Da es für den Begriff „Dorf“ keine feste Definition gibt was Größe und vorhandene Infrastruktur gibt, denke ich dass jeder hier seine eigenen Erfahrungen mit dem „Dorf“ gemacht hat.
Ich bin zum Beispiel in einem Dorf im Münsterland aufgewachsen.
Vor 40 Jahren ca. 1500 Einwohner. Damals gab es dort eine Tankstelle mit integrierter KFZ-Werkstatt, einen Supermarkt, einen Metzger, einen Tante-Emma-Laden, ein Schreibwarengeschäft, einen Eisenwarenladen, einen Frisör, eine Postfiliale, 2 Dorfkneipen und ein kleines Hotel mit Restaurant. Alles Familienbetriebe von eingesessenen Dorfbewohnern.
Jetzt bereits seit vielen Jahren gibt es davon NICHT mehr: den Supermarkt, den Metzger, den Tante-Emma-Laden, das Schreibwarengeschäft, den Eisenwarenladen, den Frisör, die Postfiliale und die beiden Dorfkneipen. (Eine der Kneipen und die Postfiliale waren sogar für Jahrzehnte in eigenem Familienbesitz, bei uns wollte aber ebenfalls niemand den Betrieb weiterführen)
Dafür mittlerweile über 2000 Einwohner.
Nach vielen Jahren ohne eigenen Supermarkt gibt es seit einiger Zeit jetzt einen von den Dorfbewohnern selbst betriebenen Dorfladen.
Also hatte das „Dorf“ damals um einiges mehr an Infrastruktur als heute.
Eine Grundschule und einen Kindergarten gibt es dort ebenfalls seit ich Denken kann. Zur Kindheit meines Vaters gab es dort bereits sowas wie eine weiterführende Schule. Das war aber noch ein altes Backsteingebäude in der Bauerschaft etwas ausserhalb des Dorfes. Dort gab es dann die Klassen 1 bis 8 und nach der 8. Klasse hatte meiner Vater so etwas wie einen Hauptschulabschluss heute. Mit 13 hat er dann seine Lehre begonnen.
Heute wohnen wir in einer Gemeinde mit ca. 7000 Einwohnern im Rheinland. Hier gibt es fast alles an Infrastruktur, außer einer Tankstelle. Da ist die nächste erst im Nachbarort, 7km entfernt.
Ich finde es deshalb auch immer schwierig, wenn hier von „Dorf“ geschrieben wird, da jeder etwas anderes unter einem Dorf versteht.