Ich habe nichts gegen Neubaugebiete. Ich habe etwas gegen sterbende und leerstehende Innenstädte, in denen bereits die komplette Infrastruktur (Gas, Wasser, Strom, Telefon, Kanal, Straße, Gehweg, Straßenbeleuchtung, etc.) vorhanden ist und nicht genutzt wird. Den Luxus diese Infrastruktur ungenutzt zulassen und weiterhin auch zu unterhalten und zu halten muss sich eine Gesellschaft erstmal leisten können.
Meine Heimatstadt hat seit 30 Jahren eine sehr konstante Bevölkerungszahl. Die bebaute Fläche hat aber um 25 % zugenommen und mit ihr auch die Anzahl an Mitarbeitern im städtischen Bauhof und die Kosten für Straßenbau - und Instandhaltung. Diese Knete könnte deutlich sinnvoller verwendet werden...
Da hast du durchaus recht. Aber, wo sind die Häuser in den Dorfkernen die man kaufen und bewohnen kann? Wir waren ja nicht von Anfang an auf Neubau aus sondern hätten sogar lieber was aus dem Bestand gekauft. Aber dafür dass das Problem immer so hochgeredet wird, ist einfach nichts auf dem Markt was sich als Alternative anbietet. Es gibt vereinzelt steinalte Fachwerkhäuser die als Sanierungsfall wohl das Budget eines Neubaus deutlich übersteigen, dafür aber keinen Garten haben. Dafür gebe ich dann nicht noch 250k aus. Und dann waren auf dem Markt viele Einfamilienhaus aus 1970-1980 vollkommen heruntergewirtschaftet. Die waren für ca 400k inseriert und ebenfalls Sanierungsfälle für gerne mal 100k. Diese Häuser waren aber dann auch alle nach 2 Tagen weg. Ich kenne jedenfalls keine nennenswert leerstehenden Ortskerne hier in der Gegend.
Was es natürlich gibt, sind Häuser die mal von 5 Personen bewohnt wurden aber jetzt nur noch von 1-2 Personen. Die Kinder haben sich längst was eigenes gesucht. Dadurch wächst der Ort natürlich auch trotz gleichbkeibender Bevölkerung.
Die beiden Probleme verlangen aber nach vollkommen unterschiedlichen Maßnahmen. Echter Leerstand leidet oft an den von haydee beschriebenen Problemen. Katastrophale Bausubstanz, oft direkt an der Durchgangsstraße, als Abrissgrundstück kaum geeignet da klein und anspruchsvoll zu bebauen. Eventuell noch Stress mit dem Denkmalschutz. Wer will sich das freiwillig antun und wer kann sich das leisten?
Unterbelegung liegt dagegen eher am Mangel an Alternativen. Wenn die Oma aus ihrem Haus auszieht, wohin zieht sie dann? Seniorengerechte Wohnungen die ein adäquater Ersatz für ein Haus sind, gibt es fast nicht. Im ländlichen Raum noch viel weniger.