Sparanfänger mit Fragen zur Plausibilität des "groben" Plans

4,50 Stern(e) 4 Votes
Zuletzt aktualisiert 27.11.2024
Sie befinden sich auf der Seite 18 der Diskussion zum Thema: Sparanfänger mit Fragen zur Plausibilität des "groben" Plans
>> Zum 1. Beitrag <<

S

Steffen80

Wenn die Rechnung stimmt, dann hat derjenige mit wenig Eigenkapital Einsatz im selben Alter (z.B. im Alter von 50) das Haus sogar weiter abgezahlt, Das ist also eigentlich kein Argument, genausowenig wie das Argument Krankheit. Die Eigenkapital Sparer bleiben nur länger flexibel.
Das versteh ich nicht. Wieso hat der mit wenig Eigenkapital das Haus weiter abgezahlt? Davon ausgegangen das beide das gleiche Haus gebaut haben.
 
V

Vanben

Guest
Diese Annahmen sind aber sehr stark an die aktuelle Situation gebunden, also "numerisch" nicht stabil - die berechnete optimale Eigenkapitalquote (optimal ausschließlich im Sinne von Geld - alle andern Faktoren mit Sicherheit, Risiko, Lebensgefühl sind ja schlecht zu berechnen) schwankt stark bei nur kleinen Änderungen deiner Annahmen. Es muss also jeder genau seine Situation ansehen (Ich habe zum Beispiel noch alte Sparverträge mit über 4% Zinsen)- und alle nicht monetären Argumente ebenso berücksichtigen. Ich halte diese übrigens für wichtiger als ein paar wenige Prozente mögliches +-.
Ich würde gern die optimale Eigenkapitalquote berechnen, muss aber gestehen, dass es mir dazu an den nötigen mathematischen Kenntnissen fehlt. Wenn du das in eine Formel bringen könntest, wäre ich dir wirklich dankbar.

Ich habe deshalb versucht mich dieser anzunähern, indem ich beispielhaft bestimmte Annahmen miteinander verglichen habe. Es ist natürlich einfach diese Annahmen zu kritisieren, aber dann bitte auch konkret werden, damit man das rechnen kann.
Genannt wurden bisher die Zinsen auf das Ersparte, die ich mit 3% eigentlich viel zu hoch gesetzt habe und die Baupreise, die in meiner Rechnung auch die Preise für Bestandsimmobilien enthalten (2014-2015), die z.B. nicht so stark von Teuerungen durch die Energieeinsparverordnung betroffen sind.
Das sind allerdings beides Faktoren, die das Ergebnis eher in Richtung "kontra Hohes Eigenkapital" verschieben.

Bei der PI kommt es auf die Summen (Schulden) an, ob es sich "lohnt" oder machbar ist oder nicht. Das kann man bestimmt nicht so pauschal sagen.
Die Absicherung kostet bestimmt ein wenig, aber mitnichten soviel wie du andeutest. Jeder ist heutzutage irgendwie versichert (ja, ich habe auch mein Haus und mein Leben versichert), und das Eigenkapital-Sammeln könnte man ja auch als Versicherung verstehen.
Ob sich die PI lohnt ist wohl sehr individuell (z.B. temporäre Arbeitslosigkeit vs. permanente Berufsunfähigkeit). Ich gehe aber davon aus, dass bei weiterhin gemindertem Einkommen und >100k Schulden eher die PI genutzt wird.

Was die Absicherung über Eigenkapital dagegen kostet, kann man überschlägig berechnen:
Mietzahlung in Ansparphase + gestiegene Baupreise - Zinsen aufs Kapital
(je nach Marktsituation spart man dann noch ein wenig durch einen niedrigeren Zinssatz durch das höhere Eigenkapital, oder man zahlt darauf, weil zwischenzeitlich die Zinsen insgesamt gestiegen sind)

Insbesondere besitzt noch keiner eine funktionierende Glaskugel für die Zukunft. Es kann z.B. auch sein, dass bei steigenden Zinsen in 6-7 Jahren viele, die ohne Eigenkapital gebaut haben Probleme mit der Folgefinanzierung bekommen, und man ziemlich günstig an Häuser kommt. Wohl dem, der dann Eigenkapital hat und Zuschlagen kann. Wer weiß? Oder es kommt noch irgendwie anders? Was finanziell besser gewesen wäre, weiß man mit Sicherheit erst hinterher!
Korrekt, niemand kann in die Zukunft sehen. Man könnte sich aber wohl darauf einigen, dass die Zinsen in Zukunft kaum mehr um 1% tiefer sinken können, während nach oben hin (fast) alles möglich ist.
Ich bin bei meinen Berechnungen übrigens davon ausgegangen, dass man eine entsprechend lange Zinsbindung nutzt, sonst würde auch der 110%er keine 3,13% zahlen. Das "Zinsrisiko" liegt in dem Fall also beinahe ausschließlich beim "Sparer", da dieser nicht weiß, wie die Zinsen am Ende seiner Ansparphase aussehen.
Ob in der Zwischenzeit auch die Immobilienpreise abstürzen, der Staat neue Auflagen/Förderungen bringt, man vielleicht im Lotto gewinnt, sich scheiden lässt, Fünflinge bekommt, oder die Zombieapokalypse ausbricht kann man im Voraus nicht wissen - das betrifft aber jeden zu jedem Zeitpunkt.

Ich habe direkt Geld aufgewandt, und mich damit mit Sicherheit vor "Notverkauf" abgesichert. Das Geld fehlt mir aber nicht.
Ich denke du mißverstehst mich. Wenn ich in dem Zusammenhang von Aufwendungen spreche, meine ich nicht das Eigenkapital als solches, sondern die Kosten rund ums Ansparen desselben (siehe oben). Und dieses fehlt dir (und jedem Nicht-Millionär) sehr wohl und darauf bezog ich mich, wenn ich davon spreche, dass es auf der langen Liste an "Sicherungen" (du kannst es auch "lebensnotwendige Kosten in der Zukunft" nennen) einige Dinge sehr viel relevanter/wahrscheinlicher sind (z.B. Anschaffung eines neuen Autos).

Mit weniger Eigenkapital hätte ich das Auto finanzieren müssen, und das wäre definitiv insgesamt teurer gewesen.
Das habe ich hier im Forum schon einmal in anderem Zusammenhang gelesen. Du HAST das Auto finanziert, da du der Bank ja noch Geld für das Haus schuldest. Das ist ein Problem mit dem jeder Hausbesitzer zu kämpfen hat; alles im Verlauf der Tilgungsphase ausgegebene Geld ist mit Zinsen belastet und je länger es "rumliegt", desto teurer wird es.

Ansonsten, ein weiteres Argument ist natürlich die Flexibilität, auch beim Bau. Man muss nicht hinter Rechnungen, Abnahmen und Auszahlungsanträgen hInterhyprrennen, kann ziemlich sicher immer den Skonto-Rabatt bekommen (mit verhandeln manchmal mehr), muss nicht jeden Euro umdrehen, jede Baumarktrechnung bei Eigenleistung sammeln und so weiter. Man kann einige Dinge mit den Handwerkern auch mal bar bezahlen .
Guter Punkt!


Siehe oben, das "rechnen" bzw. die Annahmen sind nicht allgemeingültig, sondern besondere Beispiele. Viele Gründe haben wir dir objektiv erklärt. Ich sag mal ganz deutlich: Geld ist auch hier nicht alles (wenn es ums rechnen ginge, baute man kein Haus). Ich werte hier viele Risiken hoch ein (im Vergleich zum €€€). Ich glaube das tun auch andere - sonst gäbe es ja auch keine Versicherungen.
Selbstredend kann man keine allgemeingültige Berechnung anstellen, jeder Kreditgeber, jeder Schuldner, jedes Haus, jeder Tag ist anders und dementsprechend viele, individuelle Finanzierungen gibt es. Die Beispiele sollten allerdings in ihrem Aufbau einen plausiblen Fall darstellen, anhand dessen man Überlegungen zur "optimalen" Finanzierung in Bezug aufs Eigenkapital anstellen kann. Mir ging es primär darum, das Dogma "Du brauchst X% Eigenkapital" zu hinterfragen.

Dass Sicherheit für viele Menschen wichtig ist, verstehe ich. Ich bin nur skeptisch was die Ausprägung angeht. Wie viele Leute hier haben z.B. keine (ausreichende) Berufsunfähigkeitsversicherung, weil ihnen das schlicht zu teuer ist. Wenn es dann aber darum geht sich bei einer Baufinanzierung in die Tasche zu lügen, spielt Geld (im Namen der Sicherheit) plötzlich keine Rolle mehr (ich beziehe das nicht auf dich!). Wie passt das zusammen?
 
V

Vanben

Guest
Das versteh ich nicht. Wieso hat der mit wenig Eigenkapital das Haus weiter abgezahlt? Davon ausgegangen das beide das gleiche Haus gebaut haben.
Weil er im Alter von 30 angefangen hat das Haus abzubezahlen, der Sparer aber erst mit 40. In meiner Rechnung hat der 110% im Alter von 50 noch 154.000 Euro Schulden auf dem Haus (3,13% Zins), der Sparer mit 21% Eigenkapital hat im Alter von 50 noch 141.000 Schulden (2,13% Zins). Ist also nicht ganz korrekt, aber bezogen auf das Argument im Alter flexibel verkaufen zu können, nehmen sich beide nichts.

Nachtrag: Fairerweise müsste man dazu sagen, dass das Haus des 110%er aber auch vermutlich 10 Jahre älter ist und damit u.U. einen geringeren Verkaufserlös einbringt.
 
S

Steffen80

Einigen wir uns doch auf: Ökonomisch lässt sich aktuell über das Sparen streiten Für die Moral und das "Gefühl" ist es aber unabdingbar.

Gruss, Steffen <---- der fast 300 EUR im Monat für die BU zahlt
 
V

Vanben

Guest
Natürlich. Aber schau dir mal alle Ergebnisse der Rechnung an. Mit den Annahmen die Vanben macht, lohnt sich ja definitiv monetär, etwas Eigenkapital zu haben. Darin sind wir uns dann also eigentlich alle einig. Die Frage ist ja nur, ab welchen Betrag in % der Gesamtkosten es sich nicht mehr lohnt, weiter zu sparen.
Und an dieser Stelle sind die Rechnungen natürlich wackelig, weil die Ergebnisse numerisch nicht stabil sind, d.h. bei geringen Änderungen der Annahmen ändert sich die monetär effektivste Eigenkapitalquote, die optimale Quote ist also sowohl höchst individuell und nur mit funktionierender Glaskugel (Entwicklung in der Zukunft!) wirklich sicher zu bestimmen.
Ja, die 100% Beleihungsauslauf zu erreichen lohnt sich wohl in jedem Fall, da dies binnen vergleichsweise kurzer Zeit erreicht werden kann und die Unwägbarkeiten der Zukunft auch noch halbwegs überblickt werden können.

Da du es nun schon häufiger gebraucht hast: Was bedeutet "numerisch nicht stabil"? Wikipedia sagt das bezieht sich auf "Rundungsfehler"?
 
Musketier

Musketier

Ich glaube es sind zu viele Variablen im Spiel, um pro oder kontra Eigenkapital in Zahlen ausdrücken zu können.

Ich hatte gerade selbst mal ein Beispiel aufgesetzt. Spielt man nur an einem Hebel (z.B. Miete, Verhältnis Baukosten zu Budget) um ein paar € sieht die Rechnung über die Laufzeit schon ganz anders aus. Im Endeffekt muß jeder selbst wissen, ob er das Risiko der Überschuldung für ein paar Jahre eingeht und dafür 10 Jahre eher die Annehmlichkeiten eines eigenen Hauses nutzen will.


Person A fängt 2016 mit 25 Jahren an zu bauen.
Eigenkapital nur in Höhe der Baunebenkosten.
Baukosten 350.000€ für Haus und Grundstück
Budget 1800€
davon 1500€ Annuität bei einem Zinssatz 3%
davon 300€ Rücklagen für Instandhaltung

Restschuld 2026 also nach 10Jahren 261T€
Restschuld 2036 also nach 20Jahren 143T€

Person B spart 10 Jahre Eigenkapital an und fängt mit 35 Jahren 2026 zu bauen an.
Budget 1800€
Kaltmiete 600€
Monatliche Sparrate 1200€ verzinst zu 1% ergibt 2026 ein Eigenkapital von 152T€
Das Haus kosten jetzt aber nicht mehr 350T€ sondern bei einer Baukostensteigerung (Statistik der letzten Jahre) von jährlich 3% jetzt 470T€
B braucht also ein Darlehen von 318T€ (Zinssatz 2%)
Restschuld 2036 188T€
 
Zuletzt aktualisiert 27.11.2024
Im Forum Liquiditätsplanung / Finanzplanung / Zinsen gibt es 3154 Themen mit insgesamt 69161 Beiträgen


Ähnliche Themen zu Sparanfänger mit Fragen zur Plausibilität des "groben" Plans
Nr.ErgebnisBeiträge
1Bauvorhaben, Baukosten abschätzen? 22
2Konsumentenkredit als Eigenkapital 39
3Finanzierung abgeschlossen-Zinssatz gut? 23
4Entscheidungshilfe: sondertilgen oder Eigenkapital sparen für ein Einfamilienhaus? 23
5hohe Zinsen bei Zinsbindung, Alternative Flex-Darlehen? 54
6Finanzierung Einfamilienhaus 1964, 145k Eigenkapital, 582k FZ, 6k Eigenkapital 25
7Hauskauf - Eigenkapital durch Ratenkredit aufbessern? 13
8Neubau Einfamilienhaus - Realistisch Schätzung der Baukosten? Erfahrungen? 59
9Kein Bausparer/wenig Eigenkapital und Bau-/Kaufvorhaben in naher Zukunft? 18
10KfW Kredit als Eigenkapital. Welche Bank macht das? 15
11Finanzierung mit Eigenkapital 15
12Hausbau ohne Eigenkapital mit viel Eigenleistung 21
13Wie Eigenkapital einsetzen 14
14Machbarkeit Bauvorhaben. Eigenkapital 50'000 Euro 23
15Zählt Grundstückswert als Eigenkapital? Termin bei der Hausbank 23
16Realistisch oder Träumerei? (Immobilienkauf ohne Eigenkapital) 95
17Eigenkapital und Finanzierung - was ist der beste Mix? 42
18Verlangt die Bank bei Darlehensnahme unser Eigenkapital? 11
19Kauffinanzierung: wieviel Eigenkapital (bei den niedrigen Zinsen)? 27

Oben