Baukosten gehen aktuell durch die Decke

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Zuletzt aktualisiert 22.12.2024
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D

dertill

as Problem ist halt, dass wir jetzt diese 300kWh/qm Häuser und mit ihren "ich muss ja nicht unbedingt sanieren"-Besitzern durch die Gas-/Strom-/Öl-/Pellet-Preisbremsen subventionieren obwohl die Entlastung deutlich nachhaltiger wäre wenn man den Energieverbrauch dieser Häuser reduziert.
Nachhaltiger wäre eine Außen- und Wirtschaftspolitik, die eine solche Maßnahme nicht erst notwendig werden lässt. Die Schuld jetzt den Bewohnern der alten Häuser zuzuschieben und sie zur Sanierung zu zwingen, ist einfach, wird aber weder dir noch denen noch dem Klima helfen. Wer möchte, dass Menschen Ihre Häuser sanieren, muss dazu Anreize schaffen (Energiepreise, Aufschläge, Fördermittel) und auf der anderen Seite den Menschen die Mittel, sprich Geld dazu geben. Ersteres wurde in der Vergangenheit getan, aber gleichzeitig wurde den Menschen durch aktive Politik real der Lohn gekürzt also die Mittel zur Sanierung entwendet.

Und ein zweites Problem bei der Sache, lieber Till, ist dass der Markt verzerrt wird wenn wir solche Häuser unsaniert lassen. Wir haben uns auch einige Häuser im Bestand angeschaut, aber wenn man eine Sanierung einkalkuliert wird man immer von jemand überboten der sich die Sanierung klein rechnet. Als Gesellschaft ist das nicht wünschenswert und das hat die Häuser nicht bezahlbarer gemacht
Die Vorschrift bei Neuerwerb innerhalb von x Jahren mindestens Maßnahme a und b durchzuführen, darüber kann man diskutieren. Das ist aber was anderes, als die Pflicht im Bestand.
 
WilderSueden

WilderSueden

Jetzt mal halblang. Wir reden schon seit mindestens 10 Jahren davon, dass der Altbestand energetisch saniert werden muss. Und abgesehen von den letzten 1,5 Jahren war die Inflation immer niedrig. So niedrig sogar, dass die EZB gar nicht mehr wusste wie sie die steigern soll. Bis vor ein paar Jahren waren die Baukosten auch deutlich niedriger, bei niedrigen Zinsen. Wer vorausschauend gehandelt hat, konnte sanieren und erlebt jetzt die schnellere Amortisation.
Aber ebenso wie die Politik das Thema halbherzig angegangen ist (keine umfassende Sanierungspflichten), haben die allermeisten Hausbesitzer das Thema auf die Zukunft verschoben. Energie war ja auch relativ billig und eine Sanierung würde sich nicht amortisieren. Jetzt haben wir den Salat weil der Druck zur Sanierung in einer Zeit steigt in der auch die Baupreise und Zinsen hoch sind. Und ganz klassisch wird jetzt prozyklisch gehandelt indem man versucht das Thema mit Fördergeldern zu erschlagen.
 
i_b_n_a_n

i_b_n_a_n

Dämmmaßnahmen im Bestand sind ohne starke Förderung meist ein Zuschussgeschäft, dies verpflichtend Vorzuschreiben ist unsozial und auch ökologisch bedenklich - würde also zum sonstigen politischen Zeitgeist gut passen.
Die meisten älteren Gebäude haben Schwachstellen, welche es sich lohnt anzugehen. Meist wird das aber nicht nicht getan, weil man die Umwelt so gerne mit der Abwärme des Hauses beglückt, sondern weil schlicht 1. das Wissen und 2. das Geld hierfür fehlt.
Anreize durch sinnvolle Unterstützung (vor allem im vermieteten Bereich) zu schaffen und die Menschen aufzuklären, finde ich sehr sinnvoll, vor allem über unkomplizierte niedrigschwellige Förderungen. Aber eine Pflicht zur Durchführung von Baumaßnahmen im Bestand, welche über die bestehenden Anforderungen hinaus geht, halte ich für falsch. Im Neubauhaus sitzend fordert sich eine solche Pflicht sehr leicht, im 1970er Jahre Altbau in Rente heißt das adé Wohlstand, willkommen Mietkaserne und Händereiben beim "Investor".
Dem Klima ist damit nicht geholfen.

Hier wird gerne und häufig über Bewohner alter Häuser mit hohem Energiebedarf hergezogen. Mal ganz offen, mal scheint die moralische Überheblichkeit nur durch die one love - Fassade hindurch. Dass der Knackpunkt des Klimaschutzes aber nicht in der massenhaften Kasernierung weniger wohlhabender Bevölkerungsteile liegt, sondern auch bei den Einschränkungen der Doppelgaragen- und Swimmingpoolinhaber mit Webergrill-Rinderhüftsteakparty und auch und vor allem bei den mit dem Porsche zum Bäcker und zum Shoppingwochenende nach London Fahrern, wird hier nicht so gerne gelesen. Auch Altbaubeheizer leisten ihren Beitrag zum Klimawandel. Dies rechtfertigt jedoch nicht die Beanspruchung des Monopols auf klimaschädlichen Komfort durch die Neubauökos oder jungen Sanierer.

Ebenso gut könnte man als Klimaschutzmaßnahme die Verwendung von Fahrrädern bei Strecken unter 5 km fordern oder die Pflicht zur veganen Ernährung. Letztlich wäre das deutlich weniger unsozial besser für das Gemeinwohl (und Tierwohl) und hätte vermutlich einen deutlich größeren Effekt für das Klima - dennoch wäre das für die Gesellschaft keine Friedensstiftende Maßnahme.

Vielleicht sollten wir alle mit dem Finger weniger auf andere zeigen und vor allem mit den Füßen weniger nach unten treten, sondern die Waffen ruhen lassen und eine Stimmung des Miteinanders und Gemeinwohlgedankens schaffen. Im derzeitigen System, zu dessen Ausnutzen hier ja auch aufgerufen wird, werden wir auch mit Styroporzwang keinen realen Klimaschutz umsetzen können.
das ist ein toller Text den du da geschrieben hast. Ich stimme nahezu komplett mit dir überein. Ich bin noch bis morgen Besitzer eines alten Hauses (270 Jahre) und seit gut einem Jahr Besitzer eines Neubaus (Doppelhaushälfte, KfW40+ / Passivhaus). Ich war mal arm, jetzt gehts mir ganz gut (Ich bin nicht reich!). Ich kenne also ein breites Spektrum aus eigener realer Erfahrung. Alle die hier Stammtischparolen raushauen, ich zähle mich mit dazu, tun nichts ausser hier und da ein bisschen Greenwashing zu betreiben indem man E fährt, wenig Energie im neuen Haus benötigt, Fleisch reduziert (wirklich?) und nur noch 2 statt drei Mal in den Urlaub fliegt. Ehrliches Umdenken (Achtung Klimakrise!) und Beteiligung (im Sinne einer Liquid Democracy) ist uns doch allen zu anstrengend! Wir wollen unseren Kindern eine bessere Zukunft gestalten? Haa, ich lache mal laut auf. Ernsthaft Gedanken was das bedeutet (niedriger Lebensstandard für alle Europäer damit er weltweit im Durchschnitt steigen kann?)
Und seien wir ehrlich, wer die Wahlergebnisse nüchtern und neutral betrachtet kann nicht an ein echten Umdenken glauben. Höre mal auf hier, muss wieder arbeiten damit wir dieses Jahr noch die Mio knacken :p
 
H

haydee

Nicht jeder kann sanieren. Es gibt auch Eigenheimbesitzer - gerade auf dem platten Land - die würden in der Sozialen Hängematte mehr Geld zum Leben haben. Wenn du jeden Cent 2x umdrehen mußt und manchmal vom Monat noch viel übrig ist, wenn das Geld zu Ende ist, mußt du Jahre sparen, um irgendwann das Material für die Dämmung kaufen zu können. Sollen diese Menschen in die soziale Hängematte gehen, in Städte ziehen, weil es dort theoretisch Mietwohnungen gibt?
Dafür sind die noch nie geflogen, essen nicht täglich Fleisch, flicken Kleidung, kaufen gebraucht
 
M

motorradsilke

Jetzt mal halblang. Wir reden schon seit mindestens 10 Jahren davon, dass der Altbestand energetisch saniert werden muss. Und abgesehen von den letzten 1,5 Jahren war die Inflation immer niedrig. So niedrig sogar, dass die EZB gar nicht mehr wusste wie sie die steigern soll. Bis vor ein paar Jahren waren die Baukosten auch deutlich niedriger, bei niedrigen Zinsen. Wer vorausschauend gehandelt hat, konnte sanieren und erlebt jetzt die schnellere Amortisation.
Aber ebenso wie die Politik das Thema halbherzig angegangen ist (keine umfassende Sanierungspflichten), haben die allermeisten Hausbesitzer das Thema auf die Zukunft verschoben. Energie war ja auch relativ billig und eine Sanierung würde sich nicht amortisieren. Jetzt haben wir den Salat weil der Druck zur Sanierung in einer Zeit steigt in der auch die Baupreise und Zinsen hoch sind. Und ganz klassisch wird jetzt prozyklisch gehandelt indem man versucht das Thema mit Fördergeldern zu erschlagen.
Und was wäre dein Vorschlag, was wir JETZT machen könnten? Was wir verpasst haben können wir nicht mehr ändern.
 
D

dertill

Aber ebenso wie die Politik das Thema halbherzig angegangen ist (keine umfassende Sanierungspflichten), haben die allermeisten Hausbesitzer das Thema auf die Zukunft verschoben. Energie war ja auch relativ billig und eine Sanierung würde sich nicht amortisieren. Jetzt haben wir den Salat weil der Druck zur Sanierung in einer Zeit steigt in der auch die Baupreise und Zinsen hoch sind.
Ich stimme dir voll zu.
Es wurden durch die niedrigen Energiekosten in der Vergangenheit und damals lächerlichen Förderungen in der Bestandssanierung dafür aber hohen Förderung im Neubaubereich keine Anreize zum Sanieren geschaffen. Diese kamen erst in letzter Zeit mit der BEHG-Umlage auf Erdgas und Öl / Benzin und die Einführung der BEG-Förderung. Leider war es dann schon zu spät, da durch die Wirtschaftspolitik bei vielen kein Geld mehr über war. Nun haben wir dazu noch die gestiegenen Baukosten und Energiekosten und noch weniger Menschen haben Spielraum zum Investieren.

Dass die Inflation nur sehr begrenzt durch die Geldpolitik der Notenbank beeinflusst werden kann, braucht man spätestens seit diesem Jahr nicht mehr beweisen und auch zuvor konnte man sehen, dass die niedrigen Zinsen einen Kapitalfluss in Richtung Aktien und Immobilien verursachen, aber der Einfluss der Reallohnentwicklung (und anderer Faktoren) auf die Inflation viel größer ist - und letztere war seit 1990 bis vor ein paar Jahren nun mal genau 0.
 
Zuletzt aktualisiert 22.12.2024
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