Als absolutes Landei (wohne in einem 800 Einwohner Dorf) mal meine Meinung: Man muss sich über die Vor - und Nachteile im Klaren sein und diese mögen.
Mein Mann und ich mussten immer pendeln, meist ca. 45 Minuten pro Strecke mit dem Auto. Das war für uns ok. Wir haben aber auch Gleitzeit gehabt und konnten um 6 Uhr im Büro sitzen. Da war es auf dem Hinweg noch leer auf den Straßen, und auch zurück ging es, wenn man um 15 Uhr Feierabend machen kann. Mein Mann fährt inzwischen mit dem Fahrrad zur Bahn und dann mit der Bahn weiter. Dauert dann auch etwas über 1 h, ist aber entspannter. Er konnte aber auch in den letzten 2 Jahren 2 x in der Woche HO machen, dadurch war es noch entspannter. Müsste ich noch Vollzeit arbeiten könnte ich auch 2 x in der Wochen HO machen. Ich kenne auch Niemanden, der im HO 8 oder 9 h hintereinander arbeitet. Meist teilt man sich doch den Tag anders ein, macht zwischendurch etwas zu Hause oder mit der Familie, stellt die Waschmaschine an usw. Man kann mit dem Laptop im Garten sitzen... Alles Dinge, die das Leben entspannter machen.
Ich habe 3 Kinder, die nicht mehr ganz klein waren, als wir hergezogen sind (die beiden Jüngsten im Grundschulalter).
Kita haben wir im Dorf, und man bekommt tatsächlich sofort einen Platz. Schule ist 2 Dörfer weiter, da fährt ein Schulbus. Und der fährt auch zum Hortende.
Weiterführende Schule ist mit dem Bus erreichbar (mit umsteigen) oder mit dem Fahrrad. Schadet den Kids nicht, auch etwas längere Strecken mit dem Fahrrad zu fahren. Im Gegenteil, wenn ich heute Jugendliche 1 Station mit dem Bus fahren sehe...Elterntaxi also in der Hinsicht unnötig.
Sport und andere Freizeitaktivitäten gibt es in den Dörfern, Vieles wird an der Schule angeboten. Elterntaxi also auch selten nötig.
Ja, es gibt keine Eisdiele im Ort. Wozu auch? Eis gibts bei mir im Garten viel besser und in schönerer Umgebung.
Es gibt auch kein Restaurant mehr. Muss man 10 bis 20 Minuten fahren, da hat man genug Auswahl. Macht man ja nicht jeden Tag.
Für Kultur fahren wir in die Stadt, wir sind aber eh nicht Diejenigen, die das täglich brauchen.
Es gibt auch keinen Laden mehr im Dorf. Wenn also was vergessen wurde, geht es entweder ohne oder man muss 5 Minuten Auto oder 15 Minuten mit dem Fahrrad fahren. Meist geht es ohne. Man organisiert sich entsprechend und hat alles auf Vorrat da, was möglich ist.
Einkaufen sind wir selten am Samstag Vormittag, das kann man auf dem Weg von der Arbeit erledigen. Andersherum macht das mein Bruder in der Großstadt auch am Samstag Vormittag.
Dafür habe ich ein großes Grundstück mit ganz viel Freiraum um mich herum. Hier kann man die Tür offen stehen lassen, hier gibt es Ruhe. Hier können die Kinder und Enkel ungestört Fahrrad fahren lernen und sich dann ausprobieren. Hier können sie rumtoben, auf der Straße, am Feld und im Wald.
Das Leben ist entspannter.
Würde ich es wieder machen? Ja, auf jeden Fall. Ich habe mal ein paar Jahre in der Stadt gelebt, so mittendrin im Kiez mit allen Angeboten, die hier genannt wurden. Ich Leben möchte ich dorthin nicht zurück.
Aber das muss eben Jeder für sich entscheiden, was er im Leben möchte und was ihm wichtig ist.