Bauvorhaben finanzieren - Genügend Eigenkapital?

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Alessandro

Ich finde es total interessant, wie vor allem männliche Mitmenschen das immer vermischen: Wer gut verdient darf nicht über Arbeitsbedingungen jammern - und als Beamter schon dreimal nicht.
Als ob man die tägliche Belastung (die übrigens von außen oft nicht nachfühlbar ist, aber das ist wieder ein anderes Thema) mit Geld aufwiegen könnte. Das ist ein so so so falscher Ansatz!
Es ist halt leider so (und das ist meine Wahrnehmung durch die Lehrer die ich kenne), dass sich diesbezüglich übermäßig beschwert bzw. gejammert wird.
Und ja, wenn man gut bzw. sehr gut verdient, sieht man eher über Sachen hinweg, als wenn man für weniger Geld die gleichen Nerven aufbringen müsste.
Für einen Job der 10.000,- bringt, stehe ich lieber eine Stunde im Berufsverkehr, als für einen Job, der nur mit 5.000,- entlohnt wird.
Wenn man nicht gerade sein Hobby zum Beruf macht, ist Geld bzw. die Work-Life Balance Motivation Nr. 1 bei der Entscheidung des Berufs.

Und dass nicht alles Gold ist was glänzt im Berufsleben, dürfte auch jedem klar sein.
Und da ich selbst zig Jahre in der Schule verbracht habe, konnte ich auch beobachten dass die Motivation der Lehrer mit den Jahren stark abnimmt.
Erlaubt man sich das in der Privatwirtschaft, ist man schnell weg vom Fenster.

Ich gestehe jedem zu dass er jammert und sich beschwert, aber gerade für verbeamtete Lehrer und deren Gründe, würde ich mir mal wünschen dass sie eine Woche irgendeinen anderen Job machen müssten, der genau so gut bezahlt wird.

Mein Lieblings-Jammer-Grund, der von meinem Schwager immer kommt, ist dass man als Lehrer für Urlaube immer mehr bezahlen muss, weil man ja immer in der Hauptsaison Urlaub machen müsste.
Da fällt mir dann echt nichts mehr ein....
 
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chand1986

@Alessandro

Ok. Du hast es nicht verstanden, zeigt auch dein Berufsverkehrsbeispiel. Kann man nichts machen. Obwohl, ich versuchs mal:

Die Tauschidee finde ich gut. Hier im Umfeld müssen Mathe und Naturwissenschaften (außer Bio) oft mit Quereinsteigern besetzt werden. Wenn dann für Mathe/Physik jemand aus einer Wirtschaftsberatung an die Schule wechselt, ist der nach 1 Jahr durch und geht. Oder: Er bleibt und wird Zyniker, einer jener demotivierten, die du (zu Recht übrigens) beklagst.

Das Problem ist nicht die Arbeitsmenge an sich, sondern das Wissen der Lehrer, selbst mit besten Absichten schlechte Ergebnisse erarbeiten zu müssen - weil das System nicht mehr erlaubt. Dauernd gegen inneres Wissen zu handeln ist eine Art negativer Stress, der einen völlig unabhängig vom Gehalt a) ausbrennt oder b) zum Zyniker macht, den Kinder eigentlich nicht verdienen. Und dann gibt es noch c) Lehrer, die nichts mitkriegen und meinen, das wäre alles gut so und muss so. Das haben wir schon immer so gemacht. Die brennen nicht aus und sind aus der Außensicht auch die, die am meisten leisten. Das tun sie auch, wenn man eine Schule als Behörde und nicht als Bildungsanstalt begreift.

Also: Es hat nichts mit Work-Life-Balance zu tun und auch nicht mit Urlaub in der Hauptsaison, auch wenn du jemanden kennst, der dieses Klischee bedient. Es geht nicht um die Small-Talk-Jammerei sondern den fundamentalen Missstand, gezwungenermaßen schlechter der Hautpaufgabe - der Bildung junger Menschen - nachkommen zu müssen als man selber könnte und für richtig hält. Macht kirre und belastet. Als Gegenmaßnahme wird dann in der Freizeit in AGs, Nachhilfen und Vereinen das versucht zu kitten, was das professionelle Umfeld nicht zu kitten vermag. Innerhalb des Systems kann Eigeninitiative nämlich schnell rechtlich unangenehm werden.

Viele Lehrer starten als Idealisten. Nenne mir das Gehalt, dass den Idealismus unter solchen Bedingungen erhält? Gibt es nicht. Alleine die Idee, eine Bildungsanstalt müsse im Kern nach den Regeln der freien Wirtschaft funktionieren, ist schon gaga: Sie hat uns nämlich zu den personellen und materiellen Schmalspurausstattungen geführt, die jetzt Teil des Problems sind. Alles ganz „lean“...
 
A

Alessandro

nenn mal bitte konkrete Beispiele bezügl. "..selbst mit besten Absichten schlechte Ergebnisse erarbeiten zu müssen - weil das System nicht mehr erlaubt "
Ich lern ja gerne dazu.
 
A

Alessandro

ich hab hier auch ein tolles Beispiel:

Ich versuche gerade meinen Sohn für die Kita anzumelden. Die Stadt hat dafür ein Onlineportal aufgrund der Kontaktbeschränkungen ins Leben gerufen, das heute für die Anmeldungen freigegeben wurde. Dass Kitaplätze schwer zu bekommen sind und man sich unter ernormen Zeitdruck anmelden bzw. vormerken lassen muss, brauche ich nicht weiter erklären...

Das Portal spuckt immer eine Fehlermeldung aus, die nicht nachvollziehbar ist.
Deshalb hab ich die Kitaleitung und die Stadt selbst per email benachrichtig, da telefonisch niemand erreichbar ist.
Vor 5 Minuten habe ich gerade die Info erhalten dass alle Zuständigen/Verantwortlichen im Urlaub sind und sich am Dienstag bei mir melden.
Erlaub dir sowas mal in der Privatwirtschaft...
Sowas ist für mich als Steuerzahler einfach unverständlich und genau durch solche Situationen entsteht der Groll gegen Beamte!
 
C

chand1986

nenn mal bitte konkrete Beispiele...
Wozu genau?

1) Hier Ruhrgebiet, Standorttyp 5. Ich koordiniere u. a. die Zusammenarbeit der Schulen mit dem Sportverein. Schulform: Gesamtschule. Konkret haben wir (wenn nicht Corona) Räumlichkeiten in den Sporthallen für betreute HA geschaffen. Für Schüler „mit Bedarf“, oft die, denen zu Hause kein eigenes Zimmer aber x Geschwister zur Verfügung stehen. Betreuung: Lehrer, in ihrer Freizeit.
Um Kinder/Jugendliche zum Sport zu kriegen, habe ich von der Schule „AG-Zeiten“ geschenkt bekommen, mit denen ich Hallenzeiten von der Stadt bekommen. Bedingung: Darf keine AG der Schule sein, weil man dafür sonst Stunden freistellen und bezahlen müsste. Betreuende Lehrer machen es entsprechend unentgeltlich in Ihrer Freizeit. Wenn was passiert, war das kein Arbeitsunfall, sondern Freizeitvergnügen.

2) Vor allem Physik ist ein Mangelfach, mit Oberstufenbefähigung der Lehrer ist der Markt leer, wenn die Gymnasien bedient worden. Es kommen also Leute aus der freien Wirtschaft, v. a. Physiker aus Unternehmensberatungen, weil die das eigentlich so nie machen wollten. Die kommen aus der freien Wirtschaft und wollen mit fachlich niedrigen Anforderungen an einen Diplomphysiker gerne mit runtergeschaltetem Gang einen angenehmeren Job machen.
Die kacken zu 2/3 ab, weil doch nicht so low-performing, wie gedacht und die auf einmal noch mehr Zeit arbeiten müssen als vorher. Oder die bleiben und werden bitter.
Selbst gesehen, selbst getroffen, selbst mit gesprochen. Mit mehr als einem. KEINER von denen würde jemals das schreiben, was hier im Thread über Lehrer zu lesen ist. Vorher hätten sie das schon...
 
A

Alessandro

damit ich mal lese, worüber man sich als Lehrer beschweren kann.

1) das hat aber auch nicht wirklich was mit dem Schulalltag zutun sondern betrifft eher ein Zusatzangebot der Schule, vergleichbar mit einem Fußball-Jugendtrainer der das auch unentgeltlich in seiner Freizeit macht.

2) Du beschreibst hier einen Stereotypen oder vereinfacht gesagt eine faule Sau.

Ich sitze tagtäglich 8-10 Stunden im Büro, in einem Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, weil die Geschäftsführung Homeoffice untersagt obwohl es möglich wäre. Überspitzt gesagt spielt die Geschäftsleitung dadurch mit der Gesundheit der Mitarbeiter.
Ich bin unter anderem für Projekte in Spanien und den USA verantwortlich und bekomme Anrufe außerhalb meiner Arbeitszeit, teilweise um 20:00 wenn die Spanier von ihrer Siesta aufwachen. Es wird also nicht entlohnt. Dennoch muss ich hier schnell reagieren und Entscheidungen treffen bei der es um Millionen Euro geht und mit meiner Unterschrift für Pönalstrafzahlungen usw. haften.
Du wirst also verstehen, dass ich deine "Probleme" eher mit einem Lächeln lese.
Dennoch mach ich den Job weil er mir Spaß macht und ich dafür gutes Geld erhalte. Den Aufwand und die Verantwortung würde ich für weniger Geld nicht machen wollen.
 
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Zuletzt aktualisiert 22.11.2024
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