Ich werde auch kein Fleischermeister, wenn ich meinen Kunden an der Bedientheke erzählen will, wie ungesund Salami ist, das auf ein Kilo Rindshack 13 Kilogramm CO2 kommen und das die Veggie-Alternativen sowieso besser schmecken.
Dieser Vergleich hinkt nicht nur, er stürzt beim ersten Schritt. Architekten denken sich Gebäude aus. Es mag für manchen schwer vorstellbar sein, aber es gibt nicht nur EFHs, sondern auch andere Gebäude. Daher gibt es auch jede Menge gute Gründe sich auf bestimmte Gebäude zu konzentrieren und andere eben nicht bauen zu wollen.
Ich finde es generell ziemlich anmassend, den eigenen Geschmack, die eigenen Wertvorstellungen und/oder die eigenen Bedürfnisse auf andere zur projektieren.
Das ist auch anmaßend. Zu sagen, "das bekommst Du bei mir weil... und das Einfamilienhaus eben nicht" ist eine klare Aussage und keine Anmaßung. Anmaßend ist auch die Forderung von Kunden alles überall zu bekommen weil man Geld dafür bezahlen will. Ich berate Unternehmen - aber nicht für jedes Ziel. Keine Anmaßung.
Zur richtigen Einordnung: Auch ich halte nichts davon, ein 100 m2-Haus auf ein 2000 m2 Grundstück zu stellen (was an vielen Orten heute immer noch geht!). Ein 180m2-Haus auf einem 600 m2 Grundstück halte ich jedoch nicht für übertrieben (wenn es denn 180 m2 Wohnfläche braucht).
Du kannst das drehen und wenden wie Du willst. Ich drehe das mal um.Eein 180qm Haus für 4 Personen auf 600qm Grundstück bedeutet einen sehr hohen Anteil (rund 80) versiegelter bzw. verdichteter Fläche und 100% Gartennutzung. Die 600qm sind der Natur vollständig entzogen. 100% Flächenverbrauch. Das verstärkt nur das Problem des Flächenverbrauchs. Ist also eine Sackgasse.
Baust Du das 180qm Haus für 4 Personen auf 15000qm und verbrauchst für Haus und Garten nur 600 davon und zäunst auch nicht mehr ein, hast Du auf 1qm verbrauchte Fläche 25 qm für die Natur in privater Hand gesicherte Fläche. Ein "kleiner" Nachteil: Es wird teurer, es gibt weniger Grundstücke und es geht mathematisch nicht auf. Das verstärkt nur das Problem der Knappheit von Bauland.
Die einzige logische Konsequenz ist, dass mehr Menschen auf weniger Flächenverbrauch leben müssen - damit ist das Einfamilienhaus in der Masse und Verbreitung zwangsläufig ein künftiges Nischenmodell. Nicht verboten, sondern aus gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht angemessen teuer.
Natürlich interessieren sich vor allem jüngere Architekten dafür diese Herausforderungen zu lösen. Das ist ein sehr guter Grund Architektur zu studieren.