Ojeoje, da möchte ich fast mal nach Deinem Alter und Vorleben fragen, wenn Du solch steile Thesen aufstellst.
Als Kind der frühen 80er muss ich mich natürlich auf die Aussagen der Altvorderen verlassen. Manches von dem, was Du hier schilderst, deckt sich mit diesen Aussagen, anderes wiederum weniger.
Mir ging es aber auch gar nicht darum, hier Holzöfen und Zentralheizungen zu vergleichen. Das das Leben in den 60er weniger Komfort bot als heutzutage wird keiner bestreiten.
Aber meine These lautete ja nicht, dass früher alles besser war, sondern dass ein Eigentumserwerb für den Durchschnittsverdiener* im Jahr 2020 aus
rein finanzieller Sicht so schwer war wie noch nie. Und diese These wird insbesondere durch den Immobilienpreisindex deutlich untermauert.
Leider sind hier Links verboten, aber der Index lässt sich für jeden easy finden.
(* Durchschnittsverdiener bezieht sich auf das Durchschnittsentgelt in der Rentenversicherung)
Für die 60er-Jahre gibt es leider noch keine Zahlen, der Index beginnt erst 1975, also vergleichen wir doch einfach mal die Preisentwicklung der letzten 4 Jahre der 70er und der 2010er-Jahre miteinander.
Es geht im Beispiel um ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit durchschnittlichem Grundstück.
Der Median (Index = 100) ist das Jahr 1990.
Preisindexvergleich von 1975 zu 1976: 45,2 / 46,9 (+ 1,7 Punkte)
Von 1976 zu 1977: 46,9 / 51,5 (+ 4,6 Punkte)
Von 1977 zu 1978: 51,5 / 57,0 (+ 5,5 Punkte)
Von 1978 zu 1979: 57,0 / 65,8 (+ 8,8 Punkte)
Dazu im Vergleich die Zahlen der letzten 4 Jahre:
Von 2015 zu 2016: 172,8 / 184,8 (+ 12,0 Punkte)
Von 2016 zu 2017: 184,8 / 203,2 (+ 18,4 Punkte)
Von 2017 zu 2018: 203,2 / 221,0 (+ 17,8 Punkte)
Von 2018 zu 2019: 221,0 / 237,2 (+ 16,2 Punkte)
Wir haben in den letzten Jahren also deutliche Preissprünge zu verzeichnen, wie es sie damals schlichtweg nicht gegeben hat. Zwischen 1995 (130,8) und 1998 (126,4) ist der Index sogar gefallen. Glückwunsch an jeden, der damals kaufen konnte.
In den 2000er-Jahren stagnierte die Preisentwicklung: 2000 (130,8) und 2009 (134,4).
Ab 2010 ging die Luzie dann so richtig ab, wobei das Tempo in den letzten 3-4 Jahren nochmal zusätzlich angezogen hat:
2010 = 133,9
2011 = 138,2
2012 = 143,6
2013 = 152,0
2014 = 164,3
2015 = 172,8
2016 = 184,8
2017 = 203,2
2018 = 221,0
2019 = 237,2
Jetzt kann man natürlich einwerfen, dass die Zinsen heute viel niedriger sind, aber dieser Vorteil wird dadurch wieder zunichte gemacht, dass im Umkehrschluss auch immer mehr Eigenkapital aufgeboten werden muss, um die besten Zinskonditionen auch wirklich zu bekommen. Und da hapert es halt beim Normalverdienerhaushalt immer häufiger. Kein Wunder bei dem o. g. Tempo der Preisentwicklung.
Wenn die Alten heute behaupten, die Jungen können sich nur deswegen kein Eigentum mehr leisten, weil sie zu viel konsumieren, dann ist das absolut verkürzt. Wie oben schon gesagt wurde: Nur mit Konsumverzicht ist der Sprung ins Wohneigentum bei dieser rasanten Preisentwicklung für den Durchschnittsverdiener auch nicht mehr zu schaffen.