Warum gehen die Baupreise nicht runter?

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Zuletzt aktualisiert 22.12.2024
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B

Buschreiter

In unserem Ort (Westbayern, ca 6.000 Einwohner) liegen Neubauwohnungen und -immobilien vom Bauträger inzwischen wie Blei in den Portalen. Vom letzten großen Bauprojekt ist bisher erst rund die Hälfte verkauft, inzwischen übernimmt der Bauträger die Maklergebühr. Wundert mich bei 5.000 Euro pro m2 Wohnfläche auch nicht. Die erste Wohnung in der Anlage steht wird nun vermietet, Eckdaten 64 m2 für 890 Euro kalt. Das muss man sich als Mieter auf dem Land erstmal gönnen.

Obwohl in dieser Anlage der Verkauf mehr als schleppend verläuft, hat letzte Woche ein anderer Bauträger ein Projekt mit 15 Wohnungen, ebenfalls für 5.000 Euro pro m2, gestartet. Entweder hoffen die Bauträger hier auf bald sinkende Zinsen, Geldregen oder auf staatliche Förderungen für leerstehende Wohnungen.
Ich sage mal provokant: Das muss sich auch ein Vermieter erstmal gönnen. Als Renditeobjekt ist das nur interessant, wenn eine erhebliche Wertsteigerung zu erwarten ist…und 5k/qm sind für Neubauten noch auf der günstigen Seite.
 
O

Oetti

Ich sage mal provokant: Das muss sich auch ein Vermieter erstmal gönnen. Als Renditeobjekt ist das nur interessant, wenn eine erhebliche Wertsteigerung zu erwarten ist…und 5k/qm sind für Neubauten noch auf der günstigen Seite.
Da gebe ich dir zum Teil recht. Für mich wäre das als Vermieter zu riskant. Ich persönlich empfinde 5.000 Euro pro m2 für eine Wohnung auf dem Land als teuer. Zumal ja bei dem Preis nicht mal ein Stellplatz dabei ist und hier keine Münchner Gehälter gezahlt werden.
 
H

HeimatBauer

Da gebe ich dir zum Teil recht. Für mich wäre das als Vermieter zu riskant. Ich persönlich empfinde 5.000 Euro pro m2 für eine Wohnung auf dem Land als teuer. Zumal ja bei dem Preis nicht mal ein Stellplatz dabei ist und hier keine Münchner Gehälter gezahlt werden.
IMHO hat das auch mit der Käufergruppe der Privatvermieter zu tun. Bis vor kurzem ist man (vereinfach gesagt) zur Bank, hat sich nen Kredit geholt, Wohnung gekauft und vermietet. Diese Käufergruppe kommt mir irgendwie zu wenig in der Gesamtkalkulation vor und in den aktuellen Plänen zur Wohnbauförderung auch eher in der Rolle der geldgierigen Blutsauger, vor denen man die Mieter schützen muss.

Angenommen ich stehe vor der Entscheidung, ob ich das mache mit dem Wohnungskauf. Auf der einen Seite gehen meine Kosten hoch, auf der anderen Seite sind meine Erträge zumindest gefährdet da man das in Berlin grandios gescheiterte Konstrukt des Mietendeckels jetzt bundesweit diskutiert.

Die aktuell vieldiskutierte Abschwächung der Effizienzrichtlinien sehe ich als Kniefall vor den Angstkampagnen der Populisten - wenn ich als Käufer Geld für eine effizient gebaute Wohnung ausgebe, dann bekomme ich dafür einen realen Gegenwert der jährlich eine Rendite abwirft und ganz nebenbei für die gesamte Lebensdauer der Wohnung ein Qualitätsmerkmal ist. Das jetzt aufzuweichen halte ich für den falschen Schritt.

Also die bösen Vermieter. Als Vermieter hat man natürlich, zumindest wenn es nach dem Mieterbund geht, jahrzehntelang nur ein Interesse: Gentrifizierung! Ja, das wurde mir vorgeworfen weil ich es gewagt habe, statt Öl-Einzelöfen eine Gas-Zentralheizung einzubauen! Zeter und Mordio wurde damals geschrien, und als ich auch nur in Erwägung gezogen habe, das Haus wärmetechnisch ein bisschen (!) zu sanieren rückten sie mit Fackeln und Mistgabeln an. Mit der Isolierung "wolle ich mich nur auf ihre Kosten bereichern". Ergebnis: Keine Sanierung. Im gleichen Haus wird jetzt gejammert, dass die Heizkosten so hoch sind.

Frag doch mal Mieter, was sie so gegen den Klimawandel machen. Sofortige Antwort Nummer 1: "An der Wohnung kann ich nix machen, ich bin ja nur Mieter." Also: Die blutsaugenden Vermieter sollen doch gefälligst jetzt sofort alles sanieren - aber natürlich müssen die Fenster nachher genauso hübsch sein und zahlen will man auch nix dafür.

So und jetzt sagen die Leute die etwas Rücklagen haben und sich überlegen was sie damit machen wollen: "Mehr bezahlen und weniger bekommen? Nö, lass mal" Dann investiert man eben nicht in die Altersvorsorge-Renditeobjekt-Wohnung. Dann steht der Bauträger vor der Wohnanlage und niemand kauft die Wohnungen, dafür wird das Geld anderweitig investiert und/oder man ist einfach vorsichtiger.

Und zu dem Vergleich zu München: Hier ist, auch wenn man das angesichts der in einigen Stadtvierteln tatsächlich bestehenden Mieter-Armut (weil ihnen nach Abzug der Warmmiete kaum noch was fürs Leben bleibt) kaum Gauben mag, ein neuer Rekord an Amortisationsdauer eingestellt: Nirgendwo muss man eine Wohnung so lange vermieten wie in München, um den Kaufpreis zu rechtfertigen. Früher hat man mal mit einem Kaufpreisfaktor von 20 gerechnet, hier sind wir über 40.

Bleibt also nur die ewige Hoffnung auf ewige Wertsteigerungen. Das ging so lange gut, so lange es gut ging. Das Haus zahlt sich über die Wertsteigerung ja selbst ab. Wenn ich nun a) auf die ewige Wertsteigerung tatsächlich nicht mehr uneingeschränkt hoffen kann und b) von solchen Schlagzeilen wie "Immobilienpreise um 10% gefallen!" verschreckt werde, dann habe ich auch keine Lust mehr auf Immobilien.
 
S

sysrun80

Historisch betrachtet war allerdings auch unser Lebensstandard noch nie so hoch wie heute.
Als ich in die Schule kam, 1990, konnte sich vor der Schule gar kein Stau aus Elterntaxen bilden, weil es nur ein Auto pro Haushalt gab... und das hatte der Mann, um damit zur Arbeit zu gurken. Damals übrigens noch bis zu 45 Stunden pro Woche, mein Vater ist noch jeden zweiten Samstag ins Büro gefahren.
In den Urlaub ging es an die Nordsee... ein einziges Mal haben wir ne Flugreise gemacht, da hat man Vater fast angefangen zu heulen, weil das so unfassbar teuer war mit 4 Personen und er als Alleinverdiener...

Die Zinsen werden nicht mehr nennenswert steigen. Sobald die Inflation im Zielkorridor liegt, geht's mit den Zinsen wieder runter. Nicht mehr auf 0%, das ist klar. Aber deutlich unter der jetzige Niveau.
Wir zoffen uns ja hier auch mal viel und gerne zu diversen Themen ;-) aber hier muss ich zustimmen.

Das war in der Tat bei uns genau so (Vorort Hannover, 1980-1995 Schulzeit). Gefahren wurden einige wenige (pro Klasse evtl. 1-2). Der Rest kam zu Fuss, Rad oder Bus. Das wurde sogar noch weniger je älter die Kids wurde. Da hiess es: Sieh zu wie du hinkommst, Regen ist kein Grund.

Immer mal Samstags arbeiten war für viele auch noch normal - speziell wenn der Hausbau anstand.

Man kann das auch schön in dem Gebiet erkennen wo meine Eltern gebaut haben um 1994: In den Carports stand ein Auto, in den Parkbuchten auf den Strassen war es im Prinzip immer leer. Jetzt stehen die immer voll, fast jedes Einfamilienhaus hat 2 Autos. Morgens ist es vor den Schulen und den KiGa ein Desaster.
 
Zuletzt aktualisiert 22.12.2024
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