Ich muss nochmal mit ein paar lästigen Fakten kommen.
a) Viele Lehrer kaufen selbst einen erheblichen Teil der Unterrichtsmaterialien (auch schon vor Corona) und einige haben sich wie selbstverständlich eine Kamera gekauft. In manch klammer Kommune sind auch die Schulbücher für die Lehrkräfte nicht gestellt, sondern zu kaufen.
b) Gut gemeint ist noch nicht gut gemacht. Hat nur ein einziger Schüler nicht die technische Möglichkeit, an einem Videostream teilzunehmen, darf(!) rein rechtlich in Videounterricht nichts Neues gemacht werden. Gleichbehandlungsgrundsatz. Das degradiert das Tool in solchen Fällen zu reinen Arbeitsstunden und ein Videostream aus dem Hybridunterricht scheidet aus.
c) Besteht in vielen Schulen gar nicht eine ausreichende Internetverbindung, um aus den Räumen heraus zu streamen.
d) Kann man den gewohnten Unterricht nicht 1:1 auf Videokonferenzen übertragen. Gewisse Interaktionsformen stehen nicht zur Verfügung. Man braucht einen anderen Unterricht - einen, der besonders an Grundschulen eher Beschäftigungstherapie als Entwicklungsangebot ist und einen, mit dem noch keine große Erfahrung besteht.
e) Die Eigenitiative. Die Lehrer, die mit einer (mir übrigens sehr sympathischen) „Scheiß-drauf“-Attitüde sich selbst in diversen Videoformaten organisieren setzen auf die Karte „wo kein Kläger, da kein Richter“. Rechtlich ist es nämlich nicht immer sauber. Elterninitiativen zerschellen gerne an Rechtstreue, nicht am Willen der Lehrer. Einem Staatsangestellten übertriebene Rechtstreue zu unterstellen wäre irgendwie... naja, unsinnig.
f) Zumindest an den weiterführenden Schulen setzt die Notengebung „im Bedarfsfall“ (also spätestens bei Klage gegen eine Note) eine lückenlose Dokumentation voraus, die technische Probleme seitens des Schülers ausschließen kann. Sowas ist praktisch unmöglich zu machen, füllt aber so manch lustige Arbeitsstunde sinnfrei auf.
g) IT an Schulen. Machen i. d. R. affine Lehrer nebenher. Entsprechend sind oft die Ergebnisse. Die Alternative ist der eine (in Zahlen: 1) Mitarbeiter der Kommune, der trotz IT-Abschluss bei einer Behörde auf E10 gelandet ist (Nix gegen E10, aber auf diesem Arbeitsmarkt?) und jetzt ALLE Schulen der Kommune betreut. Arbeitstempo: Kaum messbar