Bauland im Nirgendwo bei den Hauspreisen?!

[Jurassic135]

Wer sein Leben lieber mit exotischen Kursen und Events a la „Chinesisch für Anfänger“ oder „französisches Kino mit deutschen Untertiteln“ spickt, wem Mantra-Übungen im Büroviertel mehr bringen als Yoga-Kurs in einer Sporthalle oder die Sushi vom Lieferservice zu langweilig sind, für dem ist das Land nichts.
Wir haben festgestellt, dass Gartenarbeit die Disko ersetzt, das selbstgemachte Sushi sehr gut schmeckt und der Badeteich das teure Freizeitspaßbad ersetzt. Und ja, ansonsten kann man auch mal sternrnförmig schauen, was sonst noch außerhalb seinem Dunstkreis geboten wird. Ja, da muss man fahren, man kommt halt mal rum, als immer nur die Stadtgrenze von innen zu sehen.
Auf dem Dorf wird Käse selbst gemacht, gibt es im Wald Om-Treffen und das nächste Gasthaus bringt einem hausgemachtes Grünkohl und Stint satt, kostet aber auch nur halb soviel wie im Gourmetpalast mit den Convenience-Produkten.

Das haben wir auch festgestellt, mit 16 hatte ich aber definitiv andere Interessen als Gartenarbeit, Käse selber machen und im Gasthaus Grünkohl essen.
Und so ein paar kulturelle Angebote, die über plattdeutsches Theater hinausgehen (ohne das abwerten zu wollen), sind auch nicht zu unterschätzen. Dafür kann man aber natürlich auch in die Stadt fahren, sofern die nicht zu weit weg ist.

Und, wie gesagt, es kommt aufs Dorf drauf an. Manche Dörfer haben 0,garnix zu bieten, andere erstaunlich viel. Das sollte man daher vielleicht vorher abchecken, nicht, dass man es hinterher bereut, weil man mit idyllischem Miteinander gerechnet hat.

 

[ypg]

mit 16 hatte ich aber definitiv andere Interessen

Der TE ist 40, hihi… es geht ja ums Hausbaualter und so manch 16jähriger, der sich nicht das Taschengeld mit Gartenarbeit aufbessern will/muss, hat vielleicht Lust auf Verein oder mit dem Rad zur Schule. So sehen zb viele Eltern für sich auch die Pflicht, ihre Kinder bodenständiger zu erziehen, als es ihnen woanders status-affin vorgelebt wird.

 

[leschaf]

In der Großstadt oder doch eher in einem Wohnviertel, wo man eigentlich im Alltag nicht viel von „Stadt“ hat?

ca 150T EW, kommt also drauf an, was du unter "Großstadt" verstehst. Zwar Wohnviertel, aber nur 1.5km bis zum zentralen Treffpunkt im Zentrum. Jetzt gerade wohnen wir während der Sanierung noch näher an der Stadt (auch mit dem 3-jährigen nur ein paar Min zu Fuß) und genießen das sehr. Schnell mal auf den Wochenmarkt oder ins Schwimmbad vor der Arbeit oder jetzt im Sommer nach Feierabend in die Eisdiele. Meine Frau war jetzt die letzten Wochen arbeitstechnisch abends 5-6 mal auf Konzerten. Da ging es auch überall zu Fuß oder mit dem Rad hin.

Nicht unerheblich ist z.B. auch für mich, wenn ich doch mal ins Büro muss: auf Fahrrad und in 10 Min am Bahnhof. Wären wir aufs Dorf gezogen: 15 Minuten Auto, Parkplatz suchen oder teuer im Parkhaus zahlen, Staugefahr morgens beim Reinfahren, definitiv Stau nachmittags beim Rausfahren. Das ist nur beim OP nicht der Fall, deshalb habe ich dazu nichts gesagt.

Und das Thema (dann irgendwann größere) Kinder und Mobilität haben wir noch nichtmal angerissen, das war für uns ein Hauptgrund gegen Dorf. Natürlich gibt es in der Stadt auch Nachteile, für uns überwiegen aber die Vorteile - Stand jetzt - so sehr, dass wir mehrere 100T€ mehr investiert haben, um hier zu wohnen. Das ist uns der Gewinn an Zeit, die wir nicht im Auto sitzen einfach wert.

Ich war letztens bei Freunden, die in einem Dorf vor Hannover wohnnen. Dort ca 5 Min zur SBahn, dann 20 Min zum Hauptbahnhof, mindestens einmal pro Stunde rund um die Uhr. Das wäre für mich auch ok, aber ist hier leider nicht gegeben. Andere Freunde von uns haben sich ein Haus in Alleinlage gekauft -- für sie ist es vollkommen ok alles per Auto zu fahren. Auch gut und die wohnen total schön und groß, aber nix für uns :) Wie gesagt, es muss jeder selbst die Prios setzen und seine Entscheidung treffen.

Ich denke, Stressfaktor Autofahren und der nächste Stau reiht sich da nicht hinter der Bahn ein

Hab ich auch nicht gesagt? Nur, dass Bahnpendeln nicht unterschätzt werden sollte?

 

[Jurassic135]

Der TE ist 40, hihi… es geht ja ums Hausbaualter und so manch 16jähriger, der sich nicht das Taschengeld mit Gartenarbeit aufbessern will/muss, hat vielleicht Lust auf Verein oder mit dem Rad zur Schule. So sehen zb viele Eltern für sich auch die Pflicht, ihre Kinder bodenständiger zu erziehen, als es ihnen woanders status-affin vorgelebt wird.

Es ging um die Kinder und was man denen vielleicht anbieten möchte.

 

[Costruttrice]

Wenn man ein Haus will, das man sich aber nur weiter draußen leisten kann, muss man eben überlegen, was einem wichtiger ist. Das Haus mit den Nachteilen der Pendelei und dadurch weniger freie Zeit oder die Stadt mit allem direkt vor der Tür, aber dafür beengte Wohnverhältnisse und teuer.

In München ist das ganz normal, dass die Leute aus Niederbayern, Allgäu usw nach München einpendeln, aus Augsburg und Rosenheim mit ca 1h Fahrtzeit sowieso. Durch Homeofficemöglichkeit über Corona hinaus sind noch viel mehr Menschen weiter raus gezogen und nehmen die Pendelei für die übrigen Tage in Kauf.

Aber wenn ihr jetzt schon nicht überzeugt seid von dem Dorf und es quasi nur eine Notlösung ist, weil sonst gerade nichts besseres zu finden ist, dann finde ich das bedenklich. Wenn dieses Gefühl „adore ist eigentlich doof“ bleibt, macht es die Pendelei hinterher nicht erträglicher.

 

[xMisterDx]

Das schönste Haus bringt einem nichts, wenn man aufgrund der Pendelei nicht die Zeit hat, es zu genießen. Und auch die Kinder haben wenig davon, wenn Papa und Mama nach 2 Jahren jeden Sonntag müde im Bett liegen und in der Woche nur noch zum Gute-Nacht-sagen nach Hause kommen...

Kann ja jeder mal selbst ne Woche ausprobieren. Fahrt nicht direkt zur Arbeit, sondern dreht auf dem Hin- und Rückweg eine Runde, die um die 90 Minuten entspricht. Also wirklich Autofahren, nicht aufm Parkplatz stehen und die Augen zumachen.
Dann hat man eine grobe Vorstellung was es bedeutet täglich 3 Stunden Auto zu fahren... plus Arbeitszeit. Irrsinn...