt schuldenfrei werden. Damit habe ich seither eindeutig mehr innerliche Ruhe, als von ein paar hundert Euro mehr im Jahr auf dem Konto.
Mein Mann hätte die Geldanlage gewählt, wusste aber, wie wichtig mit Schuldenfreiheit ist.
Hier taucht vom Threadersteller immer wieder der Satz auf "Geben wir zu wenig Geld aus?". Das kann man doch als Außenstehender gar nicht beurteilen, es muss einem doch selber damit gut gehen, wie man lebt.
Wir haben ein Haushaltseinkommen von ca. 8000 Euro netto. Wir fahren gern im Urlaub an die Ostsee, in die Normandie oder nach Dänemark (einmal im Jahr für 8-10 Tage). Bei der langen Fahrzeit aus dem Süden Deutschlands machen wir in den letzten Jahren dabei immer eine Zwischenübernachtung auf halber Strecke. Wir suchen uns Jugendherbergen heraus, wo sie Nacht ca. 35 € pro Person kostet. Jetzt wäre bei anderen der Aufschrei groß, warum man das bei so einem Einkommen macht, man kann sich doch leicht ein tolles Hotel leisten, usw. Kann man - könnten wir - wollen wir aber gar nicht.
Und so geht es weiter:
wir haben keinen Thermomix (als ich das erste mal gegoogelt habe, was der kostet, bin ich fast vom Stuhl gefallen; ich dachte ganz naiv, für sowas wären mir 300€ schon zu viel Geld, dabei kostete der damals das mehr als dreifache)
wenn ich für den Garten was baue (Kräuterspirale, Hochbeet) möchte ich dabei möglichst wenig/kein Geld ausgeben, mache mir selbst Ableger, gewinne eigene Samen, ... (ich bin stolz darauf, dass die allerwenigsten Sträucher und Stauden bei uns im Garten gekauft sind)
Markenklamotten findet man bei uns so gut wie nicht, genau so wenig wie Handtaschen- oder Schuhsammlungen
wir tragen beide keinen Schmuck und ich schminke mich kaum, benutze keine tollen Cremes für Tag/Nacht/.
Aber all das nicht, weil wir so geizig oder krankhaft sparsam sind, sondern weil es uns einfach nicht wichtig ist.
Für andere Dinge geben wir bewusst und überlegt das Geld für hochwertige Gegenstände aus (bei meinem Mann ist es die Musik und er hat z. B. mehrere Gitarren, bei mir ist es Fotografie), wir haben drei Autos, weil man ohne bei uns auf dem Land komplett aufgeschmissen ist und bei Lebensmitteln achten wir auf Bio und gute Qualität, auch wenn das mehr kostet. Im Garten haben wir eine Zisterne bauen lassen, obwohl sich das finanziell nicht rechnet, aber wir dafür ein gutes Gewissen bei der Gartenbewässerung haben. Wir finanzieren unserer Tochter Studium und Wohnheimzimmer, weil es uns wichtig ist, dass sie ihre Energie ins Studium stecken kann und nicht noch nebenher arbeiten muss.
Bei anderen Schreibern hier ist es bestimmt genau andersherum: teurer Urlaub, Shoppingtrips und für den Garten kommt regelmäßig jemand und macht alles schön. Dafür soll das Kind sich sein Leben mal selbst finanzieren, weil man das ja auch musste.
Insgesamt muss doch jeder mit seiner eigenen Lebensführung zufrieden sein. Und wenn dazugehört, jetzt nochmal ein paar Jahre kräftig zu sparen und dann mit dem Kredit fertig zu sein, dann soll er es so machen. Wenn ein anderer meint, sein übriges Geld zu verkonsumieren und nicht sonderzutilgen, auch gut. Ein dritter sagt, ich spare in mein Aktiendepot und freue mich über die (hoffentlich) tolle Rendite. Und dann gibt es noch viele weitere Wege dazwischen.