Ich komme aus einem winzigen Dorf (weniger als 500 Einwohner, 1 Gaststätte, ansonsten keinerlei Einkaufsmöglichkeiten, es fährt nur der Schulbus), das 3 km von einer 20000 Einwohner großen Stadt liegt. Der einzig attraktive Aspekt ist die schöne Landschaft und dass es im weiteren Münchner Umland liegt. Seit einigen Jahren haben wir hier eine Neubausiedlung, die von einem Landwirt ausging, der seine gesamte Hoffläche aufgab und daraus diese Siedlung machte. Inseriert wurden die Bauplätze nur im Münchner Raum. Kein Einheimischer (außer der Familie des ursprünglichen Besitzers) lebt nun in der Siedlung und wir haben dort schicke Häuser und teure Autos, die durch die engen Dorfstraßen rasen. Es gibt keine Beteiligung im Verein. Diese Siedlung hat das ganze Dorf attraktiv gemacht für reiche "Zugroaste" und was machen wir Einheimische? Wir bauen das Dachgeschoss im Elternhaus aus (hier gibt es viele Mehrgenerationenhäuser), bauen in den Garten und auf ehemalige Hofflächen oder ziehen schweren Herzens weg, was für einen Verein schon das Aus bedeutete. Auch alle anderen haben natürlich gesehen wie es geht und wenn hier einmal ein Haus oder Bauplatz verkauft wird, dann wird nur im Münchner Raum inseriert. Man will ja auch das große Geld mitnehmen, da hört die Dorfsolidarität auf. Und der Höhepunkt: Unsere lieben Neubürger fordern jetzt noch einen Bürgersteig auf dem Weg zum Bushäuschen, weil ihre armen Prinzen und Prinzessinnen durch schnelle Autos (wer die wohl fährt?) und enge Straßen (die kannten sie ja beim Grundstückskauf noch nicht) so gefährdet sind. Jetzt sollen wir Grund hergeben, im Winter den Gehweg räumen und sie hocken in ihrer schicken Siedlung, natürlich ohne Bürgersteig.
Ich wäre froh gewesen, wenn das Einheimischenmodell auch für private Verkäufer gegolten hätte.