War das nicht schon immer so? Ich denke, das war früher doch ganz normal. Als meine Schwiegereltern Ende der 60er bauten, war klar dass gespart werden musste. Es war normal, vorab schon jeden Pfennig in einen Bausparer zu stecken. Es war normal, beim Hausbau nur das zu bauen, was auch bezahlbar war - bei meinen Schwiegereltern war es damals gar die Zentralheizung, die auf der Streichliste stand und nur durch eine Finanzspritze der Eltern realisierbar war. Der Außenbereich war bei Einzug noch lang nicht fertig. Im Wohnzimmer stand eine alte Couch aus der Verwandtschaft, die Schrankwand kam auch erst Jahre später. Die ersten Jahre nach Hausbau wurde nicht verreist, sondern wandern gegangen - jeder Pfennig wurde in die Abtragung des Kredits gesteckt. Das war damals doch ganz normal. Schulden waren eben unangenehm.
Das ist inzwischen einfach anders. Für viele sind Schulden etwas ganz normales - TV und Möbel auf Pump, ja sogar Klamotten und Urlaube per Ratenzahlung. Beim Hausbau klotzt man lieber, die paar 10.000 mehr machen das Kraut ja auch nimmer fett. Da wird fremdes Geld mit vollen Händen ausgegeben.
Für Viele ist die Fernreise einfach Standard geworden. Bekannte haben neu gebaut, für die Terrasse, Carport und Zaun war am Ende durch Aufmusterungen kein Geld mehr da. Letztes Jahr ging es trotzdem für 2 Wochen nach New York, muss man sich mal gönnen - die restlichen 50 Wochen des Jahres wurde sich dann wieder über die fehlende Terrasse aufgeregt. Jeder so wie er es mag
Stimme Dir zu; ein Hoch auf unsere Elterngeneration !
Meine Eltern haben 1960 mit der "Neuen Heimat" eine Doppelhaushälfte gebaut und dann auf 90qm und 3 Etagen mit Verwandten gelebt; das war Luxus, der durch das Teilen erst möglich war. Dazu kam die absolut nötige Selbstkasteiung, d.h. niemals Restaurant, Alles selbst anbauen/ernten (zwangsweise Öko), ein altes Fahrrad für Alle, kein TV, Zentralheizung zu teuer, Waschzuber im Keller (auch zum Schweine schlachten), Reisen kannte man ohnehin nicht usw.
Diese gute alte aber eben wahrheitsgemäße Leier, die bei jungen Menschen oft nur Gähnen bewirkt. Dennoch bin ich froh, dass ich diese Einfachheit so erlebt habe, ohne jemals einen Mangel gespürt zu haben.
Nicht dass ich das wiederhaben möchte aber ich lese öfter einmal, dass es gerade heute besonders schwer sei, auch ein Haus zu bauen. Das ist es nicht!
Es liegt alleine an den drastisch gestiegenden Erwartungen an eigene Lebensinhalte (die ich selbst ja auch habe). Begriffe wie "Rückkehr zur Vollzeit" (Teilzeit??was ist das?), Home-Office, Traumküche, eigenes Kinderbad, Spielzimmer, Smart-Home usw.
Ich will das ja keineswegs verdammen, denn auch ich liebe Innovation, schöne Dinge und Genuss aber genauso weiß ich noch, wie es damals war und habe daher allerhöchsten Respekt davor, wie meine Elterngeneration ihr einfaches Mini-Häuschen gebaut haben mit dem Ziel der Sicherheit für die Familie. Ich finde man sollte dazu stehen, dass man heute gerne Luxus mag bzw. einen hohen Lebensstandard, das gönne ich auch absolut Jedem und mir selbst genauso.
Wenn ich aber lese, dass Mancher hier das Bauen von damals mit dem Bauen von heute vergleicht merke ich, dass er das frühere Leben nur aus ulkigen Büchern kennen kann und empfinde es als Gejammer.
Ich baue nun zum wiederholten Mal aber ich weiß, dass ich mich im Luxussegment bewege wie alle anderen auch hier; alleine worüber wir uns hier teilweise Gedanken machen.....
Wir leben heute Träume in Küche, Bad und Kinderzimmer sowie den ausgefallensten Materialien. Wer das nicht als allerhöchsten Luxus (und das ist ja schön so) und Glück in seinem Leben empfindet dem kann man wohl nicht mehr helfen.
Wir sollten uns bewusst sein, dass es überwiegend dem Glück der "späteren Geburt" geschuldet ist, da eine vorherige Generation niemals die Möglichkeit gehabt hätte, so etwas zu erreichen. Nich aus mangelnder Intelligenz sondern deswegen, weil man eben Handwerker werden musste bzw. nicht aufs Gymnasium gehen durfte und die Hälfte seines spärlichen Lehrlingsgehalts als Kostgeld zuhause abgebenm musste. Damals war man sauer darüber, heute verstehe ich es und finde es rückblickend absolut richtig und verantwortungsvoll.
Zum Glück leben wir heute aber ich mag einfach nicht das Märchen lesen, dass es früher einfacher oder leichter war.....und das bei einem Gespräch auf der Natursteinterrasse auf Lounge-Möbeln und Windsensor für die funkgesteurte Markisemit einem Glas Prosecco in der Hand.....