Wie schaut es denn bei Aluminium in 7016 bei großen, nach Süden gerichteten Fensterfläche im Sommer aus? Kein Knacken?
Zu dem Thema erinnere ich keine Kundenbeschwerden, wenngleich "zu meiner Zeit in der Branche" auch schon der 7016-Hype angesagt war. Aber ein Traumpaar sind Knallsonne und Fastschwarztöne generell nicht - bei Holz-Aluminium allerdings noch heftiger als bei Kunststoff.
Könntest Du mal für die McDonalds Fraktion unter den Foristen die Vorzüge ggü. Kunststoff rausstellen, die den verlangten Mehrpreis Deiner Meinung nach rechtfertigen?
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: womit rechtfertigt Kunststoff eigentlich seinen geringen Minderpreis ? - der beträgt nämlich bei Fenstern guter Qualität nur etwa 20%, auch wenn die Preis-Leistungs-Vorstellungen der Mehrheit da anders geprägt sind (weil der Kunststoff-Bauelemente-Markt von Baumarkt- und Discounterangeboten dominiert wird).
Wir hatten am Firmensitz eigene Produkte verbaut, die nach bereits mehr als dreißig Jahren noch wie neu aussahen. Kunststofffenster kenne ich nur solche, die - obwohl neu mit bloßem Auge kaum zu unterscheiden - schon nach fünfzehn bis zwanzig Jahren aus der Nähe so aussehen, als hätte jemand ihre Rahmen mit Scheuermilch geputzt.
Oder gibt es Kunststofffenster, die für dich nicht „McDiscount“ sind?
Diejenigen von
Gealan finde ich gut. Die werden nicht foliert, sondern bekommen ihre Farbschicht "aufgeschmolzen".
Was glaubst du ist der Grund, warum 90% der Verbraucher seit Jahrzehnten Kunststofffenster bevorzugen und was kann ein Aluhersteller daraus lernen und verbessern?
Daraus lernen wollen würde ich garnichts. Audi ist nicht besser als Seat, sondern deshalb teurer, weil sie die Kunden mit mehr Geld haben wollen. Kunststoff würde ich niemals an Einfamilienhausbauer verticken wollen: einfach, weil das ein Preissucher-Marktsegment ist. Da verdient man kein Geld, da wechselt man es nur.
Dass so viele Leute Kunststofffenster haben wollen, hat "historische" Gründe, und die sind so mythosbasiert wie die Vorliebe für Massivbauten aus hausgeschlachteten Ziegeln vom Landmetzger.
Vor ungefähr fünfzig Jahren hat sich der Fenstermarkt neu sortiert, die Leute wollten weg vom Holz: der dort sehr enge Zusammenhang zwischen Pflege und Haltbarkeit wurde als lästig empfunden. Alufenster der damaligen Bauart hatten einen Konstruktionsfehler: sie hatten noch keine Trennung in äußere und innere Profilseite. Wegen der guten Wärmeleitfähigkeit haben damals viele Menschen die Erfahrung verinnerlicht, Aluprofile fühlten sich im Winter eiskalt an. Außerdem kam es dadurch zu beschlagenen Scheiben der ebenfalls noch neuen Doppelverglasungen.
Zwei Materialien hatten diese Probleme nicht: teure Hölzer aus Skandinavien und aus tropischen Gebieten, und Kunststoff. In den 80er Jahren ist dann die Nachfrage nach Tropenhölzern eingebrochen. Was geblieben ist, ist Kunststoff. Dem kommt auch zugute, daß Kunststoffverarbeitung auch Schreinern vertraut ist, die also trotz des Materialwechsels das Geschäftsfeld Fensterbau nicht aufzugeben brauchten.
Mittlerweile wird das Bedürfnis nach Holz-Innenseiten wieder stärker, von wegen wohnlichwarmnatur tralala. Aber bitte ohne Streichenmüssen, also wetterfest. Als Lösung wird angesehen, Alubleche als Schutzschicht aufzubringen. Leider "funktioniert" das nur dann auch zu discounterverdorbenen Preisen, wenn der Aluminium-Schutz dazu mißbraucht wird, für sich allein betrachtet nicht für den Fensterbau geeignete Holzqualitäten zu verwenden. Aber das möchte der Verbraucher wie immer erst am eigenen Portemonnaie lernen